Allg. Zeitung Mainz: Blümchenwelt / Kommentar von Mario Thurnes zu Aggressionen im Verkehr
Geschrieben am 20-06-2018 |
Mainz (ots) - Der SUV ist das Symbol für den Zustand auf unseren
Straßen: Angesichts Größe und Wucht unterscheidet nur noch die
fehlende Kanone ihn vom Panzer. Gefahren wird der Stadt-Geländewagen
meist mit der gleichen Grazie und Rücksichtnahme. Wobei wir Medien
selbstkritisch sein müssen: Wenn wir über Verkehr berichten, zeichnen
wir gerne eine Blümchenwelt der autofreien Stadt, in der sich gut
gelaunte Radfahrer zuwinken und höchstens für Transporte das
Elektro-Auto bemüht wird. In Wirklichkeit steigt die Zahl der
zugelassenen Fahrzeuge kontinuierlich - und damit der Druck auf die
Verkehrsteilnehmer. Den geben sie weiter. So wird Fahren zum
Existenzkampf. Manche würden eher auf ihr Leben als auf ihre Vorfahrt
verzichten. Biegt ein Auto oder ein LKW rechts ab, bedeutet das eine
tödliche Gefahr für Radfahrer. Die wiederum fahren mit 30
Stundenkilometern über Fußwege und lassen beim Überholen von
Passanten nicht mal eine Ellenlänge Abstand. Bewegt sich der
Fußgänger unbedacht, kann er sich mal anhören, wie sehr er es ist,
der den Radfahrer in Gefahr gebracht hat. Denn im Verkehr siegt nicht
die Logik, sondern der Stärkere. Dass die Leute dann auf
panzerähnliche Autos umsteigen, ist nur konsequent. Was hilft? Zum
einen darf die Politik sich nicht weiter von der Blümchenwelt der
autofreien Stadt täuschen lassen und muss den Verkehr so regeln, dass
er zunehmenden Pendlerströmen und Lieferverkehr gerecht wird. Zum
anderen müssen wir alle vernünftiger werden und uns vor Augen halten,
dass es besser ist, die Vorfahrt zu verlieren und das Leben zu
behalten.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Leonie Peschke
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell
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