Börsen-Zeitung: Im Bann des Handelsstreits,
Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 22-06-2018 |
Frankfurt (ots) - Noch überwiegt am Aktienmarkt die Hoffnung, dass
im Handelskonflikt letztlich doch ökonomische Vernunft die Oberhand
gewinnt und ein für die Weltwirtschaft verheerender Handelskrieg
vermieden wird. Allerdings haben die jüngsten Ereignisse die
Hoffnung nicht gerade bestärkt. Mit den von China und der EU
verhängten Vergeltungszöllen hat sich der Konflikt weiter verschärft,
und er droht sich noch weiter hochzuschaukeln, nachdem US-Präsident
Donald Trump per Twitter Strafzölle auf Autos aus der EU ankündigt
hat.
Aus Sicht des Aktienmarktes hat der Konflikt nun durch eine
weitere Entwicklung eine neue Stufe erreicht. Mit Daimler hat
erstmals ein Unternehmen unter Hinweis auf den Handelskonflikt eine
Gewinnwarnung ausgegeben. Vor allem aufgrund der von China verhängten
Zölle auf in den USA produzierte Fahrzeuge, die den SUV-Absatz in der
Volksrepublik zu beeinträchtigen drohen, geht das Unternehmen für das
Gesamtjahr nun von einem Rückgang seines operativen Ergebnisses
zwischen 2,5% und 10% aus. Ein Schock. Die Aktie fiel um bis zu 5,9%
bis auf 58,68 Euro, der tiefste Stand seit dem Juli 2016. Die DZ Bank
befürchtet noch mehr Ungemach für die Aktie. Das Institut stufte sie
in der abgelaufenen Woche auf Verkaufen zurück und senkte den für den
Titel veranschlagten Fair Value von 63 auf 49 Euro. In diesem sind
nicht nur reduzierte Ergebnisschätzungen eingearbeitet, sondern auch
eine erhöhte Risikoprämie.
"Der zu erwartende anhaltende Newsflow zu den Themen Zölle und
Diesel dürfte das Sentiment gegenüber der Branche und unter anderem
nach der überraschenden Gewinnwarnung insbesondere Daimler belasten",
so das Institut. Der gesamte Automobilsektor leidet unter dem
Handelsstreit, sein Stoxx-Branchenindex sank zuletzt auf den tiefsten
Stand seit dem September 2017. Denn es muss befürchtet werden, dass
die USA die von Trump angekündigten Zölle auf Automobile aus der EU
auch verhängen werden, was angesichts der Bedeutung des US-Marktes
sehr negative Auswirkungen hätte.
Auch auf Gesamtmarktniveau würde das stark bemerkbar werden.
Allein auf die vier Unternehmen der Automobilbranche entfallen den
Markterwartungen zufolge in diesem Jahr 45% der gesamten Erlöse und
34% der Nachsteuergewinne der Dax-Unternehmen, hat die Commerzbank
errechnet. Hinzu kommt, dass der Automobilsektor nicht die einzige
Branche ist, die stark leiden wird, wenn sich die Spirale im
Handelsstreit weiterdreht. Mit der jüngsten Eskalation im
Handelskonflikt zwischen den USA und China seien die Abwärtsrisiken
wieder ins Blickfeld gerückt, so die BayernLB. Der Dax sei aufgrund
seiner zyklischen Sektorstruktur, der hohen Exportorientierung der
Unternehmen und des hohen Automobil-Exposure besonders anfällig für
eine Verschärfung des protektionistischen Kurses der amerikanischen
Regierung. Noch kann das Schlimmste auf dem Verhandlungswege
verhindert werden, und einstweilen sprechen ein recht solides
Wachstum der Wirtschaft und der Gewinne und die niedrigen Zinsen für
Dividendentitel.
Doch der Handelsstreit droht sich hinzuziehen und damit letztlich
über Stimmungseintrübung und Verunsicherung über kurz oder lang in
der Realwirtschaft Schleifspuren zu hinterlassen. Für den Aktienmarkt
bedeutet das wahrscheinlich einen volatilen Sommer und möglicherweise
weiteren Kursdruck. In diesem Umfeld dürften Strategen, die zu einer
defensiven Positionierung zulasten zyklischer Assets raten, bei den
Investoren durchaus auf Gehör stoßen.
Denn die potenziellen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Die UBS
glaubt zwar, dass es zu Verhandlungen und Kompromissen kommen wird.
Allerdings veranschlagt sie die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation,
bei der die USA Strafzölle auf einer breiteren Basis, die größere
Branchen der amerikanischen Wirtschaft einschließen, verhängen, mit
20 bis 30%. Zwar wären die makroökonomischen Auswirkungen ihrer
Einschätzung nach relativ überschaubar. Jedoch würden
Vergeltungszölle der Handelspartner der Vereinigten Staaten die
Gewinne großer US-Unternehmen und eventuell auch anderer großer, eng
mit der amerikanischen Wertschöpfungskette verbundener
multinationaler Konzerne drücken, so das Institut. Das, befürchtet
die Schweizer Großbank, könnte an den weltweiten Aktienmärkten zu
einer Korrektur zwischen 10 und 20% führen.
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