Nach dem Airberlin-Aus: Schwacher Wettbewerb lässt Flugpreise auf vielen Strecken steigen
Geschrieben am 04-07-2018 |
Berlin (ots) -
Auf einen Blick
++ Mittelstreckenflüge sind im Juli werktags 45,6 Prozent teurer als
noch im Oktober
++ Für Mittelstreckenflüge am Wochenende zahlen Reisende heute 15,2
Prozent mehr
++ Kurzstreckenflüge sind aktuell werktags 9,5 Prozent teuer als vor
dem Airberlin-Aus
++ Wer am Wochenende innerdeutsch fliegt, zahlt zurzeit 7,0 Prozent
mehr
Sommerzeit ist Urlaubszeit - und die verbringen die meisten
Deutschen gern fernab vom Alltag. Flugreisende müssen für die Auszeit
vom Alltag aber immer tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für
die Kurz- und Mittelstrecke liegen im Juli deutlich über dem
Jahresmittel. Ein Grund sind die Schulferien, ein anderer das Aus von
Airberlin. Eine neue Studie des Verbraucherforums mydealz.de zeigt,
wie sehr sich die Konsolidierung des Markts auf die Preise auswirkt:
Bedienen mehrere Airlines eine Strecke, liegen die Flugpreise heute
unter dem Niveau von Oktober 2017. Für Flüge auf wettbewerbsarmen
Strecken müssen Reisende nun hingegen tiefer in die Tasche greifen.
Das Aus von Airberlin trifft so vor allem Flugreisende aus dem Süden
und Südwesten.
570 Euro kosten Direktflüge von Düsseldorf nach Las Palmas auf
Gran Canaria im Juli im günstigsten Fall. 52 Euro zahlen Reisende für
den Flug von Berlin nach Mallorca und retour. Wer zu den Kanaren
reisen möchte, zahlt so 280 Prozent (420 Euro) mehr als noch im
Oktober letzten Jahres. Mallorca-Reisende sparen indes 41,6 Prozent
(37,00 Euro) gegenüber dem letzten Monat, in dem Airberlin noch
geflogen ist. Der Grund für die unterschiedliche Entwicklung? Für die
Strecke Düsseldorf-Las Palmas sind am 17. und 31. Juli nur Flüge mit
TUI Fly erhältlich. Auf der Strecke Berlin-Mallorca konkurrieren mit
Easyjet sowie Eurowings, Germania und Laudamotion hingegen vier
Airlines um die Gunst der Reisenden.
Der Vergleich zeigt, wie wichtig ein reger Wettbewerb für günstige
Flugpreise ist und wie sehr fehlende Konkurrenz hohe Preise
begünstigt. Durch das Aus der einst zweitwichtigsten deutschen
Fluggesellschaft Airberlin ist auf vielen Strecken eine
Marktsituation entstanden, die Reisende teuer zu stehen kommt. Dies
macht auch ein Blick auf die übrigen 98 Verbindungen der Kurz- und
Mittelstrecke deutlich, die Airberlin früher bedient hat.
Flüge auf der Mittelstrecke sind bis zu 298 Prozent teurer
Die neuen Marktbedingungen bekommen in diesen Tagen vor allem
Reisende zu spüren, die auf den ehemaligen Airberlin-Strecken in den
Urlaub fliegen möchten - nach Spanien, Portugal oder Griechenland
beispielsweise. Noch im Oktober kosteten Mittelstreckenflüge werktags
im Schnitt 188,64 Euro und am Wochenende 269,67 Euro. Wer im Juli
dienstags in den Mittelmeerraum jetten und zwei Wochen später wieder
zurückfliegen möchte, zahlt 274,58 Euro - also 45,6 Prozent (85,95
Euro) mehr. Weniger stark sind die Preise für Mittelstreckenflüge am
Wochenende gestiegen: Hin- und Rückflug sind nun im Juli 15,2 Prozent
(40,09 Euro) teurer als noch im Oktober 2017.
Hinter beiden Durchschnittswerten verbergen sich große
Unterschiede: Nicht alle Mittelstreckenflüge sind seit der
Airberlin-Pleite teurer geworden: Tatsächlich konnten die Tester von
mydealz Tickets für 24 der fünfzig getesteten Verbindungen im Juli
günstiger kaufen als noch im Oktober. Wer im Juli dienstags von
Berlin nach Mallorca und zurück fliegt, spart gegenüber dem Oktober
sogar 67,4 Prozent (60 Euro). Teurer geworden sind ebenfalls genau 24
Verbindungen, teilweise - wie im Fall der Verbindung München-Faro -
sogar um 297,9 Prozent (538,30 Euro). Direktflüge auf zwei anderen,
ehemals von Airberlin bedienten Verbindungen suchen Reisende hingegen
aktuell vergeblich: Wer werktags auf der Strecke Köln-Malta oder am
Wochenende zwischen Hamburg und Faro fliegen möchte, muss mindestens
einen Zwischenstopp einplanen.
Wer nach den Gründen für die unterschiedliche Preisentwicklung
sucht, stößt schnell auf ein Phänomen: Auf den 24 Verbindungen, die
heute günstiger sind als noch im Oktober, verkehren im Mittel 2,72
verschiedene Airlines. Die 24 Verbindungen, die heute teurer sind als
noch im Oktober, werden hingegen nur von 1,83 Fluggesellschaften
bedient. Die Preise auf den 19 Strecken, auf denen nur eine Airline
verkehrt, sind im Schnitt um 33,5 Prozent (89,78 Euro) gestiegen. Die
Preise auf den 16 Verbindungen, die von drei oder mehr Airlines
bedient werden, sind zeitgleich um 8,8 Prozent (17,42 Euro) gesunken.
Der Verdacht drängt sich auf, dass mach ein Akteur genau dort an
der Preisschraube dreht, wo es Passagieren an Alternativen mangelt.
Ein Beispiel hierfür sind die Strecken München-Kos und
Düsseldorf-Kos. Zwar sind Flüge auf diesen Strecken jetzt im Juli
trotz der gestiegenen Kerosinpreise preiswerter als noch im Oktober.
Dass TUI Fly im Juli für Flüge zwischen München und Kos nur 215 Euro
berechnet, für Flüge zwischen Düsseldorf und Kos mit 440 Euro aber
mehr als das Doppelte, ist bezeichnend. Die Strecke Düsseldorf-Kos
bedient TUI Fly exklusiv. Auf der Strecke München-Kos konkurriert die
TUI-Tochter hingegen mit Eurowings und Germania.
Die Preise für Kurzstreckenflüge sind im Schnitt um 8,2 Prozent
gestiegen
Noch drastischer wirkt sich die fehlende Konkurrenz auf die Kosten
für viele Kurzstreckenflüge aus. Im Vergleich zur Mittelstrecke sind
die Preise für innerdeutsche Flüge zwar nur sanft angestiegen:
Innerdeutsche Flüge kosten unter der Woche nun 9,5 Prozent (10,52
Euro) und am Wochenende sogar nur 7,0 Prozent (8,56 Euro) mehr als
noch im Oktober. Wer näher hinsieht, merkt schnell, dass viele
innerdeutsche Strecken nur noch von einer Airline bedient werden und
wie sehr das ausgedünnte Angebot den Preis treibt: 19 der 50 für die
Stichprobe analysierten Verbindungen werden nur noch von einer
Airline bedient. Auf ihnen sind die Preise im Mittel um satte 51,4
Prozent (59,58 Euro) gegenüber dem Oktober gestiegen. Auf den übrigen
31 Strecken konkurrieren immerhin zwei Airlines miteinander. In der
Folge sind die Preise hier deutlich gesunken - um 21,6 Prozent
beziehungsweise 26,74 Euro.
Diese Entwicklung kennt Gewinner und Verlierer. Zwar ist die
zwischenzeitlich verwaiste Strecke zwischen Karlsruhe/Baden-Baden und
Berlin nun wieder in Betrieb und auch die Situation auf der Strecke
Saarbrücken-Berlin, auf der Hin- und Rückflug beim Test im November
satte 2.213 Euro kosteten, hat sich wieder weitgehend normalisiert.
Hin- und Rückflug kosten hier im Juli werktags nun 168 Euro und am
Wochenende 262 Euro. Dennoch haben Reisende aus den eher ländlicheren
Gebieten im deutschen Süden das Nachsehen.
Das zeigt der Preisvergleich für die einzelnen Strecken: Wenig
überraschend sind die Preise auf der - vor allem von
Geschäftsreisenden stark frequentierten - Strecke München-Düsseldorf
gegenüber dem Oktober zwar am stärksten gestiegen: Wer dienstags von
der Isar an den Rhein und donnerstags zurückfliegt, zahlt im Juli 224
Euro und damit 460 Prozent (184,00 Euro) mehr als noch zur
Airberlin-Zeiten. Gleich dahinter folgen aber viele Verbindungen wie
die Strecken Karlsruhe/Baden-Baden-Berlin (220 Euro, +158,8 Prozent),
Hamburg-Stuttgart (170 Euro, +97,7 Prozent), Stuttgart-Düsseldorf
(200 Euro, +96,1 Prozent) sowie Saarbrücken-Berlin (262 Euro, +89,9
Prozent) und Düsseldorf-Nürnberg (150 Euro, +51,5 Prozent), auf denen
mit Eurowings beziehungsweise Luxair (Saarbrücken-Berlin) nur jeweils
eine Airline verkehrt und deren Preise im Vergleich zum Oktober stark
gestiegen sind.
Auf nachfragestärkeren Kurzstrecken gestaltet sich die Situation
anders. Neben Eurowings und der Lufthansa fliegt hier seit dem 5.
Januar auch Easyjet. Und die Billigairline setzt die etablierten
Akteure erheblich unter Druck. Auf 19 der 31 Strecken, die Easyjet
mit anderen Airlines teilt, haben die Briten den niedrigsten Preis.
Die Lufthansa brachte es bei der mydealz-Stichprobe überraschend auf
neun Bestpreise. Ihre eigentliche Billigtochter Eurowings war nur in
drei von 31 Fällen günstiger als die Konkurrenz.
Vom Preiskampf, den sich Easyjet, Eurowings und Lufthansa über den
Wolken liefern, profitieren vor allem Geschäftsreisende, die von
Großstadt zu Großstadt fliegen. Auf der Strecke Köln-München sind die
Flüge im Juli mit 109 Euro für den Hin- und Rückflug so am
preiswertesten: Gegenüber dem Oktober sparen Geschäftsreisende 56,4
Prozent (141 Euro). Und auch die Strecken Köln-Berlin (59 Euro, -50,8
Prozent), Stuttgart-Berlin (55 Euro, -48,6 Prozent), Frankfurt-Berlin
(57 Euro, -47,7 Prozent) sowie München-Köln (119 Euro, -43.3 Prozent)
sind werktags deutlich preiswerter als noch im Oktober.
Flüge am Wochenende sind zwischen Frankfurt und Berlin am
preiswertesten: Wer freitags vom Main an die Spree und sonntags
zurückfliegt, zahlt bei Easyjet nur 57 Euro - 67 Euro oder 54,0
Prozent weniger als im Oktober. Ähnlich preiswert: Wochenendflüge
zwischen Köln und München (119 Euro, -49,4 Prozent), Berlin und
Frankfurt (57 Euro, -38,0 Prozent), Düsseldorf und München (109 Euro,
-35,9 Prozent) sowie München und Berlin (65 Euro, -33,7 Prozent).
Während Reisende aus dem Süden teuer für die Airberlin-Pleite
bezahlen müssen, profitieren Reisende aus strukturstärkeren Regionen
so vom wiederauflebenden Wettbewerb.
Auch das DLR sieht fehlenden Wettbewerb als Grund für steigende
Preise
Langzeittrends lassen sich aktuell noch kaum verlässlich
beschreiben. Schon jetzt ist aber klar, dass das Aus von Airberlin
den Flugmarkt stark verändert hat. Zu diesem Urteil kam auch das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Mitte Juni in einer
Studie. Ihr zufolge, ist die Zahl der Starts von deutschen Flughäfen
im ersten Halbjahr 2018 gegenüber den ersten sechs Monaten des
Vorjahres um 10 Prozent auf 4.843 Starts gesunken. Die Zahl der
verfügbaren Sitzplätze sank hierdurch um vier Prozent auf knapp
770.000. "Nach Jahren fallender Flugpreise steigen die Preise
wieder", benannte das DLR die Folge des abnehmenden Angebots.
Dieses Urteil des DLR können die Studienautoren von mydealz
zumindest teilweise bestätigen. Tatsächlich lässt der direkte
Vergleich der Julipreise mit denen des Januars 2018, Novembers und
Oktobers 2017 indes zwei Entwicklungslinien erkennen lässt: Nach
einem deutlichen Anstieg im November, unmittelbar nach dem Aus der
Airberlin, normalisieren sich die Preise überall dort, wo mehrere
Fluggesellschaften miteinander konkurrieren. Bleibt ein solcher
Wettbewerb aus, steigen die Preise weiter.
Zu spüren bekommen das aktuell vor allem Reisende, die in den
Sommerferien auf der Mittelstrecke in den Urlaub fliegen möchten.
Gegenüber dem Januar beträgt der Aufpreis hier samstags 70,3 Prozent
(128,24 Euro) und am Wochenende sogar 73,2 Prozent (116,06 Euro).
Aber auch auf der Kurzstrecke hat sich die Preissituation nur
teilweise entspannt. Extrempreise wie im November letzten Jahres, als
Flüge zwischen Saarbrücken und Berlin 2.213 Euro kosteten, sind zwar
Geschichte. Eben jene Strecke wird aber nicht von einer der drei
großen Airlines, sondern von Luxair bedient, einem "Zwerg" mit
insgesamt nur 19 Maschinen. Hoffnungsträger Easyjet konzentriert sich
bislang stattdessen auf frequenzstarke und somit lukrative Routen.
Hiervon profitieren Reisende in Ballungszentren. Reisende aus
ländlicheren Gegenden sind hingegen zumindest aktuell die Verlierer
der Entwicklung.
Über die Studie
Die Flugpreise wurden am 20. und 21. September, 1. und 2.
November, 19. und 20. Dezember 2017 sowie am 25. und 26. Juni
mithilfe der Flugpreissuchmaschine Skyscanner für jeweils 50 Kurz-
und Mittelstreckenverbindungen ermittelt, die Airberlin oder ihre
Tochter Nikki im Sommerflugplan bedient hat. Die Tester haben jeweils
die Preise für den Hin- und Rückflug am Wochenende und am Dienstag
ermittelt.
Für die Kurzstrecke wurden die Preise in folgenden Zeiträumen
miteinander vergleichen:
++ Wochenende: 6.-8.10. 2017 mit 26.-26.11. 2017 und 12.-14.1. 2018
sowie 13.-15.7. 2018
++ Werktags: 10.-12.10. 2017 mit 28.-30.11. 2017 und 9.-11.1. 2018
sowie 17.-19.7. 2018
Für die Mittelstrecke wurden die Preise in folgenden Zeiträumen
miteinander verglichen:
++ Wochenende: 7.-21.10. 2017 mit 18.11.-2.12. 2017 und 13.-27.1.
2018 sowie 14.-28.7. 2018
++ Werktags: 10.24.10. 2017 mit 21.11. - 5.12. 2017 und 16.-30.1.
2018 sowie 17.-31.7. 2018
Ermittelt wurden die Preise jeweils etwa drei Wochen im Voraus.
Berücksichtigung fanden hierbei bestmöglich Direktflüge und der
jeweils niedrigste Preis einer Airline für den jeweiligen Zeitraum.
Über mydealz (www.mydealz.de):
mydealz (www.mydealz.de) wurde im Jahr 2007 von Fabian Spielberger
als Blog gegründet und ist heute mit 35,5 Millionen Sessions pro
Monat das größte deutsche Social-Commerce-Netzwerk. 6,7 Millionen
Konsumenten (Unique User) nutzen mydealz, um Angebote einzustellen,
zu diskutieren und zu bewerten und so Produkte zu den besten
Konditionen am Markt zu finden. Seit 2014 ist mydealz Teil der
Pepper.com-Gruppe, die als weltweit größte Shopping-Community 25
Millionen Verbraucher pro Monat erreicht und 12.000
Kaufentscheidungen pro Minuten beeinflusst. Zu Pepper.com zählen
neben mydealz die Plattformen Buenosdeals (USA), CholloMetro
(Spanien), Dealabs (Frankreich), DesiDime (Indien), HotUKDeals
(Großbritannien), NL.Pepper.com (Niederlande), Pelando.com.br
(Brasilien), Pelando.sg (Singapur), Pepper.co.kr (Süd-Korea),
Pepper.pl (Polen), Preisjäger (Österreich) und Promodescuentos
(Mexiko).
Pressekontakt:
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Michael Hensch
Public Relations & Communications Manager
E-Mail: michael@pepper.com
Telefon: +49 176 633 47 407
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