Globaler Immobilien-Transparenzindex 2018 - Verbesserte Transparenz bei 85 von 100 Ländern - Deutschland weltweit auf Platz 8
Geschrieben am 05-07-2018 |
Frankfurt (ots) - 85 von 100 der analysierten Immobilienmärkte
weltweit haben in den vergangenen zwei Jahren Fortschritte in Bezug
auf ihr Transparenzniveau gemacht. Die Top 3 im Ranking bleiben
Großbritannien, Australien und die USA. Einige der
technologieversiertesten kontinentaleuropäischen Märkte festigen ihre
Position auf der obersten Transparenzstufe. So notiert etwa die
Niederlande mit den meisten Verbesserungen, Schweden wird erstmals
auf der Stufe "sehr transparent" gelistet. Erfolgreiche
Proptech-Ökosysteme und Open Data-Initiativen haben zu den
Verbesserungen der Positionen der beiden Länder beigetragen.
Die Unterschiede zwischen den Ländern innerhalb der Gruppe "sehr
transparent" sind marginal. "Deutschland auf Platz 8 wartet mit einem
im Vergleich zu 2016 stabilen Scoringwert auf. Hervorzuheben ist
nicht zuletzt eine verbesserte Beurteilung des Marktes für
börsennotierte Immobilienunternehmen. Vor allem im Wohnungssegment
haben in diesem Zusammenhang Konsolidierungen, aber auch
Transaktionsaktivitäten ihr Scherflein zu dieser Verbesserung
beigetragen. Mit dem Aufrücken der Vonovia in den DAX 30 konnte die
Immobilienwirtschaft ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit deutlich
erhöhen. Allerdings taucht Deutschland innerhalb des Sub-Index
'Regulatory and Legal' nicht unter den Top 20 Ländern auf. In dieser
Kategorie werden auch Regulierungen und Maßnahmen von Regierungsseite
in Bezug auf den Verschuldungsgrad von Unternehmen und
Privathaushalten abgefragt und beurteilt. Hier fehlt es in
Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern an tiefergehenden Daten
und Einblicken insbesondere hinsichtlich des gewerblichen
Immobilienmarkts. Allerdings war der Druck, regulierend einzugreifen,
bei den Ländern ungleich höher, die im Zuge der Finanzkrise in
wirtschaftliche Turbulenzen geraten waren", so Helge Scheunemann,
Head of Research JLL Germany.
Unter anderem zu diesen Ergebnissen kommt der zehnte Global Real
Estate Transparency Index (GRETI) 2018 von JLL und LaSalle Investment
Management, der seit 1998 alle zwei Jahre veröffentlicht wird. In
seiner 10. Ausgabe erfasst er mittlerweile weltweit 158 Städte in 100
Ländern.
Auf 11 als "sehr transparent" eingestufte Länder entfielen in den
vergangenen fünf Jahren 75% des globalen
Gewerbeimmobilien-Investitionsvolumens (2013-2017: knapp 3,4
Billionen USD). Ihre Transparenz wurde von einer Kombination aus
Proptech, Open Data-Initiativen, dem Wachstum alternativer Sektoren
und der starken Investoren-Nachfrage gesteigert. Auf die Probe
gestellt wird die Transparenz allerdings durch disruptive
Herausforderungen seitens der PropTech-Unternehmen, der Zunahme von
Anbietern flexibler Büroflächen und durch Probleme im Zusammenhang
mit Fragen nach den wirtschaftlichen Eigentumsverhältnissen
(Beneficial Ownership).
Hela Hinrichs, JLL EMEA Research: "Ohne transparente Strukturen
und Prozesse können die Immobilienmärkte nicht effizient arbeiten.
Transparenz ist notwendig, damit Regierungen und öffentliche
Einrichtungen wirksam funktionieren können und sie bietet
langfristige Vorteile für Kommunen und Umwelt. Weltweit werden zwar
weiterhin Fortschritte gemacht. Sie entwickeln sich aber immer noch
zu langsam in einem Umfeld, in dem Investoren und Unternehmen sowie
die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit höhere Standards verlangen."
Weitere Ergebnisse des GRETI
- Die angelsächsischen Märkte dominieren das Transparenz-Ranking
auch auf Städteniveau. London steht an der Spitze des Rankings mit
dem transparentesten Immobilienmarkt der Welt. Die britische
Hauptstadt ist bevorzugtes Ziel globalen Kapitals. Los Angeles,
Sydney, San Francisco und New York runden die Top 5 ab. Das
Transaktionsvolumen in den deutschen Big 7 liegt zwar deutlich hinter
dem der globalen Top 5 zurück, doch immerhin haben es München und
Frankfurt zum Jahresbeginn 2018 unter die Top 20 geschafft. Und wenn
es um internationales Kapital geht, liegt München sogar auf Platz 6
und Frankfurt auf Platz 9. Die Attraktivität des deutschen
Immobilienmarktes für international agierende Investoren ist
demzufolge unstrittig.
- Weitere 21 Länder wurden als "transparent" eingestuft, angeführt
von den am höchsten entwickelten Volkswirtschaften Singapur, Hongkong
und Japan, die auf der Schwelle zur Stufe der "sehr transparenten"
Märkte stehen.
Die asiatisch-pazifischen Länder verzeichnen als Gruppe die
stärksten Transparenzverbesserungen seit 2016. Investitionen in
Gewerbeimmobilien in der Region setzen ihre Rekordvolumina fort.
14 Länder in der Kategorie "transparent" liegen in Europa.
- Unter "Semi-transparent" fallen viele der bevölkerungsreichsten
Schwellenländer wie China, Indien, Indonesien, Brasilien, Russland,
Mexiko, die Türkei und Thailand (auf die die Hälfte der
Weltbevölkerung entfällt). Weitere regulatorische Reformen und vor
allem deren Umsetzung werden für diese Länder wichtig sein, um die
nächst höhere Stufe erreichen zu können. Eine dynamische
Proptech-Branche kann in diesen Märkten, in denen die Verfügbarkeit
von Datenquellen bislang mangelhaft war, eine wichtige Rolle spielen.
- Zu den Top 10 der globalen Aufsteiger zählen aus der CEE Region
Serbien und die Slowakei. Auch Slowenien, die Tschechische Republik
und Rumänien haben Fortschritte gemacht. Mehr Marktdaten stehen wegen
stärkerer grenzüberschreitender Investorenaktivitäten zur Verfügung,
das regulatorische Umfeld hat sich verbessert, nachdem die
Finanzaufsicht eine größere Rolle spielt. Im Gegensatz dazu treten
Polen und Ungarn, früher führend bei den Transparenz-Verbesserungen,
seit 2016 auf der Stelle und sind im globalen Ranking abgerutscht.
- Dubai zählt ebenfalls zu den Top-Aufsteigern mit unzähligen
Regierungsinitiativen, verbesserten Regulierungsverfahren und einem
zunehmend dynamischen Proptech-Sektor.
- Zugenommen hat die Transparenz auch in Lateinamerika.
Festzustellen waren Verbesserungen der Regulierungs- und
Rechtsbestimmungen und eine verbesserte Erfassung der Marktdaten.
Eine wachsende Zahl lateinamerikanischer Länder setzen
REIT-Strukturen um. Kolumbien und Costa Rica reihen sich in die Liste
der globalen Top-Aufsteiger ein.
Eine Reihe wichtiger Faktoren bilden den Rahmen für weitergehende
Fragen, die durch hohe oder geringe Transparenz aufgeworfen werden:
- Proptech verspricht einen Quantensprung bei der
Immobilien-Transparenz ...
Der Immobiliensektor erlebt zurzeit einen Technologiesprung. Seit
der letzten Erhebung wurden mehr als 6 Mrd. USD an Finanzierungen von
Proptech-Startups ermöglicht. In dem diese Unternehmen reifen, sich
zunehmend etablieren und neue Plattformen entstehen, die eine für den
Erwerb und die Verwendung von echten "Big Data" nötige Größe erreicht
haben, hat der Proptech-Sektor das Potential, stärkster Motor der
Immobilientransparenz in der Zukunft zu werden. Darüber hinaus werden
Open Data und Technologie-Initiativen von Regierungen und
Nichtregierungs-Organisationen eine wichtige Rolle auf der
Überholspur zur Transparenz spielen.
- ...doch ihr Anteil ist bislang noch niedrig, da die Branche vor
strukturellen Veränderungen steht
Proptech ist eine nicht mehr wegzudenkende Größe in der
Immobilienbranche. Am stärksten Fuß gefasst hat der Sektor in den
"sehr transparenten" Märkten wie den USA, Kanada und Australien oder
den Niederlanden, Proptech ist aber auch in semi-transparenten
Märkten wie China, Dubai, Mexiko und Brasilien präsent.
Dennoch steht ein nachhaltiger Durchbruch des Proptech-Sektors
noch aus. Die Immobilienbranche sieht sich mit strukturellen
Veränderungen bei Datenerfassung und Business Intelligence bis hin
zum Einsatz moderner Analytik und Algorithmen konfrontiert. Die
Herausforderung ist nicht zu unterschätzen: mögliche Folgen neuer
Technologien und Geschäftsmodelle wecken auch Befürchtungen in Bezug
auf den Datenzugriff, -qualität und -konsistenz.
- Wird die Zunahme von "Flexible Office Space" die Transparenz
beeinträchtigen?
Die zunehmende Verbreitung flexibler und geteilter Büroflächen hat
eine Diskussion um mögliche negative Auswirkungen auf die
Immobilientransparenz eröffnet: Informationen über Leerstände, die
Mieterstruktur und Mietpreise werden von den Betreibern solcher
Immobilien gut gehütet. Das könnte es in Verbindung mit
unkonventionellen Praktiken wie einer dynamischen Preisfindung
erschweren, die Dynamik des Marktes insgesamt zu verfolgen.
- Beneficial Ownership und Anti-Geldwäsche stehen im Rampenlicht
"Paradise Papers" (2017) und die "Panama Papers" (2016) sowie
verschiedene Gesetzes-Initiativen lassen die Themen Korruption,
Steuerhinterziehung und Transparenz von Immobilieneigentum weiter im
Fokus stehen. Die Bemühungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und
Korruption bei Immobilien machen Fortschritte, Gesetzesentwürfe wie
das Register für wirtschaftliches Eigentum in den USA und die fünfte
EU-Geldwäscherichtlinie sind richtungsweisend.
- Zunehmendes Verlangen nach Transparenz bei einer sehr viel
größeren Bandbreite an Immobilien
Kapitalallokationen in Immobilien und eine wachsende
Investorenaktivität in alternative Assetklassen wie zum Beispiel in
Studentenunterkünfte, Self-Storage haben die Nachfrage nach besserer
Markttransparenz bei unterschiedlichsten Immobilientypen zur Folge.
Die Daten-Verfügbarkeit nimmt schnell zu und wird durch Proptech
erleichtert. Dennoch hat die Transparenz in diesen einstigen
Nischensektoren noch viel Raum für Verbesserung. Diese Entwicklungen
könnten in den nächsten beiden Jahren zu den dynamischsten Treibern
von Veränderungen im Transparenzindex werden.
- Immobilientransparenz als wichtiger Faktor für die
Wettbewerbsfähigkeit von Städten Der Bedarf auf Investorenseite nach
größerer Transparenz umfasst mittlerweile mehr geografische Regionen,
sowohl auf Teilmarkt- als auch auf Städteebene. Zunehmend sehen auch
Stadtverwaltungen in der Transparenz einen wichtigen Baustein für die
Wettbewerbsfähigkeit und einen effizienten und flexiblen Umgang mit
dem Flächenangebot an potentielle Investoren.
Es zeigt sich, dass in der Kategorie "sehr transparent" einerseits
Länder sind, die auch außerhalb der Primärstädte ein gleichbleibend
hohes Transparenzniveau aufweisen. Zumindest hinsichtlich der
relevanten Immobilienhochburgen (BIG 7) trifft das auch auf
Deutschland zu. Andererseits werden aber auch Märkte wie etwa
Frankreich, Japan und die USA entsprechend kategorisiert, die
aufgrund unterschiedlicher Datenverfügbarkeit oder unterschiedlicher
föderaler Regierungsstrukturen größere Abweichungen zwischen
Metropolregionen und Sekundärstädten zeigen.
Welche Themen werden als nächstes die Immobilien-Transparenz
beeinflussen?
- Sicherheit am Arbeitsplatz steht weit oben auf der Liste von
Themen, mit der sich Unternehmen, Investoren und Immobilienmanager
verstärkt befassen. Themen wie Mitarbeiter-Wellness, Raumluftqualität
bis hin zum Katastrophenschutz werden in den kommenden Jahren in der
Immobilienlandschaft von zunehmender Bedeutung sein.
- Cyber-Sicherheit ist in allen Branchen zunehmend ein Anliegen,
Immobilien machen da keine Ausnahme. Immobilien-Eigentümer und
Immobilien-Manager sammeln mithilfe von Sensoren, Internet-Geräten
und Videoaufzeichnungen eine Menge Daten von Mietern und
Gebäudenutzern. Der Umgang mit solchen Informationen erfordert eine
hohe Sensibilität. Als direkte Folge von Datenschutzverletzungen in
der Vergangenheit sind neue Verordnungen wie die EU -
Datenschutz-Grundverordnung in Kraft getreten.
- Ökologische, soziale und Governance-Kriterien (ESG) sind
ebenfalls ein Thema, das zunehmend Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die
Metriken und die Transparenz im Zusammenhang mit der "Responsible
Investor"-Bewegung sind für die Player auf dem Immobilienmarkt noch
in ihren Anfängen begriffen. Immobilien sind im Blick auf die Messung
von ökologischer ("E") Transparenz relativ weit fortgeschritten. Bei
der erstmals in den Gesamt-Index einbezogenen Transparenz von
Nachhaltigkeits-Instrumenten bei Gebäuden wird zwar deutlich, dass
der Einsatz etwa zur Messung von Umweltfaktoren im Vergleich zu
anderen Branchen durchaus fortgeschritten, das Tempo aber langsam und
uneinheitlich ist. Erfreulicherweise sorgen freiwillige Maßnahmen auf
nationaler Ebene für kontinuierliche Verbesserungen, gleichzeitig
schreiten überstaatliche Initiativen, wie der auf Investoren und
Fonds konzentrierte Global Real Estate Sustainability Benchmark
(GRESB) sehr viel schneller voran.
Die "S" und "'G'" Transparenz-Kriterien bei Immobilien sind sehr
viel weniger klar definiert; in verschiedenen Ländern werden
unterschiedliche Metriken für die Ziele der Branchen-Akteure im
sozialen und Governance-Bereich angewandt.
Pressekontakt:
Dorothea Koch, Tel. 069 2003 1007, dorothea.koch@eu.jll.com
Original-Content von: Jones Lang LaSalle SE (JLL), übermittelt durch news aktuell
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