Corporate-Banking-Index von Bain / Talfahrt im Firmenkundengeschäft der Banken beschleunigt sich (FOTO)
Geschrieben am 09-07-2018 |
München (ots) -
Erträge und Gewinne sind im Corporate-Banking auf niedrigstem
Niveau seit 2009
- Zinsüberschüsse sinken trotz immer neuer Rekorde beim
Kreditvolumen
- Extreme Wettbewerbsintensität hält Kreditmargen nahe
historischem Tiefststand
- Eine erstmals wieder steigende Kreditrisikovorsorge und höhere
Verwaltungskosten schmälern Gewinne weiter
- Die Eigenkapitalrendite im Corporate-Banking ist so niedrig wie
zu Zeiten der Finanzkrise
Der Hoffnungsträger vieler Banken, das Firmenkundengeschäft, gerät
immer stärker unter Druck. Im zweiten Halbjahr 2017 sank der
Bain-Corporate-Banking-Index in den beiden Dimensionen Ertrag und
Profitabilität auf den tiefsten Stand seit dem Krisenjahr 2009 (Abb.
1). Bain-Partner Dr. Christian Graf warnt allerdings davor, für die
Rückgänge allein das historisch niedrige Zinsniveau verantwortlich zu
machen: "Fakt ist auch, dass der Wettbewerb im Corporate-Banking
mittlerweile zum Teil ruinöse Züge trägt. Zahlreiche Institute
verfolgen aggressive Expansionspläne, einige verzichten sogar
komplett auf Margen, um ihr Geschäft auszuweiten."
Die Konsequenzen sind insbesondere im Kreditgeschäft sichtbar.
Zwar steigt die Nachfrage hier unaufhörlich - mit knapp 1,1 Billionen
Euro erreichte das Kreditvolumen im zweiten Halbjahr 2017 erneut
einen Rekord. Doch die Kreditmarge verharrte mit 1,3 Prozent auf
einem historisch niedrigen Niveau. Bain-Partner Dr. Jan-Alexander
Huber erklärt: "Viele Marktteilnehmer hoffen, mit günstigen Krediten
die Tür für margenträchtigere Geschäfte auf Provisionsbasis
aufzustoßen. Doch in der Realität bleibt das Cross-Selling zumeist
hinter den Erwartungen zurück." Im zweiten Halbjahr 2017 sanken
branchenweit sowohl die Zins- als auch die Provisionsüberschüsse.
Huber betont: "Wer kurzfristig auf Marge verzichtet, unterminiert
langfristig das eigene Geschäft."
Verwaltungskosten teilweise deutlich gestiegen
Angesichts wieder zunehmender Verwaltungskosten und des
50-prozentigen Anstiegs im Bain-Index zur Messung der
Kreditrisikovorsorge spitzt sich die schwierige Lage weiter zu (Abb.
2). Mit umfassenden Sparprogrammen war es den Banken in den
vergangenen zwei Jahren gelungen, ihrer Overhead-Kosten zu
stabilisieren. Nun erfordern unter anderem die Digitalisierung, die
Modernisierung der IT sowie die verschärfte Regulierung hohe
Investitionen. Auch deshalb stieg der Index der
Verwaltungsaufwendungen auf den höchsten Stand seit Beginn der
Bain-Analysen im Jahr 2007. Die Cost-Income-Ratio erreichte ebenfalls
einen neuen Negativrekord.
Die Kombination aus höheren Aufwendungen und geringeren Erträgen
belastet zudem die ohnehin von höheren Kapitalanforderungen
gebeutelte Eigenkapitalrentabilität. Im zweiten Halbjahr 2017 ist
diese Kennzahl branchenweit auf 10 Prozent gefallen. Nur während der
Finanzkrise 2008/2009 verdienten die Institute in Deutschland im
Firmenkundengeschäft noch weniger (Abb. 3). Einstellige Renditen nahe
der Eigenkapitalkosten, vor denen Bain schon vor einem halben Jahr
gewarnt hatte, könnten nun Realität werden.
Auf Dauer gewinnt die beste, nicht die billigste Bank
Bankenexperte Graf sieht dennoch keinen Anlass für einen Abgesang
auf das Corporate-Banking: "Firmenkunden brauchen das Know-how ihrer
Bank. Allerdings müssen sich die Institute deutlich schneller und
konsequenter auf die veränderten Rahmenbedingungen im digitalen
Zeitalter einlassen." Es geht vor allem darum, ein
kanalübergreifendes Angebot aus einem Guss zu schaffen, die
vorhandenen Daten besser zu nutzen und sämtliche Prozesse von A bis Z
zu digitalisieren. "Das Potenzial der Ende-zu-Ende-Automatisierung
ist längst noch nicht ausgeschöpft", stellt Graf fest.
Wenn sich die Banken zudem stärker auf ihre Kernkompetenzen
besinnen und sich für die Zusammenarbeit mit Partnern öffnen, können
sie aus dem aktuellen Preiskampf als Gewinner hervorgehen.
Branchenkenner Huber ist überzeugt: "Auf lange Sicht entscheiden sich
Firmenkunden nicht für die billigste, sondern für die beste Bank."
Die Grafiken finden Sie im Anhang.
Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick
Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt
rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland
tätigen Banken ab und konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem
Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden
Segmentberichterstattung. Bei der erstmaligen Erstellung erfasste
Bain für die Jahre 2007 bis 2012 zahlreiche Rohdaten jeder einzelnen
Bank, darunter die Erträge (Zins- und Provisionsüberschuss), die
Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die Kreditrisikovorsorge, die
Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das Eigenkapital und das
Kreditvolumen. Die Wahl des Ausgangsjahrs 2007 ermöglicht Vergleiche
zwischen dem letzten Jahr vor Ausbruch der globalen Finanzkrise und
der aktuellen Situation.
Sämtliche Rohdaten untersuchen die Bain-Experten auf
Einmaleffekte, die sich beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen
im Reporting ergeben, und bereinigen die Datenreihen entsprechend.
Danach erfolgt eine Aggregation der Daten pro Bank, bevor sie mit
einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den Gesamtindex einfließen.
Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt sicher, dass
Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im
Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten
Robustheitschecks anhand vorhandener Studien und weitergehenden
Analysen von Bain unterzogen und zum Teil um weitere Datenpunkte
ergänzt.
Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei
Ausprägungen: den Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im
Zeitverlauf einen hervorragenden Überblick über die
Geschäftsentwicklung im Corporate-Banking und lassen sich als
Benchmark für jedes einzelne Finanzinstitut nutzen.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Informationstechnologie,
Organisation, Private Equity, digitale Strategie und Transformation
sowie M&A - und das industrie- wie länderübergreifend. Gemeinsam mit
seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu
erzielen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im
Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft des
Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue
Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer Gründung im Jahr 1973
lassen wir uns an den Ergebnissen unserer Beratungsarbeit messen.
Bain unterhält 56 Büros in 36 Ländern und beschäftigt weltweit 8.000
Mitarbeiter, 900 davon im deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain
unter: www.bain.de. Folgen Sie uns: Facebook, LinkedIn, Xing, Bain
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Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany
Inc., Karlsplatz 1
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com
Tel.: +49 (0)89 5123 1246
Mobil: +49 (0)151 5801 1246
Original-Content von: Bain & Company, übermittelt durch news aktuell
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