Schwäbische Zeitung: Etwas mehr "Germany first" - Kommentar zum Handelsstreit zwischen China und den USA
Geschrieben am 09-07-2018 |
Ravensburg (ots) - China sucht nach der Zuspitzung im
Handelsstreit mit den USA nach Verbündeten und umschmeichelt
Deutschland als "natürlichen Partner". Auch wenn der Ruf Pekings zur
Verteidigung des weltweiten Freihandels deutschen Interessen
scheinbar entgegen- kommt, ist Vorsicht geboten. Eine steigende Zahl
von deutschen Managern ist zunehmend beunruhigt ob des wachsenden
Einflusses der chinesischen Wirtschaft in der Welt.
Die Sorge gründet sich nicht auf den Erfolg chinesischer
Unternehmen an sich, sondern auf das Ziel der Wirtschaftsoffensive:
Mit Beteiligungen und Firmenkäufen in aller Welt strebt die
Volksrepublik nichts weniger als die "Wiedergeburt der großen,
chinesischen Nation" an, wie es Staatschef Xi Jinping auf dem 19.
Parteitag der Kommunistischen Partei erklärte. Der Kauf des
Augsburger Roboterherstellers Kuka oder der Einstieg beim
schwäbischen Autobauer Daimler sind strategische Investitionen, mit
denen Peking Technologien ins Land holen will, die den Wettstreit um
den künftigen Wohlstand entscheiden werden.
China will nicht mehr Werkbank, sondern Technologieführer sein.
Mit Subventionen für die Industrien der Zukunft und erzwungenen
Transfers ausländischer Technik versucht Peking, dem Ziel näher zu
kommen. Dass nun eine chinesische Firma in Thüringen die erste
Batteriezellenfabrik auf deutschem Boden baut, ist eine logische
Folge dieser Politik. Zulieferern wie Bosch ist bewusst, dass sie im
Wettbewerb mit hochsubventionierten chinesischen Staatskonzernen
keine Chance haben.
Der Vorwurf des US-Präsidenten, China spiele nicht fair, ist nicht
falsch, nur weil Donald Trump ihn äußert. Für Deutschland bedeutet
das zweierlei: Zum einen muss Berlin darauf hinarbeiten, dass
deutschen Unternehmen in China genau das erlaubt wird, was
chinesichen Unternehmen in Deutschland erlaubt ist. Und zum anderen
sollte Berlin über etwas "Germany first" nachdenken und deutsche
Technologieunternehmen besser vor der Übernahme durch chinesische
Investoren schützen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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