Rheinische Post: Kommentar /
Rebellen ohne Plan
= VON SEBASTIAN BORGER
Geschrieben am 09-07-2018 |
Düsseldorf (ots) - Seit dem EU-Austrittsvotum vor zwei Jahren
taumelt die britische Regierung von einer Krise in die andere.
Premierministerin Theresa May kann nach knapp zwei Amtsjahren getrost
für sich verbuchen, dass allein ihr Überleben im Amt schon einen
gewissen Erfolg darstellt. Freilich hat sie bisher vermieden, dem
Volk und den Hardlinern im eigenen Kabinett deutlich zu machen: Die
selbstgewählte Isolation hat für die Brexit-Insel schwerwiegende,
nicht zuletzt finanziell negative Folgen. Das nach langer
Klausurtagung zustande gekommene Chequers-Papier macht dies erstmals
deutlich. Prompt traten führende Brexiteers wie David Davis und Boris
Johnson zurück. Der Tory-Fraktion, dem Parlament und dem Land müssen
die Rebellen nun endlich erklären, was sie außer Phrasen von der
angeblich zurückgewonnenen Kontrolle zu bieten haben. Die Torys
sollten bedenken, dass ihnen nicht nur eine Premierministerin
abhanden kommen kann, sondern gleich die ganze Macht. Zwar hat auch
die Labour-Fraktion bisher keinen kohärenten Brexit-Plan vorgelegt.
Aber die Briten könnten zum Schluss kommen: Schlimmer als mit den
Konservativen sind wir mit der Opposition auch nicht bedient.
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