Börsen-Zeitung: Hilfe vom Höllenhund / Kommentar von Björn Godenrath zum Beratungsauftrag der Deutschen Bank an Finanzinvestor Cerberus
Geschrieben am 10-07-2018 |
Frankfurt (ots) - Dass Cerberus kein Finanzinvestor ist, der sich
ausschließlich des Financial Engineerings bedient, war bislang kaum
bekannt. Gut 100 Beschäftigte hat der Höllenhund in seiner Sparte
"Operations and Advisory", die Portfoliounternehmen bei Strategie
und Umsetzung berät. Und mit Matt Zames gehört jetzt einer zur
Führungsriege von Cerberus, der dank seiner Erfahrung als Chief
Operating Officer von J.P. Morgan reichlich Umsetzungskompetenz
besitzt.
Diese Kompetenz für die Optimierung betrieblicher Prozesse will
die Deutsche Bank nun mit Vergabe eines Mandats an Cerberus Advisory
anzapfen, das zwei Stoßrichtungen besitzt: Zum einen geht es um
Kostensenkung über die von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing
schnell angestoßenen Maßnahmen hinaus. Zum anderen soll das Team
unter Zames' Führung den Blauen auf die Sprünge helfen, zusätzliche
operative Erträge reinzuholen. Das betrifft vor allem CIB mit dem
Firmenkundengeschäft und dem Investment Banking. Sparringspartner
für Zames dürften dann neben dem Vorstand, der Kontraktpartner von
Cerberus ist, die angelsächsisch geprägten Aufsichtsräte Paul
Achleitner und John Thain sein.
Mit Übernahme des Mandats bindet sich Cerberus an sein Investment,
denn solange der Kontrakt läuft, können keine Deutsche-Bank-Aktien
ge- oder verkauft werden. Die 3-Prozent-Schwelle wurde im November
genommen, das Beratermandat noch von John Cryan im Februar
angestoßen. Das Investment steht für Cerberus unter Wasser, war man
doch bei Kursen um 15 Euro eingestiegen und hat Stand jetzt ein
Drittel eingebüßt.
Was Hoffnung macht, ist der gute Track Record von Cerberus bei
seinen Banken-Investments. Bawag wurde beharrlich gedreht, was den
Börsengang ermöglichte, - und niemand kann Cerberus vorwerfen, den
Einstieg bei der HSH Nordbank schlecht verhandelt zu haben. Das alles
sind keine einfachen Investments, die Amerikaner trauen sich aber zu,
auch schwierige Equity Stories zu sanieren.
Ob das auch für die Deutsche Bank gilt? Es schmerzt, mitansehen zu
müssen, wie das Institut seit Jahren nicht seine US-Einheit auf ein
Mindestmaß an regulatorischem Reporting anpassen kann.
Gewöhnungsbedürftig ist die Doppelrolle von Cerberus als Aktionär und
Berater - das kennt der deutsche Michel nicht. Angesichts des
immanenten Interessenkonfliktes könnte sich bei den anderen
Anteilseignern Widerspruch regen. Doch letztlich wollen alle
dasselbe: ein Ende der Verluste und dass der Kurs sich dem Buchwert
nähert.
(Börsen-Zeitung, 11.07.2018)
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