Big Data: Die nächste Revolution im Einkauf / BME/Oliver Wyman-Umfrage unter europäischen Einkaufschefs
Geschrieben am 16-07-2018 |
München (ots) - Big Data wird immer mehr zum entscheidenden
Wettbewerbsfaktor für Unternehmen jeder Größe. Im Einkauf steht die
intelligente Analyse und Interpretation riesiger Datenmengen
allerdings noch am Anfang. Zwar ist mehr als jeder zweite Einkaufs-
und Supply-Chain-Manager davon überzeugt, dass Big Data bis 2025 zu
einem entscheidenden Erfolgsfaktor für sein Unternehmen wird. Doch
bisher haben die meisten noch kein klares Ziel, wie sie den Megatrend
zum eigenen Vorteil ausbauen können. Das ergab eine Befragung von 75
europäischen Einkaufschefs durch die Strategieberatung Oliver Wyman
in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf
und Logistik e.V. (BME). Die Studie zeigt die wichtigsten
Erfolgsfaktoren und Herausforderungen von Big Data und Advanced
Analytics im Einkauf und Supply Chain Management (SCM).
Die Zukunft wird von Big Data dominiert - in vielen Bereichen hat
die Revolution bereits begonnen. Schließlich erhöhen sich Masse,
Umfang und Tiefe der verfügbaren Daten drastisch. Bisher nutzt das
Gros der Unternehmen jedoch vor allem traditionelle Daten (Small
Data), die strukturiert und klar definiert sind sowie ein
überschaubares Volumen aufweisen. Dagegen ist Big Data gekennzeichnet
durch große, komplexe, sehr variable und schwach strukturierte
Datensätze. "Die intelligente Analyse und Interpretation von großen
Datenmengen sowie die Fähigkeit, die richtigen Schlüsse daraus zu
ziehen, spielt eine entscheidende Rolle für den künftigen
Geschäftserfolg", erklärt Christian Heiss, Partner und
Einkaufsexperte bei Oliver Wyman.
Zwar haben auch die Einkaufsmanager dieses Potenzial bereits
erkannt, doch die Umsetzung steht noch am Anfang. Für 55 Prozent der
Befragten ist Big Data für ein erfolgreiches Weiterbestehen am Markt
im Jahr 2025 nicht mehr wegzudenken. Bei der Einschätzung spielt
jedoch die Größe des Unternehmens eine wichtige Rolle. So halten 73
Prozent der Befragten aus Großkonzernen mit mehr als eine Milliarde
Euro Umsatz Big Data für absolut erfolgsentscheidend. Bei Unternehmen
zwischen 100 Millionen Euro und eine Milliarde Euro Umsatz sind es
noch 58 Prozent, in der Umsatzklasse weniger als 100 Millionen Euro
dagegen lediglich 43 Prozent. "Die Vorteile von Big Data im Einkauf
liegen vor allem in Verbesserungen des Risikomanagements, der
Lieferantenforschung, der vorausschauenden Beschaffung sowie der
Preis- und Kostenmodellierung", betont BME-Hauptgeschäftsführer Dr.
Silvius Grobosch.
Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander. Bisher
erfüllen nur vier Prozent der befragten Unternehmen alle notwendigen
Voraussetzungen, um Big-Data-Kompetenzen im Einkauf zu entwickeln.
Lediglich 21 Prozent haben ein klares Ziel oder eine Vision, nur elf
Prozent einen konkreten Umsetzungsplan. Die Gründe dafür liegen vor
allem in einer fehlenden internen Unterstützung, sagen drei von vier
Führungskräften. Dagegen scheinen die finanziellen Mittel zumindest
bei größeren Unternehmen kein Engpass zu sein. Nahezu jeder zweite
Großkonzern verfügt über genügend Budget für Investitionen in Big
Data, bei Mittelständlern ist es fast ein Drittel. Engpässe gibt es
bei kleinen Firmen - hier haben lediglich 15 Prozent ausreichend Geld
für die neue Technologie.
Die wichtigsten Hebel für die Nutzung von Big Data sehen die
befragten Einkaufs- und SCM-Manager im Aufbau einer geeigneten
Datenbasis und IT-Umgebung im Unternehmen. Hinzu kommen die
Qualifikation der Mitarbeiter sowie eine bessere Zusammenarbeit mit
anderen Bereichen innerhalb der Organisation.
Insgesamt hängt die intelligente Nutzung von Big Data auch von
weiteren wichtigen Veränderungen im Einkauf ab. In Zukunft werden
nach Einschätzung der befragten Experten vor allem "klassische"
Einkäufer, SCM-Mitarbeiter und Ausschreibungen nach heutigen
Standards an Wichtigkeit verlieren. Für jeden zweiten wird auch die
persönliche Beziehung mit Zulieferern für weniger umsatzstarke
Warengruppen deutlich zurückgehen. Dagegen werden im Jahr 2025 eine
State-of-the-Art-Datenbasis und ein verbesserter Datenaustausch mit
Zulieferern und Kunden zu erfolgskritischen Faktoren aufsteigen.
Künftig wird auch die Zahl der Mitarbeiter in Procurement und SCM
stark abnehmen. So erwarten die Befragten den größten Rückgang im
operativen Einkauf (-37 Prozent), gefolgt vom strategischen Einkauf
(-24 Prozent) und dem Supply Chain Management (-24 Prozent).
Gleichzeitig wandelt sich das Anforderungsprofil der Mitarbeiter.
Standen bisher Qualifikationen wie Verhandlungsgeschick und
Geschäftssinn im Vordergrund, so braucht das Procurement von morgen
"Data-driven Performance Manager" mit fortgeschrittenen Analyse- und
Data Science Skills.
"Zweifelsohne werden Big Data und Advanced Analytics viele
Bereiche des Einkaufs in den nächsten Jahren deutlich verändern. Um
auf die Gewinnerseite zu kommen, sind die Procurement Manager
gefordert, diesem Thema höchste Priorität einzuräumen", sagt Sören
Juckenack, Principal von Oliver Wyman. An erster Stelle sollten klare
Ziele und Umsetzungspläne stehen. Außerdem müssen die
Beschaffungsabteilungen zunächst den Umgang mit Small Data in den
Griff bekommen, bevor sie Big Data beherrschen können. Gleichzeitig
sollte der Einkauf schon heute beginnen, seinen Talentpool anzupassen
und die Know-how-Lücken bei Big Data schließen - sei es durch
Fortbildungen oder Neueinstellungen von Spezialisten. Wer nicht heute
beginnt, die Weichen zu stellen, riskiert im Wettbewerb verdrängt zu
werden. Wer die Chancen nutzt, wird zu den Gewinnern zählen.
Über die Befragung
An der Befragung nahmen 75 Führungskräfte aus dem Einkauf
europäischer Unternehmen teil. Die Befragung fand im Zeitraum April
bis Mai 2018 statt.
Pressekontakt:
Davina Zenz-Spitzweg
Communications Manager DACH
Oliver Wyman
Tel. +49 89 939 49 243
Davina.Zenz-Spitzweg@oliverwyman.com
Original-Content von: Oliver Wyman, übermittelt durch news aktuell
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