ZDF-Magazin "Frontal 21": Schutz vor Berufsunfähigkeit nicht ausreichend / SPD fordert schärfere Gesetze für Versicherungen: "Schutzniveau bisher nicht erreicht" (FOTO)
Geschrieben am 17-07-2018 |
Mainz (ots) -
Die SPD will den Schutz vor Berufsunfähigkeit stärken und fordert
deshalb schärfere Gesetze. Das Schutzniveau reiche derzeit nicht aus,
kritisierte die verbraucherpolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion Sarah Ryglewski im ZDF-Magazin "Frontal 21" am
Dienstag, 17. Juli 2018, 21.00 Uhr. "Bei den Zahlen, die wir jetzt
haben, ist das eigentlich eindeutig." Laut Versicherungsbranche haben
nur rund 25 Prozent aller Arbeitskräfte in Deutschland eine private
Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Dabei halten Experten
den Schutz vor Berufsunfähigkeit für existenziell.
Konkret fordert die SPD, dass die Gesundheitsfragen bei
Antragstellung stärker standardisiert werden. Die Bearbeitungsdauer
von Leistungsanträgen soll nach dem Willen der SPD zeitlich begrenzt
werden. Außerdem soll jeder das Recht bekommen, eine Versicherung zu
bezahlbaren Konditionen abzuschließen. Ryglewski bemängelt,
Berufsunfähigkeitsversicherungen seien für viele Menschen gar nicht
oder nur zu einem sehr hohen Preis zu haben. Es seien zu große
Hoffnungen auf die Privatwirtschaft gesetzt worden. "Deswegen muss
man jetzt auch nachsteuern."
Der renommierte Branchendienst PremiumCircle Deutschland
analysierte jüngst eine zu geringe Marktabdeckung bei
Berufsunfähigkeitsversicherungen. Nach Einschätzung des
Geschäftsführers Claus-Dieter Gorr ist die private Vorsorge gegen
Berufsunfähigkeit besorgniserregend schlecht. "Wir haben im Endeffekt
Marktversagen", sagte Gorr im "Frontal 21"-Interview. Außerdem hätten
viele Versicherte im Schadensfall oftmals Probleme, dass
Versicherungsgesellschaften vertraglich vereinbarte Leistungen
tatsächlich zahlten. Grund seien oftmals intransparente
Vertragsbedingungen. Es könne nicht sein, dass bei privaten
Versicherungsunternehmen Entscheidungen über Leistungszusagen weit
über drei Monate hinausgingen und teilweise ein Jahr oder auch zwei
Jahre dauerten. " Hier muss die Politik handeln, ganz klar", sagt
Gorr.
Die SPD will mit ihrer Forderung offenbar Folgen der
Sozialreformen abfedern, die die rot-grüne Bundesregierung unter
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Arbeitsminister Walter Riester
(beide SPD) im Jahr 2001 beschlossen hatte. Dabei wurde die
Berufsunfähigkeitsversicherung aus der gesetzlichen
Rentenversicherung herausgelöst und durch eine Erwerbsminderungsrente
ersetzt. Die Menschen sollten sich privat gegen Berufsunfähigkeit
versichern. Der Sozialwissenschaftler Prof. Stefan Sell von der
Universität Koblenz kommt 17 Jahre später zu einem vernichtenden
Urteil: "Der Staat hat damals eine funktionierende Absicherung der
Berufsunfähigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung gekillt, um
Geld zu sparen. Und hat die Menschen verwiesen an die private
Versicherungswelt, ohne aber der privaten Versicherungswelt klare
Vorschriften zu machen", sagt er gegenüber "Frontal 21".
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Ansprechpartner: ZDF-Redaktion "Frontal 21", Michael Hölting,
Telefon: 030 - 2099-1254
Pressekontakt:
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