Börsen-Zeitung: Klare Kante / Kommentar zur Geldbuße für Google von Andreas Heitker
Geschrieben am 18-07-2018 |
Frankfurt (ots) - Um es gleich vorneweg klarzustellen: Die
Entscheidung der EU-Kommission, Google mit einer bislang nie
dagewesenen Geldbuße zu überziehen, hat nichts damit zu tun, dass
Europas oberste Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager etwas gegen die
USA hätte, wie deren Präsident Donald Trump kürzlich behauptete. Es
geht auch nicht um Rache für Entscheidungen von US-Behörden gegen
europäische Konzerne, um einen protektionistischen Schutz der
EU-Wirtschaft oder den Aufbau von Verhandlungsmasse im Handelsstreit
mit Washington. Es geht vielmehr ganz schlicht darum, dass in Europa
Regeln für alle Unternehmen gleichermaßen gelten - egal, woher sie
kommen und wie mächtig sie sind. Und es zeigt, dass die EU-Kommission
zumindest im Bereich der Wettbewerbspolitik gewillt ist, klare Kante
zu zeigen, um das Recht auch durchzusetzen.
Die Brüsseler Entscheidung wird Google treffen. Vielleicht nicht
so sehr wegen der gut 4 Mrd. Euro, die zu berappen sind, sondern
eher, weil die EU in das bislang recht erfolgreiche Geschäftsmodell
des Konzerns eingreift. Google hatte nach Erkenntnissen der
EU-Kommission bereits sehr früh verstanden, was der Übergang von
Desktop-PCs zu mobilen Internetdiensten für einen Wandel mit sich
bringt, und daher bereits Mitte der 2000er Jahre seine Strategie
entsprechend angepasst. Die Folge sieht man heute: Bei Smartphones
beherrscht der Konzern die Internetsuche, die lizenzpflichtigen
Betriebssysteme und die Android-App-Stores mit Marktanteilen von zum
Teil über 95%. Wettbewerb findet hier nicht mehr statt.
Die Macht von vorinstallierten Apps auf mobilen Geräten, die
Google nutzt, sollte nicht unterschätzt werden. Untersuchungen haben
zum Beispiel gezeigt, dass 2016 mehr als 95% aller Internetrecherchen
auf Android-Geräten, bei denen die Google-Suche und der
Chrome-Browser vorinstalliert waren, auch über die Google-Suche
liefen. Auf Geräten von Windows Mobile, auf denen diese Apps nicht
vorinstalliert waren, wurde dagegen nur in weniger als 25% der
Suchanfragen auf Google zurückgegriffen.
Die Brüsseler Entscheidung öffnet nun den Markt wieder ein Stück
weit, wovon viele kleine Firmen, Tüftler und App-Entwickler
profitieren werden. Und auch wenn Google mit ihrer Suchmaschine,
ihrem Browser, Betriebssystem und anderen Diensten wie der
Videoplattform Youtube weiter an den Schaltstellen sitzt - die
EU-Verbraucher werden künftig hoffentlich ein wenig mehr Auswahl
haben.
(Börsen-Zeitung, 19.07.2018)
Pressekontakt:
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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