Rheinische Post: Kommentar /
Özil versteht es nicht
= VON STEFAN KLÜTTERMANN
Geschrieben am 22-07-2018 |
Düsseldorf (ots) - Mehr als zwei Monate hat sich Mesut Özil Zeit
gelassen, bis er zu seinem umstrittenen Foto mit dem türkischen
Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan öffentlich Stellung bezogen
und zugleich seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft
erklärt hat. Es bleibt der Eindruck: Özil hat nicht verstanden, was
viele Menschen an diesem Foto so empört hat. Er habe mit seinem
Treffen dem höchsten politischen Amt der Heimat seiner Familie
Respekt gezollt, nicht Erdogan als Person, schreibt er. Diese
Argumentation muss jeden Bürger der Bundesrepublik - egal ob mit oder
ohne ausländische Wurzeln - befremden. Denn es ist ja nicht das Amt,
das politische Gegner verfolgt, Grundrechte einschränkt und Tausende
Bürger ohne Anklage wegsperrt. Es ist Erdogan, der das Amt für
demokratiefeindliche Aktionen benutzt. Es mag sein, dass es
tiefergehende Gründe für Özil gab, dem Foto zuzustimmen, zum Beispiel
die Angst, dass seinen Verwandten, Freunden und seinem Eigentum in
der Türkei andernfalls Schaden droht. Dann aber hätte die
Stellungnahme auch tiefgehender ausfallen müssen. So wird die Kritik
nicht verstummen.
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Rheinische Post
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