Monitor-Chef Georg Restle im journalist-Interview. / Kritik am Umgang mit Asylthemen und AfD. / "Nicht jeden Mist abbilden"
Geschrieben am 27-07-2018 |
Hamburg (ots) - Der Leiter des ARD-Magazins Monitor, Georg Restle,
übt scharfe Kritik an der aktuellen Berichterstattung über Asylthemen
sowie am Umgang mit der AfD. "Ich teile die Kritik, dass mit der
Übernahme von Begriffen wie 'Flüchtlingsflut' oder der überbordenden
Berichterstattung über jeden einzelnen Fall von
Ausländerkriminalität, rassistische Kampagnen der AfD verstärkt
werden", sagt Restle im Interview mit dem Medienmagazin journalist.
Das Grundproblem, das er sieht: "Relevanz entscheidet sich in vielen
Redaktionen nicht mehr danach, was viele betrifft, sondern danach,
worüber viele reden." Damit mache man es der AfD leicht. Restle
empfiehlt, mit Begriffen wie etwa "Asylkrise" oder "Islamisierung"
vorsichtig umzugehen und sich in der Berichterstattung an Fakten zu
halten, "statt auf gefühlte Realitäten zu setzen".
Was die AfD betrifft, so sollten Journalisten nicht auf jede
Provokation einsteigen. "Wenn es aber um den Schulterschluss von
AfD-Kadern mit rechtsextremistischen Vereinigungen geht, gehört es
zur journalistischen Pflicht, darüber aufzuklären." Restle kritisiert
in diesem Zusammenhang, dass manche Kollegen sich "regelrecht darin
gefallen, die Tabubruch-Strategie der AfD journalistisch zu
verlängern. Und das gar nicht unbedingt, weil sie die AfD so toll
finden, sondern um sich als Enfants terribles der Medienlandschaft
neue Alleinstellungsmerkmale zu sichern." Anscheinend fehle einigen
Kollegen auch jegliche Grundkenntnis über völkischen Nationalismus.
"Anders kann ich es mir nicht erklären, wie unkritisch eine Ideologie
toleriert und verharmlost wird, die in diesem Land in den
Vernichtungswahnsinn der Nationalsozialisten geführt hat", so Restle
gegenüber dem Medienmagazin journalist.
Restle appelliert im journalist-Interview an seine Berufskollegen,
sich auf Grundrechte und Humanismus zu besinnen. "Ganz grundsätzlich
glaube ich, dass Journalisten überhaupt wieder über einen
werteorientierten Journalismus nachdenken sollten", so der
WDR-Journalist. "Wir müssen nicht jeden Mist abbilden, nur weil er
aus dem Mund eines Bundestagsabgeordneten oder eines
Parteivorsitzenden kommt." Stattdessen sollten Journalisten
aufzeigen, wohin die Menschenfeindlichkeit, die sich in Begriffen wie
"Asyltourismus" ausdrückt, am Ende führt.
Das komplette Interview mit Monitor-Chef Georg Restle lesen Sie in
der August-Ausgabe des Medienmagazins journalist, die am Montag
erscheint. Auf Anfrage senden wir Ihnen das Interview gerne vorab.
Pressekontakt:
journalist - Das Medienmagazin
Matthias Daniel
Chefredakteur
journalist@journalist-magazin.de
daniel@journalist-magazin.de
Tel. 0228/20172-24
journalist-magazin.de
twitter.com/journ_online
facebook.com/derjournalist
Original-Content von: journalist - Das Medienmagazin, übermittelt durch news aktuell
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