Westdeutsche Zeitung: Kommentar von Peter Kurz zum Thema Bezahlen per Smartphone
Geschrieben am 30-07-2018 |
Düsseldorf (ots) - Das Handy ans Kassenterminal halten - schon ist
der Kaufvorgang abgeschlossen. Praktisch, oder? Und dabei ist das
Bezahlen per Smartphone nichts grundsätzlich Anderes als der
Bezahlvorgang, wie wir ihn kennen, wenn wir eine Rechnung mit der EC-
oder Kreditkarte begleichen. Hier wie dort erfolgt die Abrechnung
übers Giro- oder Kreditkartenkonto. Und doch werde ich da nicht
mitmachen. Mag sein, dass sie weit hergeholt sind, die Argumente von
Technikfeinden, die warnen, dass eine Abbuchung aus Versehen beim
Vorbeilaufen an einem Zahlterminal möglich sei. Oder eine
Doppelbuchung. Oder dass andere auf dem Handy installierte Apps (die
berüchtigten "Taschenlampen-Apps") Daten der Bezahlvorgänge absaugen.
Selbst wenn wir den Anbietern vertrauen, dass das nicht möglich sei,
bleiben doch noch genug Argumente für eine Skepsis gegenüber solchen
Verfahren. Allen voran dies: Sind wir nicht bisher auch so ganz gut
durchs Leben gekommen, wenn wir per Schein oder Münze bezahlten? Es
steckt mehr dahinter als bloße Technikverweigerung, wenn 88 Prozent
der Befragten in einer Bundesbank-Studie sagen, dass sie weiter mit
Bargeld bezahlen möchten. Es ist die Skepsis, dass Freiheit und
Datenschutz verloren gehen, wenn die bargeldlose Gesellschaft näher
rückt. Schrittweise werden die Menschen daran gewöhnt, dass das
bargeldlose Bezahlen doch so schön einfach sei. Dabei wird
verschwiegen, was am Ende stehen wird: jeder Zahlungsvorgang wird
transparent. Es wird dokumentiert, was ich mir wo und wann gekauft
habe. Da mag man mir noch so oft versprechen, dass die Daten
geschützt werden und nicht in die Hände Dritter geraten. Das kann ich
glauben. Oder eben nicht. Natürlich muss auch jemand die Kosten des
Bezahlens per Smartphone tragen. Selbstverständlich wird es am Ende
der Verbraucher sein - die Händler werden die Kosten der Technik auf
sie umlegen. Und die Sparkassen dürfen übrigens jetzt schon eine
Gebühr für den neuen Service nehmen. Wer einem bislang nur mit der
Tauschwirtschaft vertrauten Menschen die Vorteile des Geldes
nahebringen sollte, geriete schnell in Erklärungsnot. Mit dem
Argument der Geldvermehrung durch Zinsen lässt sich schon lange nicht
mehr ins Feld ziehen. Und dann müsste man auch noch erklären, dass an
Geldautomaten zuweilen dafür bezahlt werden muss, dass man an sein
eigenes Geld kommt. Und dass der Bezahlvorgang selbst so komplex
konstruiert ist, dass fürs Bezahlen bezahlt werden muss.
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