Neue Westfälische (Bielefeld): Allgemeine Dienstpflicht
Gerechtigkeit
Jörg Rinne
Geschrieben am 05-08-2018 |
Bielefeld (ots) - Was macht den deutschen Konservatismus im Jahre
2018 eigentlich aus? Der Parteienforscher Oskar Niedermayer sieht in
ihm unter anderem die Aufrechterhaltung eines starken Rechtsstaats,
der vor allem der Aufgabe nachkommt, die Sicherheit seines
Staatsvolkes nach innen wie nach außen zu gewährleisten. Da geht es
um innere Sicherheit, um Wehrpflicht, NATO, Verteidigung. Seit 2011
gibt es die zumindest in der CDU wohlgelittene Wehrpflicht nicht
mehr. Aus gutem Grund: Die Bundeswehr wurde angesichts der
weltpolitischen Sicherheitslage zur professionellen Armee reformiert.
Heranwachsende junge Menschen in einer Kaserne sind nicht mehr die
richtige Antwort im hoch spezialisierten Antiterrorkampf oder als
Abschreckung für großmannssüchtige Despoten. Die am alt hergebrachten
festhaltenden Konservativen wissen dies natürlich auch. Deshalb
entspannt sich in der CDU die Debatte heuer nicht allein an der
Wehrpflicht - als Ziel gilt ein "allgemeines Dienstjahr". Darunter
liegt die Befürchtung, dass die Gesellschaft in Deutschland ihren
Zusammenhalt verliert. Eine durchaus spürbare Angst.
Partikularinteressen bestimmen in weiten Teilen der Bevölkerung
längst den Alltag. Sei es am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr und
manchmal sogar in Partnerschaft oder Familie. Die Vorstellung, diesen
fortschreitenden Individualismus aufzubrechen, gesellschaftliche
Schranke zumindest für ein Jahr einzureißen und damit den Blick auf
Mitmenschen zu schärfen, klingt da verlockend. Doch es mischt sich
schnell Argwohn in diese Gedankenwelt. Sollen mit verpflichtender
sozialer Arbeit die Riesenlücken im Pflegedienst oder bei der
Feuerwehr kostengünstig geschlossen werden? Prescht der konservative
Flügel der Union mit der Dienstjahr-Idee vor, um potenzielle Wähler
nicht an die AfD zu verlieren? Nein, Zwangsarbeit ist kein Mittel für
Wahlkampf oder Lückenschlüsse. Wer sich über den Zusammenhalt unserer
Gesellschaft wirklich Sorgen macht, sollte zu anderen Ergebnissen
kommen. Dazu zählt an erster Stelle soziale Gerechtigkeit - in allen
Lebensbereichen einer globalisierten Welt. Denn auch das ist eine
Form von Konservatismus.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
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