Deutsche Umwelthilfe kritisiert erneute Blamage des einstigen Umweltvorbilds: Deutschland unterschreitet EU-Mindestsammelquote für Elektroschrott
Geschrieben am 07-08-2018 |
Berlin (ots) - Elektroschrott-Sammelquote in Deutschland auf nur
44,95 Prozent gesunken - Deutschland verfehlt europäisches
Mindestziel für 2016 und ist international weit abgeschlagen -
Erreichen des zukünftigen Sammelziels von 65 Prozent in 2019 für alte
Elektrogeräte in weiter Ferne - Testbesuche der Deutschen Umwelthilfe
belegen Verantwortung des Handels für geringe Rücknahmemengen -
Politik muss Rücknahme flächendeckend umsetzen und vereinfachen -
Pfand auf Elektrogeräte notwendig
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, dass Deutschland das
von der EU vorgegebene Sammelziel von 45 Prozent für alte
Elektrogeräte im Jahr 2016 verfehlt hat. Lediglich 9,5 Kilogramm
Elektroschrott pro Einwohner wurden in 2016 ordnungsgemäß gesammelt.
Noch immer wird der größte Teil des anfallenden Elektroschrotts
illegal entsorgt oder exportiert. Um das 65-Prozent-Ziel für 2019 zu
erreichen, muss die Sammelquote bis zum nächsten Jahr um über 20
Prozentpunkte steigen.
"Deutschland entwickelt sich zum neuen Sorgenkind der EU. Die
Grenzwerte für sauberes Wasser und saubere Luft werden bereits seit
langem nicht eingehalten. Bei Verpackungsabfällen ist Deutschland
Negativspitzenreiter. Jetzt wird auch die Mindestvorgabe für die
Sammlung des oft mit Schadstoffen belasteten Elektroschrotts
gebrochen. Dabei wurde das Sammelziel mit 45 Prozent in 2016 von der
EU besonders niedrig angesetzt. Wenn nun bereits dieses Ziel nicht
erreicht wird, wie soll Deutschland dann das EU-Sammelziel von 65
Prozent ab 2019 erreichen?", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
der DUH. "Der Bundesregierung sind die EU-Mindestvorgaben
offensichtlich egal. Weder gestaltet sie die Abgabe alter
Kühlschränke, Smartphones und TV-Geräte endlich einfacher, noch sorgt
sie für einen Vollzug der bestehenden Rücknahmeverpflichtung. Während
Falschparker täglich zur Kasse gebeten werden, werden Konzerne wie
Saturn, Hornbach oder Conrad noch nicht einmal kontrolliert. Dabei
zeigen unsere Testbesuche massive Probleme bei der Rücknahme von
Elektroschrott im Handel", so Resch.
Die am 27. Juli 2018 vom Bundesumweltministerium veröffentlichten
Zahlen weisen mit 782.214 Tonnen in 2016 eine Sammelquote von 44,95
Prozent für Elektroaltgeräte aus. Deutschland verfehlt somit die in
der Richtlinie 2012/19/EU festgelegte Mindestsammelquote für 2016 von
45 Prozent. Nach Einschätzung der DUH wird ohne eine massive
Ausweitung der Rücknahmeverpflichtung für Händler auch das Sammelziel
von 65 Prozent in 2019 mit großem Abstand verfehlt werden.
Auch im EU-Ländervergleich steht Deutschland schlecht dar: Während
Deutschland 2009 noch eine Quote von 46 Prozent erreichte, liegt
diese 2016 bei unter 45 Prozent. Österreich hingegen überschreitet
die Mindestvorgabe in 2016 mit 50 Prozent gesammeltem Elektroschrott
bereits um fünf Prozentpunkte. Noch gravierender ist der Abstand zu
anderen EU-Staaten, die bereits im Jahr 2015 die EU-Mindestvorgaben
erfüllten, etwa Irland und Portugal mit 54 Prozent oder Kroatien und
Schweden mit 61 Prozent.
Seit dem 24. Juli 2016 sind Händler ab einer Verkaufsfläche von
400 Quadratmetern für Elektrogeräte zur Rücknahme ausgedienter Geräte
verpflichtet. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse von Testbesuchen
der DUH zeigen, dass viele Händler die Rücknahmepflichten
boykottieren. Damit Verbraucher alte Geräte einfach und ohne weite
Wege abgeben können, sollte die gesetzliche Rücknahmepflicht der
Vertreiber aus Sicht der Umwelt- und Verbraucherorganisation deutlich
ausgeweitet werden.
"Während die Händler mittlerweile knapp zwei Millionen Tonnen
Elektrogeräte pro Jahr verkaufen, nahmen sie in 2017 nur rund 100.000
Tonnen Altgeräte zurück. Unsere Testbesuche zeigen, dass viele
Händler die Rücknahme verweigern, erschweren oder gesetzeswidrig
nicht darüber informieren. Wenn Verbraucher alte Elektrogeräte nur
nach mehrmaliger Nachfrage 'aus Kulanz' zurückgeben können, wird
deutlich, warum noch immer hunderttausende Tonnen Elektroschrott ins
Ausland exportiert oder im Restmüll entsorgt werden. In der Folge
werden Schwermetalle, Flammschutzmittel und Weichmacher unbehandelt
freigesetzt und schaden Mensch und Umwelt", erklärt Philipp Sommer,
Stellvertretender Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft bei der
DUH.
Um das verpflichtende Sammelziel schnellstmöglich zu erreichen,
fordert die DUH von der Bundesregierung, dass jeder Händler bei dem
Verkauf eines Elektrogeräts ein ähnliches Altgerät zurücknehmen muss.
Damit Händler die Rücknahme nicht möglichst schwierig, sondern
möglichst einfach machen, sollten sie zur Erfüllung von Sammelquoten
verpflichtet werden. "Mittelfristig muss für Elektrogeräte ein Pfand
erhoben werden. Nur durch ein Pfandsystem kann die illegale
Entsorgung von Elektroschrott auf ein absolutes Minimum reduziert
werden. Bei Getränkeverpackungen konnte durch ein Pfandsystem eine
Sammelquote von nahezu 100 Prozent erreicht werden", meint Sommer.
Links:
DUH-Stellungnahme zum Elektrogesetz:
https://www.duh.de/themen/recycling/elektrogeraete
DUH-Testergebnisse zur Rücknahme von Elektroaltgeräten im Handel:
https://www.duh.de/projekte/elektro-rueckgabe
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
Philipp Sommer, Stellv. Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-462, sommer@duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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