Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Export von Diesel-Autos: Exportschlager: Alte Diesel von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 07-08-2018 |
Regensburg (ots) - Wenn das Auto anfängt zu rosten, schick es in
den Osten. So lautete vor fast drei Jahrzehnten die Devise im
Fahrzeuggeschäft. Hunderttausende ältere Autos aus der alten
Bundesrepublik wurden in die neuen Bundesländer verkauft und fanden
dort reißenden Absatz. Endlich ein "richtiges Auto", statt der
stinkenden Zweitakter, Marke Trabant oder Wartburg. Für den neuen
fahrbaren Untersatz wurde bereitwillig die gerade erst bekommene
D-Mark hingeblättert. Für Alt-Besitzer und Händler war die
innerdeutsche Fahrzeugkarawane zumeist ein gutes Geschäft. Eine Art
Deja-vu erlebt der Fahrzeughandel nun viele Jahre später. Während in
Deutschland gebrauchte Selbstzünder wegen des Abgasskandals und wegen
drohenden Fahrverboten Ladenhüter sind, gibt es im Ausland reges
Interesse an diesen Autos. Die Ausfuhr von Diesel-Fahrzeugen aus
erster, zweiter oder dritter Hand nach Süd- und Osteuropa - etwa nach
Österreich, Italien, Frankreich, aber auch Kroatien, in die Ukraine,
nach Weißrussland oder Russland - steigt rapide an. Das liegt
offenbar auch daran, dass dort der gute Ruf von Autos Made in Germany
mehr zählt als die Verunsicherung wegen der Abgasmanipulationen, die
hierzulande seit fast drei Jahren hohe Wellen schlägt. Und Grenzwerte
für die Luftreinheit, wie sie immerhin von der EU aus Brüssel
vorgegeben wurden, werden anderswo vielleicht nicht ganz so ernst
genommen wie im regelungsverliebten Deutschland. Dass mit dem Export
von alten Diesel-Autos allerdings auch ein Umweltproblem
weiterverkauft wird, schert Händler und neue Besitzer offenbar wenig.
Verkauft ist verkauft. Hauptsache, das Auto macht etwas her, fährt
solide und flott. Obendrein hält sich der Verbrauch in Grenzen, mag
man sich in süd- und osteuropäischen Ländern denken, wo Diesel aus
deutscher Produktion begehrt sind. Übrigens sind das alles Gründe,
wegen derer sich einst deutsche Käufer für diese Fahrzeuge
entschieden hatten. Unter dem Gesichtspunkt der Reinhaltung der Luft
allerdings ist der Diesel-Verschiebebahnhof äußerst bedenklich. Der
Umwelt ist es egal, ob sie in Berlin, München, oder in Lyon,
Salzburg, Bozen, in Kiew und Zagreb verunreinigt wird. Für die
deutschen Autokonzerne, Volkswagen vorneweg, ist das Problem der
Alt-Dieselfahrzeuge zudem nicht nur ein europäisches. In den USA
mussten die Wolfsburger riesige Parkflächen anmieten, auf denen ihre
zurückgenommenen Diesel-Autos stehen. Bei Volkswagen wartet man
händeringend auf Ausfuhrgenehmigungen aus den USA. Die Autos sollen
noch irgendwo in der Welt an irgendwen verkauft werden. Gelingt das
nicht, bleibt nur die Verschrottung der Fahrzeuge. Verantwortlich für
die riesigen Verluste sind aber nicht etwa die Mitarbeiter der
Konzerne, sondern deren verantwortungslose Manager, die Winterkorns
und Co. Bislang werden die Autobauer von der deutschen Regierung
allerdings gewissermaßen mit Samthandschuhen angefasst. Allerdings
droht ihnen Ende September die Regierungs-Entscheidung, dass sie
vielleicht doch für die aufwendige Hardware-Nachrüstung von älteren
Diesel-Autos in Anspruch genommen werden. Bislang haben sie sich
dagegen erfolgreich gewehrt. Doch nicht nur die gebrauchten und
manipulierten Dieselfahrzeuge belasten die Autobauer. Noch mehr ins
Kontor schlagen die gravierenden Probleme bei der Zulassung von
Neufahrzeugen. Die derzeit guten Geschäftszahlen der Autokonzerne
verdecken, dass es nach den neuen, strengeren Abgas-Messverfahren für
viele neue Modelle noch keine Typzulassungen gibt. Zu den vielen
Alt-Dieseln auf Halde kommen Neufahrzeuge, die nicht verkauft werden
können. Und dieses Problem lässt sich nicht exportieren.
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