Allg. Zeitung Mainz: Bereicherung / Kommentar von Friedrich Roeingh zur allgemeinen Dienstpflicht
Geschrieben am 10-08-2018 |
Mainz (ots) - Es gibt Themen, die von Anfang an begeistern. Und es
gibt Themen, für die die Zustimmung mit der Zeit wächst. Der Vorstoß
zur Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für junge Menschen
gehört dazu. 60 Prozent spontane Zustimmung der Bürger in den ersten
Umfragen sind schon gut. Aber diese Zustimmung ist garantiert
ausbaufähig. Wenn sich Genossen, Grüne, Liberale und Linke
reflexartig gegen eine solche Dienstpflicht aussprechen, dann
sprechen sie schon nur noch für einen Teil ihrer Anhängerschaft. Und
die SPD zeigt mit ihrer Reaktion mal wieder, wie weit sie sich von
ihrer Basis, bzw. ihrer ehemaligen Basis entfernt hat. Eigentlich
hätte sie selbst das Thema auf die politische Tagesordnung setzen
sollen, statt CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer damit punkten
zu lassen. Was passt besser in eine Zeit sozialer Vereinzelung als
ein allgemeiner sozialer Dienst? Was wäre ein besseres Rezept gegen
den Virus der Selbstoptimierung, als ein Jahr lang für andere etwas
zu tun? Nie zuvor haben junge Menschen so viele Freiheiten genossen
wie heute. Nie zuvor haben junge Leute so viele Bildungschancen
bekommen wie heute. Nie zuvor standen jungen Leuten so viele Türen
auf wie heute. Schulzeit verkürzt, Wehrdienst abgeschafft,
Studienzeit verkürzt. Und dann diskutieren wir über einen einjährigen
Dienst an der Allgemeinheit wie über eine Freiheitsberaubung?
Ein ganzer Strauß an Chancen steht dieser Pflicht gegenüber: Junge
Leute wachsen heute in ihrer sozialen Gruppe und in ihrer
Bildungsschicht immer isolierter auf. Durch das Gemeinschaftsjahr
werden diese Monokulturen durchmischt. Junge Leute übernehmen
Verantwortung, in einer Zeit, in denen ihnen die Erwachsenen immer
mehr Verantwortung abgenommen haben. Junge Menschen lernen zu geben
und sie lernen, wie zufrieden geben machen kann. Junge Leute lernen
Berufsfelder kennen, die ihre Eltern ihnen niemals empfohlen hätten.
Junge Talente werden sozial geerdet, bevor sie als High-Performer
durchstarten können. Und nicht zuletzt: Schulabbrecher und
Leistungsverweigerer erfahren zu einem entscheidenden Zeitpunkt ihrer
Biografie, dass sie gebraucht werden. Was soll eigentlich so
unanständig konservativ daran sein, den gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu fördern? Deshalb an alle liberalen, grünen und
sozialen Demokraten: Wir drehen die Uhr noch einmal zehn Tage zurück
und fangen mit der Debatte um eine allgemeine Dienstpflicht noch
einmal von vorn an.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Danielle Schwarz
Newsmanagerin
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell
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