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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Währungskrise der Türkei

Geschrieben am 13-08-2018

Bielefeld (ots) - Die Krise der Türkei betrifft Europa und
Deutschland unmittelbar. Und das nicht einmal vorrangig, weil unsere
Exportwirtschaft zumindest teilweise einen Markt einbüßen könnte, der
mit 21 Milliarden Euro Volumen überschaubar, aber von Bedeutung ist.
Bedroht sind vor allem die europäischen Banken, die der Türkei rund
150 Milliarden Euro geliehen und das vermeintliche Wirtschaftswunder
am Bosporus finanziert haben, und damit auch der Euro. Denn in
erster Linie sind Geldinstitute aus Spanien, Frankreich und Italien
vom türkischen Boom auf Pump und der daraus folgenden Lira-Krise
betroffen. Es ist kaum vorstellbar, dass die Regierungen dieser
Länder ihren geschwächten Banken nicht helfen würden, wenn es zum
Schwur kommen sollte - ganz gleich, was die Vorschriften der
europäischen Bankenunion vorsehen. Das nennt sich dann »politische
Lösung«. Schon jetzt verlieren die Banken an Börsenwert. Was Erdogan
derzeit sendet, sind Signale der Verzweiflung. Kein vernünftiger
Mensch tauscht seine Geld- oder Goldwerte in türkische Lira um.
Solche Appelle machen die Lage noch schlimmer. Auch für uns. Wenn es
ihm ans Geld geht, hat Erdogan bislang in der Regel rational und
flexibel gehandelt. Doch diese Krise hat eine andere Dimension. Es
bedarf keiner ausgeprägten Phantasie, damit zu rechnen, dass der
türkische Machthaber ein neues Preisschild an den Flüchtlingsdeal mit
der EU kleben wird. Für drei Milliarden Euro pro Jahr dürfte er die
mehr als drei Millionen syrischen Flüchtlinge, die in der Türkei in
Lagern und Städten leben, nicht weiter versorgen wollen. Da muss mehr
kommen, und das wird er nicht erst bei seinem Staatsbesuch in Berlin
am 28. und 29. September fordern. So viel Zeit hat Erdogan nicht. Als
Gegenleistung könnte er die Ausweitung des Deals anbieten, der
bislang nur für die Ägäis gilt. Es ist nämlich bei weitem nicht so,
dass der Landweg über den türkisch-griechischen Grenzfluss Evros
geschlossen wäre. Am Ende könnte es so sein, dass Europa der Türkei
helfen muss, zumal Iran und Russland mangels finanzieller
Möglichkeiten ausfallen. Ob China und Katar einsteigen, ist fraglich,
aber nicht ausgeschlossen. Was Donald Trump damit zu tun hat? Der
US-Präsident hat den Lira-Absturz mit seiner Zollpolitik forciert und
schadet damit gleich zwei Gegnern: Erdogan, der einen evangelikalen
US-Pastor gefangen hält und sich in Syrien nicht an Abmachungen
gehalten hat, und der von der Krise betroffenen EU. In Zeiten wie
diesen bekommt man einen Eindruck davon, was eine relativ feste
Gemeinschaftswährung wie der Euro trotz aller Schwächen wert ist.
Sie ist nicht so leicht angreifbar, wie es jede einzelne Währung in
Europa wäre.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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