Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Online-Umfrage über eine Abschaffung der Zeitumstellung: Die Alibi-Abstimmung der EU von Julia Weidner
Geschrieben am 16-08-2018 |
Regensburg (ots) - Alle Jahre das gleiche Spiel: Ende Oktober
freuen sich die Europäer, weil sie eine Stunde länger schlafen
dürfen. Ende März quälen sie sich eine Stunde früher aus dem Bett.
Der Grund: die Zeitumstellung. Ihre Meinung dazu durften bis gestern
Nacht alle EU-Bürger abgeben. Doch die Debatte um die Zeitumstellung
ist vor allem eines: Zeitverschwendung. Diese Umfrage ist zu gleichen
Teilen mühsam wie wirkungslos, weil die EU nicht an das Ergebnis
gebunden ist. Schon allein der Weg zum Online-Fragebogen ist
beschwerlich. Wer den ellenlangen Infoblock auf der Startseite sieht,
ist schon abgeschreckt, bevor er überhaupt zur Abstimmung gelangt.
Danach müssen die Befragten geduldig sein. Zu fünf Fragen dürfen sich
die EU-Bürger äußern. Sie können angeben, welche Erfahrungen sie mit
der Umstellung gemacht haben, für welche Regelung sie sich
entscheiden würden und Gründe dafür angeben. Für die kurzen Fragen,
die man nur per Kreuzchen beantwortet, müssen die Teilnehmer der
Umfrage schon einmal 20 Minuten einplanen. Bei jedem Schritt ist die
Seite der EU-Kommission überlastet, baut sich neu auf. Am Ende
funktioniert das Absenden des Bogens oftmals nicht und all die Mühe
war nur Zeitverschwendung. Dabei hat nur ein kleiner Bruchteil der
über 500 Millionen EU-Bürger an der Umfrage teilgenommen. Das
Ergebnis der Online-Befragung kann also nicht einmal für die Meinung
der Bürger stehen. Im Grunde ist der Fragebogen eh nur eine
Alibi-Abstimmung. Von der EU selbst wird der Prozess als Konsultation
betitelt. Das Fremdwort täuscht nicht darüber hinweg, dass die
Kommission aus der Umfrage keine Konsequenzen ziehen muss. Die
Behörde selbst betont, die Umfrage sei nur ein Teil der Bewertung und
kein Referendum. Der Aufwand der Bürger ist wieder einmal
Zeitverschwendung. Nur, wenn die EU-Kommission zu dem Schluss kommt,
dass die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte, könnte sie einen
entsprechenden Gesetzesvorschlag vorlegen. Neben der Online-Umfrage
verpflichtete sich die EU-Kommission dazu, die Auswirkungen der
Sommerzeit in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union eingehend
untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen der
Kommission im Jahr 2000: bestenfalls schwammig. Laut dem Bericht hat
die Zeitumstellung weder auf die Landwirtschaft noch auf die
Ozonbildung messbaren Einfluss. Auch beim Hauptgrund für die
Einführung der Sommerzeit - der Energieeinsparung - ist nicht
erkennbar, ob weniger Strom verbraucht wurde oder insgesamt Energie
eingespart wurde. Ein weiterer schwerwiegender Grund wären die
Auswirkungen auf den Verkehr. In der Zeit nach der Uhrumstellung im
Frühjahr sind laut dem Bericht der Kommission mehr Unfälle passiert,
weil Autofahrer übermüdet vor dem Steuer saßen. Doch dazu liegen der
EU-Kommission keine vergleichbaren Daten vor. Auch diese Untersuchung
blieb also ohne Ergebnis. Sollte sich die Kommission trotz dieser
unklaren Lage für die Abschaffung der Zeitumstellung einsetzen,
müssten sowieso noch das Europaparlament und die EU-Staaten dem
Gesetzesentwurf zustimmen. Theoretisch dürften die Staaten einzeln
entscheiden, ob sie die Zeitumstellung abschaffen wollen. Doch
innerhalb der EU ist klar, dass es eine einheitliche Lösung geben
soll. Ansonsten gäbe es Probleme beim Handel zwischen den
Mitgliedsstaaten oder im Verkehr. Am Ende überwiegt wohl bei den
meisten Teilnehmern der Umfrage die subjektive Wahrnehmung.
Frühaufsteher haben mit und ohne Zeitumstellung keine Probleme,
morgens ans Werk zu gehen. Genauso werden sich Morgenmuffel jeden Tag
aufs Neue aus dem Bett quälen - dabei macht es keinen Unterschied, ob
gerade Sommer- oder Winterzeit ist.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
650280
weitere Artikel:
- Berlin ist seit heute um eine Attraktion reicher - Optische Täuschungen, unglaubliche Räume und haptische Phänomene im neuen Museum der Illusionen (FOTO) --------------------------------------------------------------
Download Pressematerial
http://ots.de/U00gsk
--------------------------------------------------------------
Berlin (ots) -
Eröffnung am 17. August 2018 +++ 80 verblüffende Exponate +++ im
Herzen Berlins am Alexanderplatz +++ für alle Altersklassen +++
täglich von 10:00 bis 21:00 Uhr geöffnet +++ auch Führungen,
Kindergeburtstage und Firmenevents +++
Ein einzigartiges Museumskonzept kommt nach Berlin - das Museum
der Illusionen. Über 80 Exponate mehr...
- Weltbekannter Komponist und Pianist Steve Barakatt veröffentlicht offizielle Hymne für das zukünftige Drehkreuz Asiens: die Stadt Saemangeum Seoul (ots/PRNewswire) -
Saemangeum-Hymne ist ab sofort auf allen wichtigen
Musikvertriebsplattformen verfügbar
Abaca Group Inc. und der weltbekannte Komponist und Pianist Steve
Barakatt freuen sich bekannt zu geben, dass "One More Heart, One More
Dream - The Official Anthem of Saemangeum" (Noch ein Herz mehr, noch
ein Traum mehr - die offizielle Saemangeum-Hymne) heute weltweit
veröffentlicht wurde.
Im Werk, gespielt von Steve Barakatt am Klavier und dem Korea Pops
Orchestra, kommt unter anderem die Daegeum zum Einsatz, mehr...
- Ian McKellen spielt "King Lear": Live aus London, live bei CineStar Lübeck (ots) - Am 27. September 2018 kommen Shakespeare-Fans mit
der Live-Übertragung des Theaterstücks "King Lear" im CineStar voll
auf ihre Kosten.
Live aus dem Londoner West End Theatre, live bei CineStar auf der
großen Leinwand: Der legendäre Schauspieler Sir Ian McKellen (bekannt
aus "Der Herr der Ringe" und "X-Men") fasziniert am Donnerstag, den
27. September um 20:00 Uhr als "King Lear" in der weltweit gefeierten
Neuinszenierung von Regisseur Jonathan Munby. Tickets für die
Live-Übertragung in HD und mit deutschen Untertiteln mehr...
- "Kulenkampffs Schuhe" zur Prime-Time im SWR Fernsehen
Wiederholung aufgrund des großen Interesses (FOTO) Baden-Baden (ots) -
/90-minütiger Dokumentarfilm von Regina Schilling // Ausstrahlung
am Sonntag, 26. August 2018, 20:15 Uhr im SWR Fernsehen
Auch heute ist Kulenkampff noch ein Straßenfeger - aufgrund des
großen Zuschauerinteresses wird der Film "Kulenkampffs Schuhe" noch
einmal gezeigt: Am Sonntag, 26. August um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen,
nach Ausstrahlung ist er sieben Tage lang in der SWR Mediathek
verfügbar. Der Dokumentarfilm besteht vollständig aus Archivmaterial
und zeigt Nachkriegsgeschichte auf überraschende, ungewöhnliche mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche: Im Sog des Skandals von Julius Müller-Meinungen Regensburg (ots) - Die katholische Kirche hat zweifellos
Fortschritte bei der Bekämpfung und der Prävention von sexuellem
Missbrauch gemacht. Seit Beginn des Jahrtausends brechen Skandale in
aller Welt über sie herein, den Anfang machten die USA, es folgten
unter anderem Irland und auch Deutschland. In einigen Ländern geht
die Kirche offensiv mit dem Thema um, in anderen hält sie das Meiste
unter dem Teppich. In vielen Fällen wird der Klerus erst aktiv, wenn
sich zuvor Opfer oder die Justiz aufgerafft haben, Licht in das
Dunkel mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|