SÜDWIND fordert eine Stärkung der Arbeitsrechte von HeimarbeiterInnen in der Lederschuhproduktion
Geschrieben am 17-08-2018 |
Bonn (ots) - Sie stehen oft ganz am Anfang globaler Lieferketten,
zählen aber zu den größten VerliererInnen der globalisierten
Wirtschaft: HeimarbeiterInnen. Die Frauen und Männer, die häufig in
nicht-registrierten und nicht-vertraglich abgesicherten
Arbeitsverhältnissen in der Textil-, Bekleidungs- und Schuhproduktion
sowie in der Herstellung von Handwerkskunst tätig sind, stellen einen
großen Anteil unter den Beschäftigten in der informellen Wirtschaft
weltweit dar. Zum heutigen Tag der Unabhängigkeit Indonesiens weist
SÜDWIND daher auf die besonders prekäre Situation von
HeimarbeiterInnen in Indonesien hin.
Die neue SÜDWIND-Studie "Arbeitsrechte in der Informalität.
HeimarbeiterInnen und die Internationale Arbeitsorganisation" belegt
am Beispiel von HeimarbeiterInnen in der indonesischen
Lederschuhproduktion, dass Heimarbeit meist mit prekären, schlecht
bezahlten Tätigkeiten einhergeht, oftmals unter Inanspruchnahme von
Kinderarbeit und fehlender sozialer Sicherung. "HeimarbeiterInnen in
der indonesischen Lederschuhindustrie sind vielfältigen
Arbeitsrechtsverletzungen ausgesetzt", so Anton Pieper, Autor der
Studie. "Sie verfügen über keine Arbeitsverträge, sind nicht
sozialversichert und arbeiten zu Löhnen, die sich nur auf einen
Bruchteil des lokalen Mindestlohns belaufen."
Im Jahr 2016 wurden in Indonesien 1,1 Mrd. Paar Schuhe produziert.
Mit einem Weltmarktanteil von 4,8% landete das südostasiatische Land
damit auf dem vierten Platz der weltweit führenden
schuhproduzierenden Länder (nach China, Indien und Vietnam). Die
Schuhindustrie ist ein bedeutender Bestandteil der indonesischen
Wirtschaft. Viele internationale Markenunternehmen investieren in
Indonesien und stellen hiermit viele Arbeitsmöglichkeiten für
IndonesierInnen bereit. Jedoch ist es nicht möglich, zu sagen, wie
viele der insgesamt 1,1 Mio. Beschäftigten in der Schuh- und
Lederindustrie HeimarbeiterInnen sind, bzw. wie viele noch hinzu zu
zählen sind. In Indonesien ist Heimarbeit kein neues Phänomen,
trotzdem sind HeimarbeiterInnen bis heute weitestgehend unsichtbar.
Sie tauchen in den offiziellen indonesischen Arbeitsstatistiken nicht
auf und besitzen somit auch keinen Rechtsstatus.
Dabei gibt es internationale Konventionen, die auch informell
Beschäftigte vor Ausbeutung schützen und Arbeitsrechtsverletzungen
verhindern sollen. Eine zentrale Organisation zur Durchsetzung der
Interessen von Beschäftigten ist die Internationale
Arbeitsorganisation (ILO), eine Unterorganisation der Vereinten
Nationen. Diese widmet sich seit langem auch der Situation von
ArbeiterInnen in der informellen Wirtschaft. Nun analysiert SÜDWIND
anlässlich ihres 100. Geburtstags, wie die ILO-Standards zum Schutz
der Rechte von ArbeiterInnen insbesondere in der in¬formellen
Wirtschaft beitragen und wie die Rechte von HeimarbeiterInnen bes¬ser
geschützt werden können.
Das ILO Übereinkommen zu Heimarbeit weist einen extrem niedrigen
Ratifizierungsstand auf. Die Studie belegt die Notwendigkeit, dass
die ILO-Mitgliedstaaten das Übereinkommen über Heimarbeit endlich
ratifizieren und in nationales Arbeitsrecht integrieren müssen.
"Darüber hinaus müssen Unternehmen im Rahmen der Umsetzung
unternehmerischer Sorgfaltspflichten die Rechte von
HeimarbeiterIn¬nen genauso achten wie die aller anderen
Beschäftig¬ten", fordert Pieper. "So sollten Unternehmen
HeimarbeiterInnen, die für sie produzieren, formelle Arbeitsverträge
anbieten und angemessen entlohnen."
Die Studie, die von Engagement Global im Auftrag des BMZ und von
der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert
wurde, ist Teil von insgesamt sechs Studien zur Internationalen
Arbeitsorganisation, die SÜDWIND in diesem und im vergangenen Jahr
veröffentlicht hat.
Bestellung und Download von Studie und Fact Sheet:
https://www.suedwind-institut.de/index.php/de/publikationen-402.html
Pressekontakt:
Anton Pieper
Telefon: 0228-763698-18
E-Mail: pieper@suedwind-institut.de
Original-Content von: SÜDWIND e.V., übermittelt durch news aktuell
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