Börsen-Zeitung: Weidmanns Pech / Kommentar von Claus Döring zur Draghi-Nachfolge
Geschrieben am 23-08-2018 |
Frankfurt (ots) - Jens Weidmann würde gerne im Oktober 2019
Nachfolger von Mario Draghi als Präsident der Europäischen
Zentralbank (EZB) werden. Dieses Amt hat er nie öffentlich für sich
gefordert, doch der Wunsch ergibt sich schon aus Weidmanns
Amtsverständnis als Präsident der Bundesbank. Ein Geldpolitiker mit
Leib und Seele wie Weidmann, der Notenbankchef der größten
Volkswirtschaft in der Eurozone ist, muss geradezu danach streben,
seine geldpolitischen Vorstellungen dort umsetzen zu können, wo man
dies seit Einführung der Gemeinschaftswährung am wirkungsvollsten
kann: an der Spitze der EZB.
Als ehemaliger Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela
Merkel weiß Weidmann aber auch, dass die Besetzung hoher europäischer
Ämter machtpolitische Entscheidungen sind, bei denen nationaler
Proporz und Einflussmöglichkeiten mehr zählen als fachliche Exzellenz
und Loyalität. Und deshalb liegt Brüssel zwar nicht geografisch, aber
politisch Berlin näher als Frankfurt. Denn in Brüssel geht es im
nächsten Jahr um die Nachfolge von Jean-Claude Juncker als Präsident
der EU-Kommission. Dieses Amt bietet mehr Gestaltungsmöglichkeiten
und ist für die Zukunft der EU und damit auch für die politischen
Verhältnisse in Deutschland allemal wichtiger als der
Präsidentenposten einer Institution, die formal unabhängig ist und
nur begrenzt politisch zu steuern ist.
Der Chef der EU-Kommission kann dagegen sogar weltpolitisch etwas
bewirken, wie sich zuletzt beim Treffen von Juncker und US-Präsident
Donald Trump zeigte. Auf diesen Posten endlich einen Deutschen und
möglicherweise politisch Vertrauten entsenden zu können, hätte
folglich für die Bundeskanzlerin mehr Reiz, als den
Bundesbankpräsidenten an die EZB-Spitze zu befördern. Pech für
Weidmann, dass nur bei einer der beiden Spitzenpersonalien ein
Deutscher zum Zug kommen dürfte - wenn überhaupt.
Dass Regierungsviertel und Bundesbankzentrale mehr als die
geografische Entfernung trennen, ist nicht neu. Helmut Schmidts
Kritik an der Bundesbankpolitik ist ebenso legendär wie Helmut Kohls
Missachtung der Bundesbankwarnungen vor der deutsch-deutschen
Währungsunion und der späteren Euro-Einführung. Für die Bundesbank
und die Anhänger ihrer geldpolitischen Grundsätze wäre es nach den
geldpolitischen Zumutungen der Ära Draghi nun ein weiterer
Tiefschlag, würde die Bundesregierung wie schon seinerzeit Axel Weber
jetzt auch Jens Weidmann die Unterstützung für den Wechsel an die
EZB-Spitze versagen.
(Börsen-Zeitung, 24.08.2018)
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