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Börsen-Zeitung: Zwei Wege, keine Lösung, Kommentar zu Argentinien und zur Türkei von Julia Wacket

Geschrieben am 03-09-2018

Frankfurt (ots) - Na endlich, dürften sich Investoren gedacht
haben, als die türkische Zentralbank am Montag zum ersten Mal seit
Beginn der Lira-Krise mit Wertverlusten von 40 Prozent und
Inflationsraten von mittlerweile 18 Prozent von "deutlichen Risiken"
für die Preisstabilität im Land gesprochen hat. Doch schnell wurden
die Anleger wieder enttäuscht: Statt einer Notfall-Leitzinserhöhung
kündigte die Notenbank nur eine baldige "Anpassung" der Geldpolitik
an.

Dabei ist eine Leitzinsanhebung von mindestens 10 Prozent
notwendig, um die Inflation, die im Laufe des Jahres gar auf 30
Prozent steigen könnte, in Schach zu halten. Ob diese Erhöhung auf
der Zinssitzung nächste Woche kommen wird, ist weiter ungewiss. Denn
wie sich schon in der Juli-Sitzung zeigte, liegt in der Türkei
zwischen dem, was die Notenbank machen will, und dem, was sie
(angesichts Präsident Recep Tayyip Erdogans Meinung zu höheren
Zinsen) machen darf, ein tiefer Graben. Der türkische Präsident macht
ausländische Mächte für den Absturz der türkischen Lira
verantwortlich und scheint internationale Investoren gar nicht erst
beeindrucken zu wollen.

Ganz anders der Staatspräsident des ebenfalls in eine
Währungskrise geratenen Schwellenlandes Argentinien. Mauricio Macri
verfolgt seit langem das Ziel, Argentinien bei internationalen
Investoren wieder beliebt zu machen - kein leichtes Vorhaben bei
einem Land, das bereits sieben Mal in seiner Geschichte pleite
gegangen ist. Macri bat von sich aus beim Internationalen
Währungsfonds IWF um Hilfskredite und kündigte unbeliebte Maßnahmen
wie ein straffes Sparprogramm und erneute Exportsteuern an, um das
Haushaltsdefizit auf 1,3 Prozent des BIP zu senken. Auch die
Zentralbank erhöhte jüngst den Leitzins auf satte 60 Prozent.
Argentinien, so scheint es, tut alles, um seine Wirtschaft zu
stabilisieren - und kann die Märkte trotzdem nicht beruhigen. Am
Montag fiel der Peso gegenüber dem Dollar um 4,2 Prozent, trotz aller
Ankündigungen.

Im Gegensatz zur Türkei hat Argentinien aber kaum mehr Spielraum,
um die Märkte von seinen Reformvorhaben zu überzeugen. Die Zinsen
liegen bereits auf einem hohen Niveau und bei noch mehr fiskalischer
Straffung könnte das Land in eine Rezession rutschen. Die Türkei
und Argentinien vereint daher so einiges. Beide haben massive
Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite, hohe Inflationsraten und sind
zu sehr von der Finanzierung durch Fremdwährungen abhängig. Beide
müssen das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen. Nur das eine Land tut
etwas dagegen und das andere nicht. Ein schneller Ausweg aus der
Krise ist bei keinem in Sicht.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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