Polizei setzt immer stärker auf Social Media: Bundesweit betreiben Polizeibehörden 331 Profile
Geschrieben am 05-09-2018 |
Hamburg (ots) - Information und Imagepflege, aber auch
Unterhaltung und neuerdings sogar der Kampf gegen "Fake News": Die
Polizei baut ihre Präsenz in sozialen Netzwerken rasant aus.
Bundesweit betreiben Polizeibehörden bereits 331 Profile, darunter
159 offizielle Twitter-Accounts, 138 bei Facebook, 25 bei Instagram,
acht bei Youtube und einen bei Snapchat. Das hat eine Umfrage des NDR
Medienmagazins "Zapp" bei Ländern, BKA und Bundespolizei ergeben. Die
Polizei beschäftigt dafür bundesweit bereits mehr als 80
Social-Media-Manager, die sich ausschließlich um die Pflege und den
Ausbau zentraler Profile kümmern.
In Niedersachsen zeigt sich, wie strategisch die Polizei soziale
Netzwerke bespielt: Unter dem Stichwort "Social Community Policing"
sind bereits zwölf Beamte mit persönlichen Profilen im digitalen
Einsatz - weitere sollen bald folgen. Auf diesem Weg sollen die
Polizisten für Bürger direkt ansprechbar sein, aktuelle Informationen
vermitteln und Präventionsarbeit leisten. Darüber hinaus sollen sie
in den sozialen Netzen gezielt Ausschau nach "Fake News" aus ihrer
Region halten, vor allem wenn es um Gerüchte geht, die die Polizei
selbst betreffen.
Es gehe darum "sichtbar zu sein und auch mal zu sagen: Mensch,
diese Diskussion, die ihr gerade in dieser öffentlichen Gruppe führt,
da redet ihr über einen Sachverhalt, den gibt es bei der Polizei
nicht oder das stellt ihr komplett falsch dar", erklärt Thorsten
Massinger von der zentralen Polizeidirektion Niedersachsen gegenüber
"Zapp". "Welche Inhalte gepostet werden, da lassen wir den Behörden
freien Spielraum. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt",
ergänzt seine Kollegin Franziska Santhiralingam.
Doch das Engagement in den sozialen Netzen stößt auch auf Kritik.
Der Polizei- und Konfliktforscher Dr. Peter Ullrich von der
Technischen Universität Berlin bemängelt, dass es für den zunehmenden
Einsatz der Polizei in sozialen Netzwerken bislang keine klaren
Regeln gebe, viele Aktionen seien reine PR: "Mit Bildern von Hunden,
Katzen und geretteten Vögeln, die aus dem Nest gefallen sind, wird
ein Bild gezeigt, das mit der Organisation und ihren Aufgaben wenig
zu tun hat."
Im Alltag sei die Polizei vor allem mit Konflikten und Problemen
beschäftigt, die sie selbst kaum thematisiere. So werde die Polizei
bei Auseinandersetzungen etwa im Umfeld politischer Demonstrationen
oft selbst zur Konfliktpartei. "Damit kommt die Polizei ganz schnell
in eine Position, wo sie nicht mehr neutral ist." Wenn dann adhoc
nicht abgesicherte Einschätzungen verbreitet würden, sei das
problematisch.
Für Ullrich sind soziale Netzwerke für die Polizei zwar
grundsätzlich ein legitimes Betätigungsfeld. Gegenüber "Zapp" mahnt
der Forscher jedoch "immense Zurückhaltung" an: "Ich glaube, dass der
Kommunikationsstil des Mediums in so starkem Widerspruch zur
Sachlichkeit und zum Neutralitätsgebot steht, dass die Polizei
Einschränkungen in Kauf nehmen muss. Das bedarf wahrscheinlich
gesetzlicher Regelungen."
Mehr zum Thema im Medienmagazin "Zapp" am Mittwoch, 5. September,
um 23.20 Uhr im NDR Fernsehen
www.ndr.de/zapp
www.facebook.com/zappmm
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Lara Louwien
Tel.: 040/4156-2312
Mail: l.louwien@ndr.de
http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse
Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell
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