CARE-Studie: Flüchtlinge in Jordanien hoch verschuldet, um zu überleben
Geschrieben am 18-09-2018 |
Bonn/Amman (ots) - Im achten Jahr des Syrienkrieges bedrohen die
Kürzungen der internationalen humanitären Hilfe das Überleben von
syrischen Flüchtlingen in Jordanien. Das berichtet die
Hilfsorganisation CARE in einer neuen Studie, für die mehr als 2.000
syrische, aber auch irakische Flüchtlinge und jordanische
Gastgemeinden befragt wurden. Das durchschnittliche Einkommen von
syrischen Flüchtlinge beträgt 279 US-Dollar monatlich, die
monatlichen Ausgaben - ein Großteil davon für die Miete - betragen
328 US-Dollar.
"Neunzig Prozent der syrischen Flüchtlinge sind mittlerweile
verschuldet", berichtet Salam Kanaan, Länderdirektorin von CARE
Jordanien. "Kaum eine Familie kann sich noch genügend Nahrung und
Medikamente leisten." Häufig sehen Familien keinen anderen Ausweg als
ihre Töchter früh zu verheiraten oder ihre Kinder arbeiten zu lassen.
"Es sind schockierende Zahlen, die zeigen, wie groß die Krise ist.
Jede zehnte Familie muss ihren Sohn oder ihre Tochter verheiraten, um
selbst über die Runden zu kommen", schildert Salam Kanaan die Lage.
Unter den Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren seien es überhaupt
nur ein knappes Drittel, die eine weiterführende Schule oder
Universität besuchen.
Die Situation für syrische und irakische Flüchtlinge, aber auch
bedürftige Jordanier müsse daher dringend verbessert werden,
appelliert Kanaan. Dazu bedarf es des verstärkten Engagements der
jordanischen Regierung, der internationalen Gemeinschaft und von
Hilfsorganisationen.
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Frauen / reproduktive Gesundheit: Nur 14 Prozent der Schwangeren
haben Zugang zu vorgeburtlichen Untersuchungen
- Bildung: Nur die Hälfte (54 Prozent) der syrischen Kinder unter
18 können zur Schule gehen
- Psychosoziales: Mehr als 50 Prozent der Flüchtlinge berichten
über Hoffnungslosigkeit, unkontrollierbare Angst, Verlust von
Lebenswillen
- Arbeit: 70 Prozent des Haushaltseinkommens haben syrische
Flüchtlinge durch Arbeit verdient (40 Prozent im Vorjahr), davon
15 Prozent im informellen, unsicheren Sektor
- Ältere Menschen: Nur 4,5 Prozent der älteren Flüchtlinge
erhalten gezielte Unterstützung
- Rückkehr nach Syrien: Nur rund 19 Prozent möchten lieber
dauerhaft zurück in die Heimat, anstatt in Jordanien zu bleiben
oder zu emigrieren.
Zur Studie "Eight Years Into Exile": Die Daten wurden im April
2018 mittels Interviews und Fokusdiskussionen unter syrischen und
irakischen Flüchtlingen sowie Jordaniern erhoben. Ziel der Studie,
die seit 2012 durchgeführt wird, ist es, die Grundbedürfnisse der
genannten Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Bildung, Arbeit,
Einkommen, psychosoziale Hilfe und Familienplanung zu erheben, um die
humanitäre Hilfe entsprechend zu planen.
Link zur Studie und Factsheet:
https://www.care.de/care-paket/publikationen/care-studien/
Für die Unterstützung syrischer Flüchtlinge ruft CARE zu Spenden
auf: IBAN: DE93 3705 0198 0000 0440 40 BIC: COLSDE33
www.care.de/spenden/online-spenden/
Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Sabine Wilke
Telefon: 0228 / 97563 46
Mobil: 0151 / 147 805 98
E-Mail: wilke@care.de
Original-Content von: CARE Deutschland-Luxemburg e.V., übermittelt durch news aktuell
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