BERLINER MORGENPOST: Die richtige Entscheidung - Leitartikel von Christine Richter zum Streit um das Mauerprojekt Dau
Geschrieben am 21-09-2018 |
Berlin (ots) - Es wird sie nicht geben: die Mauer aus 420
tonnenschweren echten Betonelementen, die für vier Wochen rund um das
Kronprinzenpalais in Mitte aufgestellt werden sollte. Die Pläne des
russischen Filmemachers Ilya Khrzhanovsky, der dort, in dem
Mauerareal, Diktatur erlebbar machen wollte, sind am Widerstand der
Berliner Behörden gescheitert. Und das ist aus vielerlei Gründen
richtig so.
Zum einen wegen der Sicherheitsfragen. Die Veranstalter des
Großprojekts mit dem Namen "Dau" seien nicht in der Lage gewesen, den
sicheren Ablauf des Mauerprojekts, zu dem täglich rund 3000 Menschen
erwartet wurden, zu garantieren, so die Behörden. Doch Sicherheit hat
in unserem Land bei solchen Großevents zu Recht Priorität.
Zum anderen, so wurde am Freitag deutlich, haben Khrzhanovsky und
seine Unterstützer, also auch die Berliner Festspiele, wohl völlig
falsch eingeschätzt, wie komplex und auch kompliziert solch ein
Vorhaben ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie noch nicht
einmal einen sicheren Platz definieren konnten, um den Schwerlastkran
für die Anlieferung der tonnenschweren Mauerteile aufzustellen. Wie
naiv muss man sein, wenn man die Genehmigung für solch ein
Großprojekt sechs Wochen vor Beginn beantragt.
Wer wissen will, welch schreckliche Folgen der Mauerbau für die
Menschen hatte, der kann das gut nachempfinden an der Bernauer
Straße, auf dem ehemaligen Mauerweg oder in der Ausstellung der
Stiftung Berliner Mauer. Oder noch eindringlicher bei einem Besuch im
ehemaligen Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen, geführt von einem
Zeitzeugen, der damals selbst im Gefängnis saß.
Berlin, da bin ich überzeugt, braucht keine neuen Mauern. Auch
nicht knapp 30 Jahre nach dem Fall der Mauer. Feiern wir lieber die
deutsche Einheit, stellen wir keine neuen Mauern auf.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
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