Ein virtuelles Studium macht noch keinen echten Arzt
Bundesärztekammer und Deutsche Hochschulmedizin haben große Vorbehalte gegenüber einem neuen Geschäftsmodell zur Medizinerausbildung
Geschrieben am 01-10-2018 |
Berlin (ots) - Mit Skepsis betrachten Bundesärztekammer und die
Deutsche Hochschulmedizin e.V. die Ankündigung eines in Malta
angemeldeten, aber von Deutschland aus operierendem deutschen
Unternehmens (Digital Education Holdings (DEH)) und eines
Krankenhauskonzerns zur Etablierung eines pri-vatwirtschaftlich
organisierten Studiengangs in Humanmedizin. Obwohl bereits für die
Zulassung zu diesem Studiengang in Deutschland geworben wird, sind
viele Fragen zu Qualität und Ausgestaltung dieses in Malta
akkreditieren Studiengangs noch unklar. DEH und der
Krankenhauskonzern bieten ein Studienmodell an, das ausschließlich
internetbasierte Lerneinheiten mit praktischen Ausbildungsanteilen
kombinieren soll. Hierzu liegt bisher nur eine maltesische
Akkreditierung für die ersten drei Jahre vor, die zum Abschluss mit
dem Bachelor führen sollen. Eine Zulassung als Ärztin oder Arzt ist
damit nicht möglich. Die Akkreditierung für einen wei-terführenden
zweijährigen Masterstudiengang, dessen Absolvierung für eine
Approbation nach der Berufsanerkennungsrichtline notwendig ist, steht
noch aus.
Dies ist kein universitäres Studium
Zudem handelt es sich bei der virtuellen Tochter der DEH zwar um
eine höhere Bildungseinrichtung, sie besitzt allerdings keine
Zulassung als Universität. Daher ist eine Anerkennung der Abschlüsse
in Deutschland gemäß Berufsanerkennungsrichtlinie, die für den
Arztberuf ein Studium an einer Universität oder unter Aufsicht einer
Universität vorschreibt, gegenwärtig nicht möglich. Unklar erscheint
derzeit auch, ob im Anschluss des Studiums noch ein sogenanntes
"Foundation-Year" abgeschlossen werden muss. Dies ist zum Beispiel
für die lokalen Studiengänge der Humanmedizin auf Malta erforderlich,
um eine volle Approbation zu erhalten. Obwohl nicht gewährleistet
wird, dass eine spätere Zulassung zum Arztberuf möglich ist,
entstehen im Verhältnis hohe Studiengebühren von ca. 19.000 EUR pro
Jahr, zuzüglich weiterer Kosten.
Ein virtuelles Studium bietet keine ausreichende Vorbereitung auf
die Praxis
Studiengänge nach der in Deutschland geltenden Approbationsordnung
führen bis zu zwei Drittel der Studieneinheiten in Form von Praktika
und Famulaturen, im Skills-Lab oder patientennahem Unterricht durch.
Wo sinnvoll, werden die klassischen Lernformate durch moderne
Angebote wie zum Beispiel "flipped class-room", "blended learning"
oder "MOOCs" ergänzt. Bei dem digitalen Studien-gang scheint das
jedoch umgekehrt. Hier sollen zwei Drittel der Unterrichtsstunden am
Computer und nur ein Drittel in praktischen Unterrichtseinheiten an
Kliniken absolviert werden. Die staatliche Qualitätssicherung dieses
Geschäftsmodells ist unklar Bislang bleibt offen, wie neben der
ausreichenden Vermittlung des erforderlichen akademischen Wissens
auch die Kompetenzen in der ärztlichen Kommunikation, der
interprofessionellen Zusam-menarbeit im Team, der wissenschaftlichen
Praxis sowie auch der ambulanten Versorgung sichergestellt werden
sollen. Nach Auffassung der Bundesärztekammer und der Deutschen
Hochschulmedizin muss darüber hinaus die Qualifikation der Lehrenden
und Prüfenden hinterfragt werden. Deutsche Universitäten bauen ihre
Curricula auf Lernzielkatalogen auf. Neben lokalen
Qualifizierungsmaßnahmen stellen bundesweite Angebote wie das
Medizindidaktische Netzwerk oder auch der Master of Medical Education
die erforderlichen Qualifikationen aller Lehrenden und Prüfer in den
theoretischen und klinischen Fächern sicher. Zudem müssen alle
Studierenden in Deutschland eine bundesweit einheitliche staatliche
Prüfung ablegen, die durch ein unabhängiges, von öffentlicher Hand
getragenes Institut vorgegeben wird.
Eine sorgfältige Prüfung ist angezeigt
Bundesärztekammer und Deutsche Hochschulmedizin können
studierwilligen jungen Menschen nur dringend empfehlen, dieses
Studienangebot sorgfältig auf seine Tragfähigkeit und vor allem auf
die Ermöglichung des angestrebten Studienziels "Ärztin"/"Arzt" zu
prüfen. Statt eines praxisorientierten, universitären Studiums unter
Vermittlung von wissenschaftlich fun-diertem Grundlagenwissen und
einer Verstärkung praktischer Lehranteile findet hier ein im
Wesent-lichen online-basiertes Selbststudium von zuhause statt.
Pressekontakt:
Bundesärztekammer
Samir Rabbata
Pressesprecher
Tel.: +49 30 400 456 - 700
samir.rabbata@baek.de
Deutsche Hochschulmedizin e.V.
Corinne Dölling
Referentin
Tel.: +49 30 6449 8559-16
doelling@mft-online.de
Original-Content von: Bundesärztekammer, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
656655
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Berlin feiert die Einheit - Leitartikel von Christine Richter über 28 Jahre deutsche Wiedervereinigung Berlin (ots) - 28 Jahre, was für eine lange Zeit. Ich habe die
Bilder vom Tag der Deutschen Einheit, mit Helmut Kohl, Hannelore
Kohl, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und Richard von Weizsäcker
auf den Stufen des Reichstages, noch deutlich vor Augen. Der Tag
selbst ist mir nicht mehr ganz so in Erinnerung wie der 9. November
1989, der Tag des Mauerfalls, und die Wochen danach. Aber ein
Feiertag, das war der 3. Oktober für mich seitdem immer.
"Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört", hatte Willy Brandt am
Tag nach dem Mauerfall, mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Immer wieder Chemnitz - Kommentar von Miguel Sanches zu den Festnahmen in Chemnitz Berlin (ots) - Chemnitz kommt nicht zur Ruhe. Bitter für die
Stadt. Im Nu kommen Erinnerungen an den "Nationalsozialistischen
Untergrund" (NSU) hoch, zumal der Bundesinnenminister unheilvoll
davon redet, die Terrorgefahr sei anhaltend hoch.
Der Zugriff ist erst einmal der Beweis dafür, dass die
Sicherheitsbehörden nicht lange fackeln. Der Verdacht der Bildung
einer terroristischen Vereinigung lag in Chemnitz nahe - der
Generalbundesanwalt musste den Fall an sich ziehen.
Ob, wie konkret und wie fortgeschritten die Pläne für mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Chemnitz Halle (ots) - Spätestens mit den Festnahmen in Chemnitz muss nun
klar sein: Die rechtsradikale Szene hat sich inzwischen so heftig
radikalisiert, dass sie so ernst genommen werden muss wie alle
bewaffneten Extremisten. Zugleich zeigt sich, dass längst nicht alle
nötigen Lehren aus den NSU-Morden gezogen wurden. Zum Glück gibt es
Ermittler wie die Bundesanwaltschaft, die bereits seit Amtsantritt
ihres Chefs Peter Frank vor zwei Jahren einen harten Kurs gegen
Rechtsextremisten fährt. Nun stoppte sie die neue sächsische
Terrorgruppe, mehr...
- Rechtsterroristische Vereinigung / Sächsisches Innenministerium stieß schon 2014 auf "Revolution Chemnitz" Hamburg (ots) - Es ist die Nachricht des Tages: Der
Generalbundesanwalt ermittelt gegen sieben mutmaßliche
Rechtsterroristen aus dem Raum Chemnitz. In ihrer Pressemitteilung
schreibt die Behörde aus Karlsruhe: "Nach den bisherigen
Erkenntnissen gehören die Beschuldigten der Hooligan-, Skinhead- und
Neonazi-Szene im Raum Chemnitz an und sollen sich als führende
Personen in der rechtsextremistischen Szene Sachsens verstanden
haben." Weiter heißt es in der Verlautbarung: "Spätestens am 11.
September 2018 haben sich die Beschuldigten mehr...
- neues deutschland: Kommentar zu weiterer möglicher rechter Terrorgruppe: Nicht schon wieder Sachsen Berlin (ots) - Sollte stimmen, was die Bundesanwaltschaft den
Mitgliedern der mutmaßlich rechtsterroristischen Gruppierung
»Revolution Chemnitz« vorwirft, dann drängt sich unweigerlich eine
Frage auf: Warum schon wieder Sachsen? Die Antwort liefert die
Landesregierung selbst: Als Reaktion auf die rechtsradikale Gewalt
der letzten Zeit soll es laut CDU-Innenminister eine schnelle
Eingreiftruppe zur Bekämpfung politischer Gewalt beim Polizeilichen
Terrorismusabwehrzentrum geben. Ginge es hier nicht auch um die
Gefährdung von Menschenleben, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|