Westfalen-Blatt: das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur bevorstehenden Landtagswahl in Bayern
Geschrieben am 05-10-2018 |
Bielefeld (ots) - Natürlich kann noch ein Wunder passieren.
Wahrscheinlich aber ist das nicht. So deutet alles darauf hin, dass
die CSU am nächsten Sonntag bei der Landtagswahl in Bayern eine
schwere Schlappe einstecken wird. 33 bis 35 Prozent avisieren jüngste
Umfragen Ministerpräsident Markus Söder und den Seinen gerade mal
noch - ein Ergebnis, das einer Katastrophe gleichkäme.
Und das, obwohl die Partei schon zwei Rückfalllinien markiert hat.
Von der absoluten Mehrheit - jahrzehntelang eine
Selbstverständlichkeit - spricht längst keiner mehr in der CSU. Auch
einen Schuldigen hat man schon ausgemacht. Vor allem am schlechten
Erscheinungsbild der Großen Koalition in Berlin soll es liegen, dass
es die Christsozialen so schwer haben daheim. Was allerdings den
eigenen Parteichef und Bundesinnenminister einschließt - und genau da
fangen die Probleme der CSU erst richtig an.
Das, was sich gegenwärtig in und um München herum abspielt, dürfte
dereinst Stoff für politikwissenschaftliche Examensarbeiten bieten.
Selten hat eine Partei eine so günstige Ausgangslage so leichtfertig
verspielt wie die CSU. Denn bei allem, was man einem irrlichternden
Horst Seehofer vorwerfen kann: Es ist kaum mehr als ein Jahr her, da
galten seine Christsozialen in Bayern als konkurrenzlos und der Sieg
bei der Landtagswahl als sicher.
Parteiinterne Ränke und der nicht enden wollende Streit mit der
CDU aber haben diese hervorragende Ausgangslage zunichte gemacht. So
ist es eine Legende, dass Angela Merkels Flüchtlingspolitik die
»Mutter aller Probleme« ist, wie Seehofer schlagzeilenträchtig
behauptete. Richtig ist vielmehr, dass es die CSU zu keiner Zeit
geschafft hat, die eigene Bilanz im Umgang mit der Zuwanderung zum
Maßstab für die Republik zu machen. Kein Bundesland hatte so viel zu
leisten wie Bayern - und kein Land hat so viel geleistet wie Bayern.
Das hätten Seehofer, Söder und Co. zur Leitlinie ihrer Politik machen
sollen - und nicht den erbitterten Kampf um die Deutungshoheit über
eine einzige Nacht im September 2015.
Stattdessen hat man sich eine verbale Entgleisung nach der
nächsten geleistet und viele Menschen, die in der Flüchtlingspolitik
inhaltlich näher bei der CSU als bei der Kanzlerin sind, verschreckt.
Wer jedoch im AfD-Jargon polemisiert, darf sich nicht wundern, wenn
sich die Wähler doch gleich lieber für das Original entscheiden. Oder
aber angewidert das Lager wechseln und in Scharen zu den Grünen
überlaufen.
Es könnte zur Ironie der Geschichte werden, wenn die
Christsozialen demnächst ausgerechnet die Öko-Partei brauchen, um
weiter regieren zu können. Aus einer Position der Stärke aber wird
die CSU dabei kaum handeln können. Schon jetzt setzt Söder vor allem
auf den Mitleidseffekt. Und dass man das einmal über die CSU würde
sagen müssen, kommt in der Tat einem Wunder gleich.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
657346
weitere Artikel:
- Badische Zeitung: Friedensnobelpreis: Ermutigung für die Opfer /
Kommentar von Annemarie Rösch Freiburg (ots) - Sehr gut! Mit Nadia Murad und Denis Mukwege
haben genau die Richtigen den Friedensnobelpreis erhalten: zwei
Aktivisten, die eines der finstersten Kapitel in der Geschichte von
Kriegen anprangern, die sexuelle Gewalt gegen Frauen als Waffe (...)
Das macht den vergewaltigten Frauen Mut, nicht aus Scham zu
schweigen, sondern wie Murad und Mukwege die Kriegsverbrechen zu
bezeugen. Das erhöht die Chancen, dass die Täter vor Gericht
kommen. Zugleich setzt das Politiker, Polizei und Gerichte in den
betroffenen mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Vergabe des Friedensnobelpreises Stuttgart (ots) - Vergewaltigung als Kriegswaffe hinterlässt
traumatisierte Frauen, verstörte Kinder und hilflose Väter und
Ehemänner. Es ist ein verstörendes Phänomen, das keine kulturellen
Grenzen kennt. Es ist in Afrika ebenso zu beobachten wie im Irak. Und
da sexuelle Gewalt in vielen Gesellschaften als Tabuthema gilt,
dringt davon kaum etwas an die Öffentlichkeit. Dabei könnte
Aufklärung in kaum einem Bereich so rettend und heilsam sein. Den
in Scham und Stille leidenden Frauen haben Nadia Murad und Denis
Mukwege eine mehr...
- Rheinische Post: KOMMENTAR Unverzeihliche Fehler Düsseldorf (ots) - VON HENNING RASCHE
Der Tod des Amed A. betrübt. Zweieinhalb Monate saß der Syrer
unschuldig in der JVA Kleve ein, bis am 17. September Feuer in seiner
Zelle ausbrach - und er den Verletzungen erlag. Der Tod des Amed A.
betrübt, weil dieser Tod so sinnlos ist wie er vermeidbar war. Es
sind Fehler geschehen, die unverzeihlich sind, unerhört und
unfassbar. Die Polizei in Hamburg hat einen Schwarzafrikaner aus Mali
gesucht, die Polizei in Kleve einen hellhäutigen Syrer gefunden. Auf
die Idee, die Fotos der Männer mehr...
- Rheinische Post: KOMMENTAR Ein Ende in Hambach ist nicht in Sicht Düsseldorf (ots) - VON MICHAEL BRÖCKER
Die Jubelschreie der Baumschützer nach der Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichts Münster zum Rodungsstopp im Hambacher Forst
sind nachvollziehbar. Aber verfrüht. Man sollte die Entscheidung
lesen: Die Rodung wurde nicht verboten, die Richter haben nur eine
weitere Abholzung zum jetzigen Zeitpunkt untersagt. Sie haben die
Eilbedürftigkeit verneint, mit der RWE argumentierte. Das ist eine
Klatsche für RWE und lässt auch die Landesregierung nicht gut
dastehen. Die Materie ist komplex, und mehr...
- Rheinische Post: Jede 13. Abschiebung muss abgebrochen werden Düsseldorf (ots) - In Deutschland kommt derzeit auf zwölf erfolgte
Abschiebungen eine gescheiterte. Nach einem Bericht der Düsseldorfer
"Rheinischen Post" (Samstag) unter Berufung auf eine
Regierungsstatistik mussten im ersten Halbjahr 2018 fast 1000
Abschiebungen wieder abgebrochen werden. Das geht aus einer Antwort
der Bundesregierung auf Anfrage der Linken hervor. Danach gelangen
641 Abschiebungen nicht, weil die Betroffenen Widerstand leisteten.
Am meisten wehrten sich Nigerianer (66) und Somalier (58). Wegen
medizinischer Bedenken mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|