"Heute bleibe ich zu Hause" - eine neue Studie zeigt Gründe und Lösungsansätze für hohe Krankenstände
Geschrieben am 10-10-2018 |
Idstein (ots) - Trotz Rekordausgaben greifen Maßnahmen der
betrieblichen Gesundheitsförderung nicht, die Arbeitszufriedenheit
sinkt, Krankenstände steigen - zumindest im Bereich der Facharbeiter-
und Serviceberufe. Das sagt Prof. Dr. Sabine Hammer in ihrer
Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius. Welche Gegenmaßnahmen
können Unternehmen ergreifen?
Die Krankenstandsquote hat sich in Deutschland laut
Robert-Koch-Institut und Statistischem Bundesamt innerhalb der
letzten zehn Jahre um rund 30 Prozent erhöht. Nach Angaben der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lag der Ausfall an
Bruttowertschöpfung in 2016 (mit durchschnittlich 17,5 Ausfalltagen
pro Arbeitnehmer) bei 133 Milliarden Euro. Und dies, obwohl
Unternehmen und Krankenkassen im gleichen Jahr die Rekordsumme von
knapp 6,5 Milliarden Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung
ausgegeben und in zahlreiche Maßnahmen wie Gesundheitstage, Fitness-
und Entspannungsangebote oder Stressmanagement investiert haben.
"Das Geld hätten sich die Betriebe und Krankenkassen vermutlich
sparen können", sagt Prof. Dr. Sabine Hammer, die mit einem
Forscherteam gerade eine Untersuchung zum Thema
Mitarbeiterzufriedenheit und Krankmeldungen abgeschlossen hat.
Deutschlandweit wurden in sechs Großunternehmen ausführliche
Interviews* mit 180 Mitarbeitern aus Handwerk, Personentransport,
Reinigung und Service durchgeführt. "Die von uns untersuchten
Zielgruppen nehmen diese Aktivitäten sehr häufig als unpassend wahr
und empfinden sie teilweise auch als Bevormundung oder Einmischung
des Arbeitgebers. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn zum
Beispiel einem körperlich hart arbeitenden Angestellten
Fitnesstrainings als besonderes Angebot angekündigt werden."
Die Hauptursache für hohe Krankenstände ist nach den
Untersuchungsergebnissen der Effizienzdruck, der auf den Unternehmen
lastet. Er wird nach unten weitergegeben und damit im operativen
Bereich besonders spürbar. "Die größte Herausforderung für Betriebe
wird unserer Ansicht nach sein, diesen Effizienzdruck so zu
kanalisieren, dass die Krankenstände nicht noch weiter steigen
beziehungsweise dauerhaft reduziert werden können" erläutert Hammer.
"Für unsere Gesprächspartner war entscheidend, dass sie das Gefühl
haben, mehr zu leisten als sie zurückbekommen. Diese Wahrnehmung ist
wissenschaftlich sehr gut untersucht und erhöht das Risiko,
langfristig krank zu werden, erheblich. Die Befragten sind durchaus
stolz auf ihre Berufe, trotzdem kämpfen sie mit einer geringen
Anerkennung im eigenen Unternehmen und in der Gesellschaft." Eine
Folge ist, dass diese Mitarbeiter nicht nur häufiger krank werden,
sondern sich auch im Falle eines so genannten indifferenten
Gesundheitszustands heute eher dafür entscheiden, zum Arzt zu gehen
und sich krankschreiben lassen. "Hier findet eine deutliche
Verschiebung statt", sagt Hammer.
Was können Unternehmen also tun, um die Arbeitszufriedenheit zu
erhöhen und damit Fehltage zu minimieren? Das fängt bei Kleinigkeiten
an: Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie einen
persönlichen Ansprechpartner haben, der gut erreichbar ist, sie mit
Namen kennt und regelmäßig ein substanzielles Feedback gibt. Relativ
leicht lassen sich auch Verbesserungen im Arbeitsumfeld etablieren:
intaktes und neues Arbeitsmaterial, eine moderne Berufskleidung und
gepflegte Räumlichkeiten nehmen Arbeitnehmer als Wertschätzung wahr.
Das Arbeiten in festen und kleinen Teams wirkt sich ebenfalls
positiv auf die Arbeitsmotivation und die Identifikation mit dem
Unternehmen aus. "Eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest, dessen
Finanzierung aber unbedingt auch der Arbeitgeber alleine trägt, haben
ebenfalls eine wesentlich größere Wirkung als die Gesundheitstage in
der Kantine", sagt Hammer.
* Die Studie ist aufgrund der offenen Fragen der qualitativen
Forschung zuzuordnen. Hier sind Schlussfolgerungen in Form von
Hypothesen gestattet.
Ansprechpartner/Presse:
Alexander Pradka
Pressesprecher
alexander.pradka@hs-fresenius.de
Tel. 069/870035320
Mobil: +49 (0) 152/53458441
Original-Content von: Hochschule Fresenius, übermittelt durch news aktuell
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