Kölner Stadt-Anzeiger: Neu! Alte Version bitte nicht verwenden!
Ruf nach einem katholischen #metoo
Geschrieben am 11-10-2018 |
Köln (ots) - Theologe Höhn bricht Schweigen über Sanktionierungen
durch den Vatikan - Stasi-Methoden und "katholische omertà"
Zustimmung von Kollegen, Kirchenleitung und Zentralkomitee der
Katholiken
Köln. Nach der Maßregelung des Frankfurter Hochschulrektors Ansgar
Wucherpfennig durch den Vatikan wegen positiver Aussagen über
Homosexuelle wird in der Kirche der Ruf nach einem "katholischen
#metoo" laut. Der Kölner Theologieprofessor Hans-Joachim Höhn, in den
80er Jahren selbst im Visier der Glaubenskongregation in Rom, sagte
dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und der "Frankfurter Rundschau"
(Freitag-Ausgaben), er kenne "selbst eine Reihe von Fällen", in denen
der Vatikan derzeit ähnlich vorgehe wie gegen Wucherpfennig. Dieser
darf sein Rektorenamt an der Philosophisch-Theologischen Hochschule
der Jesuiten in Sankt Georgen (Frankfurt am Main) nicht ausüben, weil
Rom ihm das "Nihil obstat" (Unbedenklichkeitserklärung) verweigert.
Die Dunkelziffer vergleichbarer Verfahren sei "erheblich", so
Höhn. "Das Hauptproblem ist die mangelnde Klarheit der Kriterien für
eine Ablehnung des »nihil obstat«. Hinzu kommt die Scham der
Betroffenen, darüber öffentlich zu reden." Es entstehe eine Art
"katholischer omertà: Kaum ein Theologe, eine Theologin durchbricht
diese Verschwiegenheit, sei sie erzwungen oder selbst auferlegt."
Höhn sprach von Stasi-Methoden des Vatikans. Zu leiden hätten nicht
nur die betroffenen Theologen selbst, sondern unter Umständen auch
deren Schüler. "Eine katholische #metoo-Kampagne wäre also riskant,
aber notwendig."
Auf seinen Vorstoß kam Zustimmung sowohl von Theologen wie von der
Kirchenleitung und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte dem "Kölner
Stadt-Anzeiger": "Höhn hat Recht. Der Fall Wucherpfennig ist ein
Angriff auf die theologische Wissenschaft insgesamt. Wir müssen das
Stillhalten beenden." Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus
Pfeffer, sagte der Zeitung, Höhn gebe "Einblicke in einen weiteren
Abgrund kirchlicher Realität", die ihn zutiefst erschreckten. Die
Betroffenen bräuchten "Ermutigung, ihre Geschichten zu erzählen". Es
sei jetzt an der Zeit, offen zu reden: "Intransparenz,
Denunziantentum, abgrundtiefes Misstrauen und Machtmissbrauch müssen
aufgedeckt und überwunden werden." Andernfalls habe er "größte
Sorge, dass sich auch die treuesten Katholiken von einer solchen
Kirche abwenden". ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte dem "Kölner
Stadt-Anzeiger": "Der Papst spricht von Liberalität und
Dezentralisierung, und die Kurie zieht die Zügel an. So kann das
nicht weitergehen." Zugleich gab der Chef des Laiendachverbands zu
bedenken, dass kritische Theologen, die sich öffentlich exponierten,
weiterhin von römischen Sanktionen bedroht seien. Es gebe sogar
Begehrlichkeiten der Kurie, den Zugriff auf die Wissenschaftler noch
auszuweiten. Hier sei "Gegenwehr auch von den Bischöfen geboten". Der
emeritierte Tübinger Dogmatiker Peter Hünermann, Gründungspräsident
der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie, prangerte
das Vorgehen des Vatikans gegen Wucherpfennig als Ausdruck von
Fundamentalismus an. Die römische Vorstellung von Homosexualität
"ignoriert die medizinische, psychologische, soziologische Forschung
der jüngeren Zeit", so Hünermann, der bis zu seiner Emeritierung an
der Uni Tübingen lehrte.
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080
Original-Content von: Kölner Stadt-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
658190
weitere Artikel:
- ULA: Versprechen halten - Soli vollständig abbauen / Dr. Roland Leroux: Sonderopfer für Leistungsträger entbehren jeder Legitimation Berlin (ots) - Der Dachverband der deutschen
Führungskräfteverbände ULA begrüßt den Vorstoß von
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für einen
vollständigen Abbau des Solidaritätszuschlages. In die gleiche
richtige Richtung weist der von der FDP-Bundestagsfraktion
eingebrachte Gesetzentwurf zur vollständigen Aufhebung des
Solidaritätszuschlages ab dem Jahr 2020. Deutschlands Führungskräfte
hatten sich bereits mehrfach gegen die bisherigen Pläne der Großen
Koalition gewandt, entsprechend des Koalitionsvertrages
gutverdienende mehr...
- phoenix persönlich: Ralph Ghadban zu Gast bei Michael Krons - Freitag, 12. Oktober 2018, 18.00 Uhr Bonn (ots) - "Wir müssen Clanstrukturen sprengen und muslimische
Migranten auf unsere Normen und Werte verpflichten, wenn unser
Gemeinwesen keinen Schaden nehmen soll", schreibt der renommierte
Islam- und Politikwissenschaftler Ralph Ghadban in seinem neuen Buch
"Arabische Clans". Immer wieder werde behauptet, die Entstehung
islamischer Parallelgesellschaften hinge mit einer gescheiterten
Integrationspolitik zusammen, so Ghadban. "Das ist zum Teil wahr,
weil von der Integrationspolitik alle Migranten betroffen sind:
Italiener, Griechen, mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu griechischen Reparationsforderungen Halle (ots) - Distomo, Kondomari, Kalavryta - in Deutschland mögen
die Ortsnamen kaum bekannt sein. In Griechenland sind es Synonyme für
Massenerschießungen, Brandschatzungen, Kindstötungen. Das Leid lässt
sich jedoch nicht in Euro beziffern. Hoffnungen auf
Opferentschädigung prallen am internationalen Recht ab. Wichtiger ist
es, heutige Generationen für die gemeinsame Geschichte zu
sensibilisieren, damit sie keine Quelle für Konflikte bleibt.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
hartmut.augustin@mz-web.de mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zum NSU-Prozess Halle (ots) - 27,5 Millionen Euro hat der NSU-Prozess bisher
gekostet. Sehr viel Steuergeld, mit dem man viel Konstruktives
anstellen könnte. Lehrer oder Polizisten einstellen zum Beispiel.
Oder Schulen sanieren und Straßen erneuern. Stattdessen wurde für
all das Geld mehr als fünf Jahre lang gegen die Rechtsterroristin
Beate Zschäpe und ihre Helfer verhandelt. Und das war vermutlich auch
noch nicht alles: Alle Parteien haben Revision angekündigt, es ist
möglich, dass am Ende neu verhandelt werden muss. Der staatliche
Aufwand mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Lehrermangel Halle (ots) - Geld allein macht noch keine gute Bildungspolitik,
aber es kann ein Schlüssel sein - in dem Sinn, dass sich mit einer
guten Ausstattung an Lehrern auch moderne Konzepte besser umsetzen
lassen. Bildungsforscher monieren immer wieder, dass es in
Deutschland eine Unterrichtskultur in der Art gibt: "Tür zu - hier
wird unterrichtet und niemand soll dabei zuschauen!" In Ländern,
deren Schüler beim Pisa-Test Spitzenwerte abliefern, wird oft viel
mehr zusammengearbeitet. Der Lehrerberuf muss attraktiv sein - und
zwar nicht mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|