"ttt"-extra: 70 Jahre Frankfurter Buchmesse - 70 Jahre universelle Menschenrechte (hr)
Geschrieben am 11-10-2018 |
München (ots) - am Sonntag, 14. Oktober 2018, um 23:20 Uhr
"ttt-extra" von der weltweit größten Bücherschau
"ttt" präsentiert die Highlights der Frankfurter Buchmesse, gibt
Einblicke in die Debatten und stellt die aufregendsten Schriftsteller
des diesjährigen Gastlandes Georgien vor. Mit dabei: Juli Zeh, Jonas
Jonasson, Robert Habeck, Chimamanda Ngozi Adichie, Aleida und Jan
Assmann, Annie Ernaux, Dirk Laabs und vielen anderen.
Es ist die 70. Frankfurter Buchmesse, die größte Bücherschau der
Welt und für eine Woche das Zentrum der politischen und literarischen
Debatten. In diesem Jahr eine besondere Herausforderung für die
Buchmesse, die sich immer auch als Plattform der drängenden
gesellschaftspolitischen Fragen versteht: Nicht nur die Idee eines
geeinten, liberalen Europas - noch im vorigen Jahr vom französischen
Präsidenten Emmanuel Macron mit großer Überzeugungskraft vorgetragen
- gerät in die Defensive. Die liberale Demokratie wird nun auch in
Deutschland von ihren Feinden, von Rechtspopulisten und
Rechtsradikalen, massiv angegriffen. Mit ihrem laut vorgetragenen
Misstrauen und ihrer Verachtung für die Demokratie sind sie dabei,
die moralischen Grundwerte der Gesellschaft zu verschieben. "Wir
erleben einen diffusen Hass auf das sogenannte Establishment, aber
auch auf Minderheiten und Andersdenkende", sagte Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier eine Woche vor der Eröffnung der Frankfurter
Buchmesse und forderte zu mehr Engagement und demokratischem
Patriotismus auf.
Auch die Menschenrechte werden in diesem Jahr 70 Jahre alt. Sie
sind das große übergreifende Thema der diesjährigen Buchmesse. Zwei
runde Geburtstage also und ein trauriger Anlass: Die universellen
Menschenrechte, 1948 von den Vereinten Nationen in Paris erklärt,
drohen, im Zusammenhang mit Migration und Geflüchteten, selbst in
Europa nicht mehr anerkannt zu werden. Gleichzeitig öffnet sich die
Schere zwischen Arm und Reich immer weiter, die soziale
Ungerechtigkeit wächst, und auch die Sorge um das Kulturgut Buch
nimmt zu. Obwohl immerhin noch 42 Prozent der Deutschen Bücher
kaufen, nimmt die Anzahl der Leser kontinuierlich ab - Smartphones
und TV-Serien scheinen den Kampf ums Zeit-Budget zu gewinnen.
Die Themen der Sendung im Einzelnen:
Menschenrechte sind Frauenrechte - Die glamouröse Schriftstellerin
und Feministin Chimamanda Ngozi Adichie: Sie ist eine der
aufregendsten jungen Stimmen der Weltliteratur: Chimamanda Ngozi
Adichie, 41-jährige Schriftstellerin aus Nigeria. Jetzt hat sie die
Frankfurter Buchmesse mit einer fulminanten Rede eröffnet, in der sie
die Verantwortung der Schriftsteller betont, in einer Zeit, in der
"das mächtigste Land der Erde in Dunkelheit versunken ist". "ttt"
trifft die Schriftstellerin am Rande ihres Auftritts und spricht mit
ihr über Menschenrechte und Frauenrechte.
Robert Habeck und sein aktuelles Buch "Wer wir sein könnten": Mit
ihren sprachlichen Grenzverschiebungen, ihren verrückten
Sprachbildern vom "Asyltourismus", der "Umvolkung" und den
"Volksverrätern", verändern die Rechten die Grundannahmen unserer
Gesellschaft. Sie stellen die Verfassung und die Menschenrechte in
Frage, schreibt Habeck, härten mit ihrer verrohten Wortwahl gegen
Mitleid ab und normalisieren die Gewalt. Analytisch, nachdenklich,
klug und zuversichtlich - "Wer wir sein könnten", wenn wir zum
Beispiel nur darauf achteten, was wir sprechen. Das Buch zur
aktuellen politischen Lage.
"Nachtleuchten" - Maria Cecilia Barbetta und ihr neuer Roman:
"Nachtleuchten", der jüngste Roman der seit 22 Jahren in Deutschland
lebenden Maria Cecilia Barbetta, spielt in den Jahren 1974/75 in
ihrer Heimatstadt Buenos Aires, in der von Ängsten geprägten Zeit
unmittelbar vor der Militärdiktatur. "Dieser Roman sprüht vor Ideen,
er ist ein Vulkan voller verschachtelter Sätze, die uns atemlos Seite
um Seite umblättern lassen", schreibt die Jury für den deutschen
Buchpreis über das Buch, das es bis auf die Shortlist geschafft hat.
"ttt" hat die Schriftstellerin in Berlin und auf der Frankfurter
Buchmesse getroffen.
Ein Stück deutscher Geschichte - Das Protokoll des NSU-Prozesses:
Fünf Jahre lang ist sie in den tageslichtlosen Münchner Gerichtssaal
gegangen, um zu protokollieren, wie Recht gesprochen wird gegen die
rechtsradikale Terrorgruppe NSU. Annette Rammelsberger und drei
weitere Autorinnen und Autoren haben diesen Prozess festgehalten, der
einer der größten und längsten der Nachkriegszeit war - ein Lehrstück
in Deutscher Geschichte. Tanjev Schulz ist einer der drei Mitautoren.
Er hat ein eigenes Buch dazu geschrieben: "NSU - Der Terror von
rechts und das Versagen des Staates".
Gastland Georgien: In diesem Jahr ist Georgien das Gastland der
Buchmesse, ein Land an der Grenze zum Orient, den Blick auf Europa
gerichtet, als dessen Teil die meisten Georgier sich verstehen. 170
Bücher stellen sie auf der Buchmesse vor, alle ins Deutsche
übersetzt. "ttt" ist nach Tiflis gereist und stellt drei georgische
Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor: Nana Ekvtimishvili und
ihren Debütroman "Das Birnenfeld", den Tausendsassa, Schriftsteller
und Bergsteiger Archil Kikodze und seinen Bestseller "Der Südelefant"
und Davit Gabunia und seinen Krimi "Farben der Nacht".
Friedenspreis als "Betriebsjubiläum" - Das Intellektuellenpaar
Aleida und Jan Assmann wird in der Paulskirche geehrt: Der
Friedenspreis an die beiden wird als politisches Signal verstanden,
schließlich hat sich das Ehepaar Assmann - gerade wurde goldene
Hochzeit gefeiert - lang mit Erinnerungskultur beschäftigt, dem
kulturellen Gedächtnis, dem Verdrängen und Vergessen. "ttt" hat
Aleida und Jan Assmann in ihrem Haus am Bodensee besucht und mit
ihnen über "Menschenrechte und Menschenpflichten", ihr 50-jähriges
"Betriebsjubiläum" und das Glück des intellektuellen Dialogs vom
Frühstück bis zum Abendessen gesprochen.
"Erinnerung eines Mädchens" - Annie Ernaux versucht das Mädchen zu
ergründen, das sie einst war: Sie bezeichnet sich als "Ethnologin
ihrer selbst" und schreibt ganz außergewöhnliche, autobiografische
Bücher: Annie Ernaux. Jetzt erscheint mit "Erinnerung eines Mädchens"
das fehlende Puzzlestück, das Buch, das sie seit 30 Jahren schreiben
wollte. Es ist ein Buch über den Wendepunkt in ihrem Leben, ihr
"erstes Mal": eine traumatische Erfahrung, die ihr Leben verändern
sollte. "ttt" hat Annie Ernaux in ihrem Haus bei Paris getroffen und
mit ihr über ihr Buch gesprochen, das zur Buchmesse auf Deutsch
erscheint.
"Bad Bank" - Dirk Laabs über Aufstieg und Fall der Deutschen Bank:
Ein Deutscher-Bank-Manager begeht im Januar 2014 in London Suizid.
Das ist der Einstieg in das Buch "Bad Bank - Aufstieg und Fall der
Deutschen Bank" von Dirk Laabs. Interne Dokumente, Gerichtsakten,
Klageschriften und unzählige Gespräche mit aktiven und ehemaligen
Mitarbeitern der Deutschen Bank hat Laabs zusammengetragen - zu einer
spannenden Geschichte über Arroganz, Hybris, Selbstüberschätzung und
krimineller Energie der Akteure. "ttt" trifft den Autor und
Filmemacher vor den Türmen der Deutschen Bank und auf der Frankfurter
Buchmesse.
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Moderation: Evelyn Fischer
Redaktion: Edith Lange und Naomi Naegele (hr)
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell
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