Allg. Zeitung Mainz: Turbulenzen / Reinhard Breidenbach zu Bayern
Geschrieben am 11-10-2018 |
Mainz (ots) - Es war 1979, und bayerischer Ministerpräsident war
Franz Josef Strauß, Gott hab' ihn selig. Da schrieb CSU-Gegner
Herbert Riehl-Heyse, genialer, allzu früh verstorbener Autor der
Süddeutschen Zeitung, das Buch "CSU. Die Partei, die das schöne
Bayern erfunden hat." Das trifft es. Immer dann, wenn eine Partei
glaubt, ein Land sei ihr persönliches Eigentum, geht die Sache
furchtbar schief. Das betraf in NRW die SPD, in Rheinland-Pfalz die
CDU, und nun droht der CSU in "ihrem" Bayern ein jäher Absturz. Dabei
wiederholt sich Geschichte. 2007 war Edmund Stoiber am Ende seines
Lateins und musste aus dem Amt geputscht werden. Sein Nachfolger
wurde nicht, wie es gut gewesen wäre, Horst Seehofer, sondern Günther
Beckstein. Der war so schwach, dass die CSU bei der Landtagswahl 2008
ihre absolute Mehrheit verlor. Nun kam Seehofer ans Ruder. Seine
Überlegung, Markus Söder mithilfe von Ilse Aigner als nächsten
Regierungschef in München zu verhindern, war naiv. Völlig
unverständlich, warum Seehofer nicht etwa Manfred Weber ins Gefecht
schickte. Der könnte 2019 als EU-Kommissionspräsident gut genug sein
- aber für Bayern nicht? Söder ist entzaubert und wird wohl eine
Koalition der Schwierigen führen müssen. Turbulenzen stehen bevor,
umso mehr, als sich in Europa die Wirtschaftsaussichten eintrüben und
immer mehr Rechtsextremisten die Machtergreifung wollen. Gott sei
Dank ist Bayern stark genug, Turbulenzen auszuhalten. Aber seinen
Regierenden muss klar sein: Anstrengung und Demut sind angesagt. "Mia
san mia" alleine wird in den nächsten 100 Jahren keinen Wähler mehr
überzeugen.
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