Börsen-Zeitung: Wertvernichtung,
Kommentar zu Bayer von Annette Becker
Geschrieben am 23-10-2018 |
Frankfurt (ots) - Knapp 30 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung sind
verpufft, seit ein Geschworenengericht in den USA die Bayer-Tochter
Monsanto im August im ersten Glyphosat-Prozess zur
Schadenersatzzahlung von 289 Mill. Dollar verdonnert hat. Allein am
Dienstag gab der Dax-Wert erneut um mehr als 10 Prozent nach, obwohl
das Gericht die Strafzahlung um mehr als 200 Mill. Dollar
verringerte. Denn die schlechte Nachricht aus San Francisco lautet:
Das Urteil im ersten Glyphosat-Prozess, in dem es um den
Kausalzusammenhang zwischen dem Unkrautvernichter Glyphosat und
Krebserkrankungen bei Anwendern des Herbizids geht, hat im Kern
Bestand.
Die jüngste Entscheidung des Gerichts ist auch deswegen
aufsehenerregend, weil dieselbe Richterin vor nicht einmal zwei
Wochen eine völlig andere Bewertung in der Causa abgegeben hatte. Vor
der Anhörung der Parteien hatte sie signalisiert, den
Strafschadenersatz aufzuheben und den Prozess vielleicht sogar neu
aufzurollen.
Davon ist jetzt keine Rede mehr. Vielmehr wurde die Strafzahlung
von 250 Mill. Dollar, die Monsanto respektive Bayer zusätzlich zur
Entschädigung von 39 Mill. Dollar aufgebrummt bekam, nur als in der
Höhe nicht gerechtfertigt kassiert. Die Argumentationslinie von
Bayer, nach der soundsoviele Studien die Unbedenklichkeit von
Glyphosat bei sachgerechter Anwendung bescheinigen, hat bei Gericht
offensichtlich nicht überzeugt.
Natürlich ist damit noch kein Nachweis erbracht, dass Glyphosat
tatsächlich Krebs verursachen kann. Auch ist das letzte Wort in dem
Prozess noch nicht gesprochen, hat Bayer doch sogleich Berufung gegen
die Entscheidung angekündigt. Zudem ist das Urteil kein Präjudiz für
weitere Verfahren. Dennoch verschlägt einem allein die Anzahl der
Klagen den Atem: Ende August sprach Bayer von 8700 anhängigen Klagen.
Denn multipliziert mit der auf 78,6 Mill. Dollar verringerten
Schadenersatzsumme ergeben sich 680 Mrd. Dollar. Das ist fast zehnmal
so viel, wie Bayer jetzt noch auf die Waage bringt.
Und noch ein Zahlenvergleich, der aufhorchen lässt: Für Monsanto
zahlte Bayer im Sommer umgerechnet 55 Mrd. Euro (inklusive Schulden),
an der Börse bringen die Leverkusener dagegen nur noch gut 63 Mrd.
Euro auf die Waage, obwohl Bayer das Eigenkapital zur Finanzierung
der Übernahme um 9 Mrd. Euro aufstockte. Die Wertvernichtung ist
beispiellos. Eigentlich wollte Bayer mit der Monsanto-Übernahme in
puncto Wertschaffung alles bisher da gewesene in den Schatten
stellen.
Pressekontakt:
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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