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Medientage München: TV-Gipfel: Plötzlich Plattform?! Wie kann Deutschland seine VoD-Ziele erreichen? / "Deutsche Originals": Produzenten haben keine Angst vor Netflix

Geschrieben am 25-10-2018

München (ots) - Deutschland hat exzellente kreative Talente und
das Potenzial, mit authentischen Produktionen international
Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erreichen. Das war das Fazit einer
Expertenrunde im Rahmen des von Torsten Zarges, Chefreporter von
DWDL.de, moderierten TV-Gipfels der MEDIENTAGE MÜNCHEN. Produzenten
und TV-Programmmacher betonten, sie müssten weder Netflix noch die
Macht amerikanischer TV-Serien fürchten. Kelly Luegenbiehl, Vice
President, Creative, International Originals bei Netflix, zeigte sich
begeistert vom Produktionsstandort Deutschland. Besonders das
handwerkliche Können und die Leidenschaft, mit der junge deutsche
Kreative sehr authentische Geschichten aus Deutschland und seiner
Ge-schichte erzählten, habe sie überzeugt. So nehme Netflix neben den
laufenden deutschen Produktionen wie "Dark" weitere fünf deutsche
Serienprojekte in das Programm auf. Diese deckten unter-schiedlichste
Formate ab, wie das historische Drama "Die Barbaren" oder "Tribes of
Europe", das in einem durch eine globale Katastrophe zerstörten
Europa spielt, und "Skyline" über einen Hip-Hop-Produzenten in
Frankfurt. Insbesondere die nationalen Eigenarten - nicht nur in den
angesprochenen deutschen Produktionen, sondern auch bei europäischen
Projekten beispielsweise in der Türkei oder in Spanien - hätten in
den USA große Aufmerksamkeit und viel Erfolg erzielt. Das gelte etwa
für die deutschsprachige Netflix-Serie "Dark". Luegenbiehl schloss
daraus: "Je größer die Eigenart und das lokale Profil, desto größer
ist der Erfolg."

Der deutsche Markt müsse sich nicht hinter der Dominanz
amerikanischer Qualitätsserien verstecken, fand auch
UFA-Geschäftsführer Professor Nico Hofmann und verwies auf
Marktanteile und Produktionsvolumina der deutschen Produzenten, denen
Netflix mit einem Marktanteil von gerade 5 bis 6 Prozent
gegenüberstehe. "Wir müssen nicht von Netflix wachgeküsst werden!"
Dennoch betonte er wie die anderen Teilnehmer der Expertenrunde seine
Offenheit für neue Partnerschaften. Dabei bewertete er beispielsweise
die Zusammenarbeit mit Amazon als sehr spannend.

Nico Hofman und Heike Hempel, stellvertretende Programmdirektorin
und Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II, stellten
deutlich das Engagement der deutschen Programmanbieter und
Produzenten in der Talent- und Filmförderung heraus. Beide warfen
Netflix vor, junge deutsche Talente über Exklusiverträge aus dem
nationalen Markt zu ziehen, ohne aber in das deutsche Ausbildungs-
und Fördersystem einzuzahlen, das wesentlich zum Aufbau junger
Kreativer in Deutschland beitrage. Angesprochen auf originäre
deutsche Inhalte betonte Hempel: "Wir produzieren deutsche
'Originals' schon seit 1963!".

Die deutschen Medienhäuser bringen zunehmend lineares und
non-lineares Fernsehen zusammen. Die Mediathek stelle für das ZDF
mittlerweile einen gleichberechtigten Kanal dar, der vor allem
jüngere Zielgruppen erreiche und mit Empfehlungssystemen online den
Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender weiterführe,
beispielsweise wenn Zuschauern der ZDF-Serie "Bad Banks"
weiterführende Dokumentationen zum Thema angeboten würden.

Jan Wachtel, Geschäftsführer von RTL Interactive, und Andreas
Bartl, Geschäftsführer von RTL II, berichteten, sie hätten
festgestellt, dass Serien, die im linearen Fernsehprogramm erst mäßig
Erfolg hatten, auf der VoD-Plattform der Sendergruppe, TV Now, großen
Zuspruch fanden. Die Plattform habe sich beispielsweise bei dem
Format "Love Island" als erfolgreicher Testraum für neue Formate
erwiesen. Auf der Basis dieser Erfahrungen entscheide sich dann, ob
Inhalte primär linear, in VoD-Modellen vermarktet oder mit
kaufpflichtigen Premium-Angeboten ergänzt würden.

Alexander Vassilev, der als Geschäftsführer das
senderübergreifende Streaming-Angebot 7TV verantwortet, stellte aus
seiner Erfahrung als früherer Product Manager von Google Search fest,
dass es bei Partnerschaften immer darauf ankomme, die eigenen Stärken
zu pflegen, und weniger darauf, mit mächtigen Plattformen zu
konkurrieren. Wie die anderen Experten wollte er sich auf bestimmte
Partnerschaften nicht festlegen lassen, sondern zeigte sich für jede
Art von Kooperation offen. Einig waren sich die Experten, dass das
lineare Fernsehen in Deutschland in absehbarer Zeit dabei weiter eine
dominante Rolle spielen werde.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.medientage.de.



Pressekontakt:
Medientage München
Anja Kistler
Telefon: 089/68999250
Fax: 089/68999199
anja.kistler@medientage.de

Original-Content von: Medientage München, übermittelt durch news aktuell


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