Spitzen von Church of England und EKD mit gemeinsamer Erklärung/
Schwaetzer und Bedford-Strohm auf Einladung von Erzbischof Welby in London.
Geschrieben am 16-11-2018 |
Hannover (ots) - Gemeinsame Erklärung in turbulenten Zeiten. "Uns
eint mehr, als uns trennt"
Zum Reformationsjubiläum war Erzbischof Welby nach Deutschland
gekommen. Jetzt sind die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, und
der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Einladung von Justin
Welby, dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, nach London gefolgt.
Gestern (15.11.) nahmen Welby, Schwaetzer und Bedford-Strohm in
London an einer Veranstaltung mit Zeitzeugen der "Kindertransporte"
nach England vor achtzig Jahren teil. Während die politische Debatte
um den Brexit in ihre entscheidende Phase tritt, erklären die Spitzen
von EKD und Church of England anlässlich ihrer heutigen gemeinsamen
Brexit-Konferenz:
Joint Statement by the Archbishop of Canterbury Justin Welby,
Bishop Dr Heinrich Bedford-Strohm and Präses Dr Irmgard Schwaetzer
Europe is changing but the Church of God remains constant in its
witness. The deep commitment that we have to one another is not based
on our common membership of the European Union but on our membership
of the body of Christ. We witness the rise of populism and the
emergence of extremist political parties which are being successful
at the ballot box. Some of the old certainties are not so certain any
more. European relationships are changing, not least as a result of
Brexit. We do not know what will happen and what the relationship
between the UK and EU will look like after 29 March 2019. However,
what we do know is that the relationship between the Church of
England and the Evangelische Kirche in Deutschland goes back over
many centuries - long before the European Union.
As churches, we urgently appeal to all politicians to find fair
and sustainable solutions for the future coexistence of the UK and
the EU. United in Christ we are drawn together in hope, faith and
love, and those things which divide us are of much lesser importance.
This week we have seen in a few short days the commemoration of a
number of significant events in the past: the centenary of the end of
the First World War, the 80th anniversary of Kristallnacht and the
80th anniversary of the Kindertransport. They are historic events of
immense importance pointing to the dangers of extremism, the peril of
division and the disaster of conflict.
This coming Sunday is Volkstrauertag in Germany - the annual
commemoration of those who have died in armed conflicts. Our two
nations have a history of war between us but also a history of the
search for lasting peace. As some politicians and political forces
seek to drive a wedge between people so it is all the more important
that the churches continue to strive for reconciliation and to speak
out prophetically for a Europe where the values of human rights and
human dignity are central, based in the great Christian traditions of
our two countries when at their best.
As religious leaders, united in our commitment to see a
flourishing Europe committed to the common good and respecting the
dignity of every human being, of all faiths and none, made in the
image of God and the object of God's love in Jesus Christ, we call on
our Governments not to lose sight of the urgent task of safeguarding
our created world and its people. Our world requires a better future
than one based in hatred and division. It is the task of the church
to bear witness to the love of God, across borders as sisters and
brothers in Christ.
Since the Meissen Agreement of 1991 the Church of England and the
Evangelische Kirche in Deutschland have, together, sought to find
ways of strengthening ties between churches in England and Germany.
Through parish and diocesan links, theological and educational
exchanges we are able to see one another as brothers and sisters in
Christ, united in our common baptism. If political and economic
relationships are strained, it is the duty of Christians to work for
unity and understanding and to build bridges between nations and
cultures for the good of humanity, in the service of Jesus Christ.
Gemeinsame Erklärung des Erzbischofs von Canterbury Justin Welby,
des Landesbischofs Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Präses Dr. Irmgard
Schwaetzer
Europa ist im Wandel, aber die Kirche Gottes bleibt beständig in
ihrem dauerhaften Bekenntnis. Unsere tiefgründige Bindung zu- und
miteinander basiert nicht auf der gemeinsamen Mitgliedschaft in der
Europäischen Union, sondern besteht in der Teilhabe am Leib Jesu
Christi. Wir erleben ein Erstarken des Populismus. Radikale
politische Parteien erzielen Wahlerfolge. Alte Gewissheiten gelten
nicht mehr. Europäische Beziehungen durchlaufen einen Wandel, nicht
zuletzt als Folge des Brexit. Wir wissen nicht, was kommt und wie
sich die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der
Europäischen Union nach dem 29. März 2019 entwickeln werden. Aber wir
wissen um die Beziehungen zwischen der Church of England und der
Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich über Jahrhunderte
erstrecken - weit länger als die Europäische Union.
Als Kirchen appellieren wir an alle Politiker, sich um faire und
dauerhafte Lösungen für das künftige Miteinander von Vereinigtem
Königreich und Europäischer Union zu bemühen. Wir sind eins in
Christus. Uns verbindet Hoffnung, Glaube und Liebe. Was uns
voneinander trennt, ist von weitaus geringerer Bedeutung.
In dieser Woche haben wir in nur wenigen Tagen einer Reihe
besonderer historischer Ereignisse gedacht: des Endes des Ersten
Weltkriegs vor einhundert Jahren, des achtzigsten Jahrestages der
Reichspogromnacht und der sogenannten "Kindertransporte" vor achtzig
Jahren. Diese historischen Ereignisse sind bedeutsam, weil sie uns
auf die Gefahren extremistischer Auswüchse der Zersplitterung und auf
die Gefahren von katastrophalen Konflikten hinweisen.
Am kommenden Sonntag begeht Deutschland den Volkstrauertag, der
dem jährlichen Gedenken an die Toten von kriegerischen
Auseinandersetzungen gilt. Unsere beiden Völker teilen eine
Geschichte der Kriege, aber auch der Suche nach dauerhaftem Frieden.
Während einige Politiker und politische Kräfte Keile zwischen Völker
treiben wollen, ist es umso wichtiger, dass die Kirchen
kontinuierlich für Ausgleich und Versöhnung eintreten. Mit
prophetischer Stimme sprechen sich die Kirchen für ein Europa aus, in
dem auf der Grundlage der großen christlichen Tradition unserer
Völker die Werte der Menschenrechte und der Menschenwürde im
Mittelpunkt stehen.
Als Spitzen unserer Kirchen sind wir miteinander verbunden im
Bekenntnis um ein starkes Europa, das dem gemeinsamen Wohl und dem
Respekt gegenüber der Würde aller Menschen dient, der Würde der
Gläubigen und aller anderen Menschen. Als Geschöpfe Gottes und als
Empfänger der Liebe, die sich in Jesus Christus offenbart,
appellieren wir an unsere Regierungen, nicht die dringende Aufgabe
aus den Augen zu verlieren, die uns gegebene Welt und ihre Menschen
zu schützen. Unsere Welt verdient eine bessere Zukunft als die von
Hass und Spaltung. Es ist Aufgabe der Kirche, über alle Grenzen
hinweg Zeugnis von der Liebe Gottes abzulegen - als Schwestern und
Brüder in Jesus Christus.
Seit dem Abkommen von Meißen aus dem Jahr 1991 suchen die
Anglikanische Kirche des Vereinigten Königreichs und die Evangelische
Kirche in Deutschland Wege einer Stärkung der Bande zwischen den
Kirchen beider Länder. Durch die Verbindungen unserer Gemeinden und
Landeskirchen im theologischen und partnerschaftlichen Austausch
erleben wir einander als Brüder und Schwestern in Christus, verbunden
durch die gemeinsame Taufe.
Wenn politische und wirtschaftliche Beziehungen angespannt sind,
ist es die Aufgabe der Christen, für die Gemeinsamkeit und
Verständigung und den Bau von Brücken zwischen Völkern und Kulturen
zum Wohle der Menschheit im Dienste von Jesus Christus einzutreten.
Kontakt vor Ort: Michael Brinkmann, +49 (0) 170/7609564
Hannover, 16. November 2018
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Pressekontakt:
Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
Pressestelle
Stabsstelle Kommunikation
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: presse@ekd.de
Original-Content von: EKD Evangelische Kirche in Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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