Mittelbayerische Zeitung: Alte Zöpfe abschneiden / Der Bundestag macht den Weg frei: Jetzt darf in digitale Schulen, sozialen Wohnungsbau und kommunale Infrastruktur investiert werden. Von Reinhard Zw
Geschrieben am 30-11-2018 |
Regensburg (ots) - Wenn der Bund wie mit dem Füllhorn übers Land
schwebt und Milliarden Euro für die Digitalisierung, für schnelles
Internet und Tablets an Schulen, für den Bau von preiswerten
Wohnungen oder für die kommunale Infrastruktur in Aussicht stellt,
dann ist das eigentlich eine tolle Sache. Gleich an vier Stellen
wurden dafür vom Bundestag grundgesetzliche Hürden aus dem Weg
geräumt. Zugleich jedoch hat Berlin so viele Haken und Ösen
eingebaut, dass viele Bundesländer eine Verschlimmbesserung
befürchten. Die mit heißer Nadel gestrickten Verfassungsänderungen
fallen beim Ländertest glatt durch. Hier muss dringend nachverhandelt
werden. Der Grundgedanke freilich, Kommunen bei der Meisterung von
Zukunftsaufgaben zu helfen, ist richtig. Der alte Zopf eines falsch
verstandenen Bildungs-Föderalismus wird abgeschnitten. Viel zu lange
schon wird etwa über den Digitalpakt für die Schulen schwadroniert,
angekommen bei den Schülern ist nur wenig. Vor allem sind die
Unterschiede zwischen Schulen in verschiedenen Ländern riesig.
Während einige Schulen mit leistungsfähigem Internet, Computern und
Tablets aufwarten können, müssen andere noch mit der digitalen
Steinzeit leben. Von nichtsanierten Schulgebäuden und Sporthallen,
bröckelnden Decken und muffligen Toiletten ganz zu schweigen. Die
Bildungsrepublik Deutschland, einst von Bundeskanzlerin Angela Merkel
ausgerufen, hat sowohl in der Grundausstattung, als auch im
Digitalbereich erheblichen Nachholebedarf. Dass der Bund dafür mehr
Geld geben will, ist vernünftig. Dabei sind mehr Mittel eine
wichtige, aber keine hinreichende Voraussetzung. Das Geld soll nicht
nur in Kabel, Tablets und Beton, sondern auch in Köpfe, etwa die
Weiterbildung von Lehrern, investiert werden können. Nur wenn
digitale Technik im Unterricht auch genutzt wird, wenn sie Spaß
macht, hat sie Sinn. Mitunter dümpeln an Schulen PCs vor sich hin,
weil kein Geld, kein Personal für die Wartung vorhanden ist oder die
Internetverbindung nicht ausreicht. Allerdings darf man von der
schönen neuen digitalen Schulwelt keine Wunderdinge erwarten. Kinder
und Jugendliche haben zum Glück kaum Hemmschwellen, wenn es um den
Einsatz digitaler Technik geht, sie surfen ganz selbstverständlich im
Internet, spielen, nutzen soziale Netzwerke. Die Frage ist nicht:
Digitalisierung an den Schulen ja oder nein, sondern wie sinnvoll
werden die digitalen Möglichkeiten genutzt. Das heißt freilich nicht,
dass bestimmte Grundfertigkeiten, etwa das Schreiben per Hand, ihren
Stellenwert verlieren. Neurowissenschaftler sind sich einig darin,
dass die Verknüpfung der motorischen Fähigkeiten beim Schreiben mit
dem Gedächtnis für die Entwicklung des kindlichen Gehirns
unerlässlich ist. Ähnliches gilt fürs Kopfrechnen. Nur wer schwimmen
kann, sollte den Sprung ins tiefe Wasser wagen. Und für die
Ausprägung sozialer Kompetenzen ist der direkte - man müsste wohl
sagen analoge - Kontakt zu Mitschülern, Lehrern unerlässlich. Auch
dass der Bund mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau und
Infrastruktur in den Kommunen bereitstellen will, ist kein
Frontalangriff auf den Föderalismus, wie die AfD befürchtet, sondern
eine sinnvolle Unterstützung. In vergangenen Jahren gab es in einigen
Ländern leider "klebrige Finger". Gelder des Bundes für
Sozialwohnungsbau verschwanden in Haushaltslöchern, ohne das
preiswerte Wohnungen entstanden. Das hat mit zur Wohnungsnot in
Ballungszentren und Universitäts- Städten beigetragen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
665447
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Brutale Gewalt in Partnerschaften
Frauenhäuser brauchen mehr Geld
Lothar Schmalen, Düsseldorf Bielefeld (ots) - 23 tote Frauen, hunderte Vergewaltigungsopfer,
Zehntausende Verletzte - die Bilanz der Partnerschaftsgewalt in
Nordrhein-Westfalen ist - vor allem für Frauen - niederschmetternd.
Frauenrechte und Gleichberechtigung mögen in unserer liberalen,
modernen Gesellschaft noch so viele Fortschritte machen, die
Statistik, die das Landeskriminalamt gerade vorgelegt hat, zeigt die
andere, die dunkle Seite der Medaille. Wir ahnen, dass uns die
nächste Hiobsbotschaft zu diesem Thema bereits bevorsteht. Wenn
nämlich die angekündigte mehr...
- Rheinische Post: Demokratie-Marketing
Kommentar Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Ein Gewinner des Wettbewerbs um den
Parteivorsitz bei den Christdemokraten steht jetzt schon fest. Es ist
die CDU selbst. Da mag viel Inszenierung, viel Selbstreflexion dabei
sein. Aber dass erstmals in der Geschichte der straff geführten und
eher langweiligen CDU gleich drei Kandidaten zur Wahl stehen, hat die
Partei beflügelt. Auch die Wähler trauen ihr mehr zu, was sich in
steigenden Umfragewerten niederschlägt. Doch dabei darf die CDU nicht
stehenbleiben. Denn wenn mit der Diskussion um den Bundesvorsitz die
innerparteiliche mehr...
- Rheinische Post: Peinliche Panne für die Kanzlerin
Kommentar Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Für die Regierung ist dieser Zwischenfall sehr
peinlich: Die viertgrößte Volkswirtschaft verfügt über kein intaktes
Flugzeug, um die Kanzlerin zum G20-Gipfel nach Argentinien zu
bringen. Dabei war Merkel dort dringend erwartet worden - als
Gesprächspartnerin der Präsidenten der USA, Russlands und Chinas
sowie als zentrale Vermittlerin im gerade wieder eskalierten
Ukraine-Konflikt. Für das Gipfeltreffen ist Merkels so große
Verspätung ein Rückschlag. Für ihre eigene Außendarstellung ist die
Notlandung ein Fiasko. mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum CDU-Vorsitz Bielefeld (ots) - Was mag am nächsten Freitag überwiegen, wenn
1001 CDU-Delegierte darüber entscheiden, wer der oder die neue
Parteivorsitzende wird: Taktik oder Gefühl? Nach acht
Regionalkonferenzen, unzähligen Aussagen und Eindrücken sollte die
Wahl einigermaßen schwer fallen. In der Tat spricht viel dafür, dass
sich viele Delegierte erst in Hamburg festlegen, wem sie ihre Stimme
geben - und das vom letzten Eindruck abhängig machen. Nicht ohne
Grund feilschen die Kandidaten um jede Minute Redezeit. Während die
Großrhetoriker Friedrich mehr...
- Badische Zeitung: G20 in Buenos Aires: Immer weniger Gemeinsinn /
Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Ob vom Treffen der wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer in Buenos Aires nennenswerte politische Signale
ausgehen werden, mag man hoffen - wahrscheinlich ist es nicht. Seit
Hamburg hat die G20 keine der seinerzeit dringenden Herausforderungen
gelöst oder in konstruktive Bahnen gelenkt. Dafür sind neue Aufgaben
oder treffender: Krisen hinzugekommen. Zugleich nahm die Bereitschaft
zur Zusammenarbeit weiter ab. Ein schlimmer Trend, für den nicht
allein Donald Trump verantwortlich zeichnet. http://mehr.bz/khs278g mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|