Im Alter ohne Kinder: kein Mangel an Unterstützung
Geschrieben am 03-12-2018 |
Berlin (ots) - Die Kinderlosigkeit ist seit den 50er Jahren
gestiegen. Was bedeutet dies für die soziale Integration und das
Wohlbefinden im Alter? Die Analysen von Elke Hoffmann und Laura Romeu
Gordo vom Deutschen Zentrum für Altersfragen zeigen: Die Netzwerke
kinderloser älterer Personen sind nicht kleiner als bei Müttern und
Vätern gleichen Alters, aber unterschiedlich in ihrer Struktur.
Anstelle der Familie werden deutlich umfangreichere Netzwerke mit
Freundinnen und Freunden, Bekannten und ferneren Verwandten gepflegt.
Und auch notwendige Hilfestrukturen im Alter gehen damit einher. Ein
Mangel an Unterstützung ist für diese Personen größtenteils nicht
sichtbar. Und hinsichtlich Einsamkeit, Depressivität und
Lebenszufriedenheit bestehen keine Unterschiede zwischen Kinderlosen
und Eltern, die auf das Fehlen von Kindern zurückzuführen wären.
Ab dem Geburtsjahrgang 1950 gibt es in Deutschland einen starken
Anstieg kinderloser Frauen und Männer. Dieser verlief in Ost- und
Westdeutschland zeitversetzt und auf unterschiedlichen Niveaus. Im
Westen erreicht die Kinderlosigkeit unter den 1967 geborenen Frauen
den bisher höchsten Anteil von 22 %, im Osten gab es einen schnellen
Anstieg erst seit dem Geburtsjahrgang 1962 bis auf den bisher
höchsten Wert von rund 11 % des Geburtsjahrganges 1967 (Datenbasis
Mikrozensus). Diese Ende der 1960er-Jahre geborenen und zu einem
großen Teil kinderlos gebliebenen Frauen und Männer sind gegenwärtig
etwa 50 Jahre alt und damit noch relativ jung. Die zunehmende
Verbreitung von Kinderlosigkeit im Altersruhestand, von der in etwa
15 Jahren nahezu jede fünfte westdeutsche und jede zehnte ostdeutsche
Person betroffen sein wird, ist also vor allem ein Phänomen der
nächsten Jahrzehnte.
Auswertungen von Daten des Deutschen Alterssurveys geben einen
Einblick in die Lebenssituation kinderloser Personen im Alter. Sie
beziehen sich auf 50- bis 75-jährige, in privaten Haushalten lebende
Personen. Die Daten zeigen, dass ältere Frauen und Männer ohne Kinder
über gut funktionierende soziale Netzwerke verfügen. Sowohl jene mit
Kindern als auch jene ohne Kinder pflegen im Durchschnitt mit etwa
vier Personen enge Beziehungen. Unterschiede werden sichtbar, wenn
nach Beziehungen zu Personen gefragt wird, die nicht zum engeren
Familienkreis (Kinder, Enkel, Partner) gehören. Sowohl kinderlose
ältere Frauen (87 %) als auch Männer (76 %) berichteten öfter als
Eltern (69 % der Mütter und 58 % der Väter) über enge oder sehr enge
Beziehungen zu ferneren Verwandten, Freunden, Bekannten und sonstigen
Personen. Das heißt, nicht die Größe, jedoch die Struktur der
persönlichen sozialen Netzwerke ist davon geprägt, ob sich ein Leben
mit oder ohne Kinder ergibt.
Stehen Kinder oder Partner als Ressource bei Kinderlosen nicht zur
Verfügung, wird in sehr viel größerem Umfang als von Müttern und
Vätern intensiver Kontakt mit ferneren Verwandten und Freunden
gepflegt. Das ist zu beobachten, wenn es um Ratschläge für wichtige
persönliche Entscheidungen geht, um emotionale Aufmunterung oder auch
um Hilfen bei Arbeiten im Haushalt. Wenn beispielsweise Trost oder
Aufmunterung gebraucht werden, würden 62 % der kinderlosen Frauen
dieses bei Freunden oder Bekannten suchen, während das nur bei 45 %
der Mütter infrage käme. Bei Hilfe- und Unterstützungsbedarf wegen
gesundheitlicher Beeinträchtigungen würden sich fünf Prozent der
Väter, aber 43 Prozent kinderloser Männer an fernere Verwandte
wenden.
"Eine einseitig negative Sicht auf kinderlose Erwachsene als
sozial isoliert und mit einem Mangel an Unterstützung entspricht
nicht der Realität", sagt Elke Hoffmann, eine der Autorinnen der
Studie.
Gleiches gilt für das Wohlbefinden im Alter. Kinderlosigkeit führt
nicht zwangsläufig dazu, einsam und unzufrieden zu altern. In der
Ausprägung von Einsamkeit, Depressivität und Lebenszufriedenheit sind
bei älteren Menschen mit und ohne Kindern keine Unterschiede
nachweisbar, die sich auf Kinderlosigkeit zurückführen ließen.
Ohnehin berichtet auch nur eine Minderheit älterer Frauen (8 %) und
Männer (10 %), einsam zu sein. Sind Unterschiede in den emotionalen
Ressourcen messbar, dann erklären sie sich durch spezifische
soziodemografische Strukturen dieser beiden Gruppen, nicht jedoch
durch Kinderlosigkeit an sich.
Die Analysen sind detailliert veröffentlicht und mit ausführlichem
Grafikmaterial abrufbar unter: http://ots.de/y33yT2
Die Ergebnisse beruhen auf dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) aus
dem Jahr 2014, einer bundesweit repräsentativen Studie der 40- bis
85-jährigen Wohnbevölkerung. Der DEAS wird seit 1996 in regelmäßigen
Abständen unter wissenschaftlicher Leitung des Deutschen Zentrums für
Altersfragen (DZA) durchgeführt. Gefördert wird die Studie durch das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Pressekontakt:
Presseanfragen richten Sie bitte an die Pressestelle des Deutschen
Zentrums für Altersfragen
Stefanie Hartmann
Deutsches Zentrum für Altersfragen
Manfred-von-Richthofen-Str. 2
12101 Berlin
https://www.dza.de/presse.html
stefanie.hartmann@dza.de
Tel.: 030 / 260 740 25
Fax: 030 / 260 740 33
Original-Content von: Deutsches Zentrum für Altersfragen, übermittelt durch news aktuell
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