Rheinische Post: Kommentar /
Frankreichs Misere
= VON MATTHIAS BEERMANN
Geschrieben am 11-12-2018 |
Düsseldorf (ots) - Der Präsident hat reagiert - endlich. Nach vier
Wochen massiver Proteste der "Gelbwesten" versucht Emmanuel Macron,
der Bewegung mit milliardenteuren Konzessionen den Wind aus den
Segeln zu nehmen. Und man kann nur hoffen, dass sein Einlenken nicht
nur ein taktischer Zug war. Denn was viele der "Gelbwesten" auf die
Barrikaden brachte, war ihre Wut über eine reale Misere. Die, die da
in ihren Warnwesten im ganzen Land Straßen blockierten, gehören zu
den "arbeitenden Armen": Menschen mit regulären Jobs, die trotzdem
finanziell nicht über die Runden kommen. Und die bisher im Diskurs
des Präsidenten überhaupt keine Rolle spielten. Es geht um sehr viel
bei dieser Machtprobe, und zwar nicht nur für Frankreich. Als Macron
ins Amt kam, verkörperte er eine große Hoffnung. Heute empfinden
viele Menschen nur noch Hass für ihn. Wenn es ihm nicht gelingt,
seine Reformpolitik so ausgewogen zu gestalten, dass alle Franzosen
dabei auf ihre Kosten kommen, wird er krachend scheitern. Frankreich
würde zurückfallen auf die Rolle des kranken Mannes in Europa - mit
allen bösen Folgen auch für uns.
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