Städtetourismus: Pro-aktive Planung und langfristige Konzepte bewahren vor negativen Folgen durch Massentourismus (FOTO)
Geschrieben am 13-12-2018 |
München (ots) -
- Zahl der Städtereisen steigt doppelt so schnell wie die der
Länderreisen
- Berlin und München zeigen erfolgreiche Tourismuskonzepte
- International stoßen immer mehr Städte an ihre Grenzen
- Sharing Economy treibt Entwicklung zusätzlich an
Städtereisen boomen: Während die Zahl der touristischen
Übernachtungen bei Länderreisen in den vergangenen 10 Jahren um 26
Prozent zunahm, wuchs sie in Städten mehr als doppelt so schnell. Für
die besuchten Städte ist das einerseits eine gute Einnahmequelle,
doch wenn die Zahl der Touristen zu hoch wird, leiden sie darunter.
Die gravierendsten Folgen des so genannten "Overtourism": Lärm,
verstopfte Straßen, überfüllte Restaurants, genervte Einwohner,
Verlust lokaler Identität und Kultur. Ein bekanntes Beispiel für eine
untragbar hohe Zahl an Besuchern ist Venedig.
Die Hintergründe für das Phänomen des "Overtourism" und mögliche
Strategien für einen erfolgreichen Städtetourismus haben die Experten
von Roland Berger und die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV)
in ihrer Studie "European city tourism study 2018: Protecting your
city from overtourism" analysiert. Dafür haben sie Daten von 52
europäischen Städten erhoben und ausgewertet. Zentrales Ergebnis:
"Viele Städte haben sich in der Vergangenheit nur darauf
konzentriert, immer mehr Touristen anzuziehen", sagt Vladimir
Preveden, Partner von Roland Berger. "Dabei haben sie vergessen, eine
eigene Tourismusstrategie aufzusetzen, um die Interessen von Gästen
und Einheimischen, Stadtentwicklung und Tourismusplanung
gleichermaßen zu berücksichtigen."
Deutsche Städte zeigen differenziertes Bild
Anhand der Kriterien Wertschöpfung und Tourismusintensität
(Verhältnis von Zahl der Touristen zu Einwohnerzahl) haben die
Studienautoren Cluster gebildet, um den aktuellen Stand der einzelnen
Städte abzubilden. Dabei zeigen die vier untersuchten deutschen
Großstädte ein sehr unterschiedliches Bild: Berlin und München
gehören mit einem gesunden Tourismus und einem erfolgreichen
Zusammenspiel von Stadtplanung und touristischer Entwicklung zu den
sogenannten "Shining Stars". Hamburg schafft es hingegen in die
Kategorie "Sustainable Quality". Die Stadt bietet zwar ein
hochwertiges Angebot an Kultur, Hotels, Restaurants und gut
ausgebauter Infrastruktur, die Zahl der Touristen hält sich aber in
Grenzen - und könnte mit geeigneten Maßnahmen weiter gesteigert
werden, um das wirtschaftliche Potenzial besser zu nutzen.
In Frankfurt am Main steigt die Zahl der Übernachtungen seit
Jahren überproportional im Vergleich zur Einwohnerzahl, während
gleichzeitig die Wertschöpfung eher auf einem geringen Niveau
verharrt. Dies ist sicherlich auch durch den starken Fokus auf das
Business Segment zu erklären. "Wenn der Trend zu günstigen
Übernachtungen geht und auch sonst wenig Geld für Restaurants, Museen
und öffentliche Einrichtungen ausgegeben wird, ist der
Massentourismus nicht weit", warnt Preveden. "Das schlägt sich dann
schnell negativ auf das Image einer Stadt nieder und verprellt Gäste,
die qualitativ hochwertigen oder sogar Luxusurlaub machen wollen."
Tourismus braucht eine passende Strategie
Um einen unkontrollierten Tourismusfluss zu vermeiden, sollten
Städte frühzeitig eine ganzheitliche Tourismusstrategie erarbeiten.
"Diese Strategie sollte in erster Linie der langfristige
Stadtentwicklungsplanung angepasst sein", sagt Preveden. "Nur dann
können diese beiden sich gegenseitig befruchten." Im Fokus sollten
etwa die Verbesserung der Infrastruktur und Lebensqualität stehen,
aber auch Umweltbelange und Smart City-Angebote. Um die Innenstädte
zu entlasten, sollten weniger frequentierte Stadtviertel wiederbelebt
und mit neuen, attraktiven Angeboten aufgewertet werden.
Dazu kommen regulierende Eingriffe, etwa bei der Zahl der
Hotelbetten - aber auch der privaten Unterkunftsangebote: "In Zeiten
der Sharing Economy hat zum Beispiel die unregulierte Vermietung von
Privatwohnungen einen enormen Effekt auf die Übernachtungskosten und
damit auf die Zahl der Touristen in einer Stadt", erklärt Roland
Berger-Partner Preveden. "Alle anderen Bemühungen im Kampf gegen den
"Overtourism" bleiben wirkungslos, wenn die Politik hier keinen
klaren Rahmen vorgibt."
Die Studie können Sie herunterladen unter:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen
Pressekontakt:
Claudia Russo
Head of Marketing & Communications
Germany, Austria and Switzerland
Tel.: +49 89 9230-8190
E-Mail: Claudia.Russo@rolandberger.com
Original-Content von: Roland Berger, übermittelt durch news aktuell
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