Allg. Zeitung Mainz: Halbvoll / Friedrich Roeingh zur UN-Klimakonferenz
Geschrieben am 16-12-2018 |
Mainz (ots) - Hurra, es gibt ein Abschlussdokument. Und alle 200
beteiligten Staaten haben zugestimmt. Allein dieses Ergebnis der
Klimakonferenz in Kattowitz muss eigentlich stutzig machen. In der
Klimapolitik feiern wir ständig, dass sich die Staatengemeinschaft
wieder einmal des Ernstes der Lage bewusst geworden sei. Dass sich
dann so gut wie keiner an die Beschlüsse hält, steht erst beim
nächsten Zusammentreffen wieder auf der Tagesordnung. Die andere
Sichtweise: Tatsächlich bestand das Ziel von Kattowitz allein darin,
ein Regelwerk aufzustellen, nach dem der Weg zum Klimaziel von Paris
überprüft werden kann. Und dieses Regelbuch steht nun. Alle zwei
Jahre muss jedes beteiligte Land seine Fortschritte oder Rückschritte
offenlegen - nach einheitlichen Maßstäben. Optimisten sprechen von
einem Drehbuch für die Weltrettung. Aber auch nüchterner betrachtet
gilt: Transparenz ist manchmal wirkungsvoller als das Aufstellen
ehrgeiziger Ziele. Ob das Prinzip des "Naming and Shaming" - also des
Nennens und Beschämens - die erhoffte Wirkung entfalten wird, muss
sich aber erst noch herausstellen. Immerhin hat sich in Kattowitz der
totgesagte Multilateralismus als handlungsfähig erwiesen. Auch die,
die so laut gegen die Einbindung ihrer Länder in internationale
Regelwerke tönen, mögen sich dem Prozess wohl doch nicht ganz
entziehen. An vorderster Stelle die USA, die engagiert mit verhandelt
haben. Es macht den Eindruck, dass sich die Regierung Trump - auch
mit Blick auf den weltweiten CO2-Zertifikatehandel - einen Rücktritt
vom Austritt offenhält. Umso wichtiger, dass China und Europa nun
engagiert vorangehen, statt nur Papier zu bedrucken.
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