Wohnkostenexplosion in Ballungszentren trifft Überschuldete besonders hart / Aktueller iff-Überschuldungsreport zeigt, viele Überschuldete geben mehr als die Hälfte fürs Wohnen aus
Geschrieben am 18-12-2018 |
Nürnberg / Hamburg (ots) - Ein Fünftel aller Überschuldeten in
Deutschland muss mehr als die Hälfte des eigenen Einkommens fürs
Wohnen ausgeben. Dies zeigt der iff-Überschuldungsreport 2018, der
aktuell zusammen mit "Deutschland im Plus - die Stiftung für private
Überschuldungsprävention" vorgestellt wurde und für den das institut
für finanzdienstleistungen e.V. (iff) Haushalte zur finanziellen
Situation befragt hat.
"Mietsteigerungen treffen diese Gruppe aufgrund ihrer niedrigen
Einkommen besonders hart", sagt Dr. Dirk Ulbricht, Direktor des iff.
Das mittlere Einkommen der Überschuldeten liegt ein Fünftel unterhalb
der Armutsschwelle von 1064 Euro. Der beste Weg aus Armut und
Überschuldung wäre eine auskömmliche Beschäftigung, das bleibt für
die meisten aber nur ein Traum. "Die Hälfte der Überschuldeten ist
arbeitslos und das trotz des Wirtschaftsaufschwungs der letzten
Jahre", führt Ulbricht weiter aus.
Rund 7 Millionen Menschen von Überschuldung betroffen
Seit Jahren wächst die Gruppe der Überschuldeten: Im Jahr 2017
waren in Deutschland rund sieben Millionen erwachsene Menschen
betroffen. "Die Folgen, wie fehlende gesellschaftliche Teilhabe,
erstrecken sich auch auf die in überschuldeten Haushalten
überproportional häufig lebenden Kinder", so Dr. Christiane Decker
von der Stiftung "Deutschland im Plus". "Gerade für diese Familien
ist es schwierig, ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum zu finden".
Aufgrund des niedrigen Einkommens sind Überschuldete besonders stark
von dem Anstieg der Wohnkosten in den Stadtzentren deutscher
Großstädte wie Berlin, München oder Hamburg betroffen. Einkommensarme
und insbesondere auch überschuldete Menschen werden zunehmend in
immer weiter von den Zentren entfernte Randlagen gedrängt. Das erhöht
die Hürde, durch Aufnahme einer Arbeit aus eigener Kraft die Schulden
zurückzuzahlen.
In dem vom Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen e.V.
(iff) und der Stiftung "Deutschland im Plus" vorgestellten Report
wird neben allgemeinen Entwicklungen in Bezug auf Überschuldung auch
die Entwicklung der Einkommen beleuchtet. Entsprechend der gängigen
Armutsdefinition gelten als stark armutsgefährdet die Menschen, die
weniger als 60 Prozent des Medians des in der Bevölkerung gemessenen
auf den Bedarf gerechneten Einkommens zur Verfügung haben. Somit
liegen etwa zwei Drittel der Ratsuchenden unterhalb der
Armutsschwelle in Höhe von 1.064 Euro. Zwar ist das
Pro-Kopf-Einkommen dieser Gruppe zwischen 2008 und 2017 von 770 Euro
auf 880 Euro gestiegen. Dieser rund 14-prozentige Anstieg hat aber
nur zu einem kleinen Teil eine tatsächliche Verbesserung der
Lebenssituation mit sich gebracht. Betrachtet man den um die
allgemeine Preisentwicklung bereinigten Verlauf, ergibt sich
lediglich ein Anstieg von drei Prozent.
Die wichtigsten Überschuldungsauslöser
Betroffene geraten in der überwiegenden Zahl der Fälle ohne ihr
eigenes Zutun in die Überschuldung. Arbeitslosigkeit und reduzierte
Arbeit machen zusammen 26,4 Prozent der angegebenen
Überschuldungsursachen aus. 2011 war der Wert ähnlich, die Bedeutung
dieses Auslösers hat somit trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und
des damit verbundenen Beschäftigungszuwachses nicht an Bedeutung
verloren. Einkommensarmut, der zweitwichtigste Auslöser, war zuletzt
auf 10,4 Prozent zurückgegangen. Krankheit (9,9 Prozent) wird ein
immer bedeutenderer Faktor. Scheidung oder Trennung (9,5 Prozent)
hingegen verlieren in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung,
ebenso wie Konsumverhalten (8,7 Prozent) und gescheiterte
Selbstständigkeit (8,1 Prozent).
Überschuldung vorbeugen
Die Ergebnisse des Überschuldungsreports liefern wichtige
Erkenntnisse für die Arbeit der Stiftung "Deutschland im Plus", die
sich für die Überschuldungsprävention stark macht. "Wir setzten
gezielt da an, wo wir Überschuldung am besten vorbeugen können: bei
den Jugendlichen", berichtet Dr. Christiane Decker, Vorstand der
Stiftung "Deutschland im Plus". "Mit unseren Unterrichtseinheiten zur
finanziellen Bildung bieten wir Schulen und Lehrern einen besonderen
Service: wir machen ihre Schüler fit in Finanzwissen und
sensibilisieren sie für den verantwortungsbewussten Umgang mit ihrem
Budget. So können wir insbesondere Überschuldung durch
Konsumverhalten vorbeugen und jungen Menschen helfen,
eigenverantwortlich mit Geld umzugehen." Seit der Gründung der
Stiftung "Deutschland im Plus" profitierten bereits über 70.000
Schüler von der zusätzlichen Unterrichtseinheit. Darüber hinaus
bietet die Stiftung "Deutschland im Plus" auch erste Hilfe für
Betroffene von Überschuldung - und gibt telefonisch oder online erste
hilfreiche Tipps an die Hand.
Der Überschuldungsreport
Seit 2006 erstellt das iff den jährlich erscheinenden
iff-Überschuldungsreport in Kooperation mit der Stiftung "Deutschland
im Plus". Der Bericht basiert auf einer detaillierten Auswertung von
10.000 Haushalten, die im Jahr 2017 eine Schuldnerberatungsstelle
aufsuchen. Insgesamt beruht der diesjährige iff-Überschuldungsreport
auf einer weiter vergrößerten Datenbasis von mehr als 110.000
Haushalten in ganz Deutschland. Ausgewertet wurden die anonymisierten
Daten von 39 Beratungsstellen in allen 16 Bundesländern. Die
Ergebnisse bilden damit ein belastbares Bild zur Lage der
Ratsuchenden von Schuldnerberatungsstellen ab und schaffen
Transparenz für die Ab- und Herleitung praktikabler
Handlungsempfehlungen.
Der vollständige Bericht ist im Internet unter
http://www.iff-ueberschuldungsreport.de abrufbar.
Pressekontakt:
Für den iff-Überschuldungsreport: Herr Dr. Dirk Ulbricht, Tel: 040 /
3096-9110 und E-Mail: dirk.ulbricht@iff-hamburg.de
Zu den Aktivitäten der Stiftung "Deutschland im Plus": Frau Andrea
Brinkmann, Pressesprecherin Tel: 0911 / 5390-3804 und E-Mail:
info@deutschland-im-plus.de
Original-Content von: Deutschland im Plus - Die Stiftung für private Überschuldungsprävention, übermittelt durch news aktuell
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