Allg. Zeitung Mainz: Umparken / Frank Schmidt-Wyk zum drohenden Verkehrskollaps
Geschrieben am 01-01-2019 |
Mainz (ots) - Weniger Autos - nur so kann vernünftigerweise die
Formel zur Bewältigung der Verkehrsprobleme in den Ballungsräumen
lauten. Mit dieser Kernbotschaft versucht der Deutsche Städtetag zum
Jahresbeginn die Politik auf Bundes- und Landesebene wachzurütteln
und zu erhöhter Investitionsbereitschaft anzustacheln: Gelingt es
nicht, den motorisierten Individualverkehr deutlich zu reduzieren,
drohen die Städte zu ersticken - nicht nur an den Abgasen, sondern
schlicht an den Blechmassen. Doch inBerlin glimmt der Wille, die
Kommunen bei der Verbesserung des Personennahverkehrs finanziell zu
unterstützen, nur auf Sparflamme. Bisher hat die Bundesregierung
nicht viel mehr zustande gebracht als fünf Städten, darunter
Mannheim, mit zusammen 1,35 Millionen Einwohnern zu "Modellstädten"
zu erklären. Den ausgewählten Kommunen stehen für die nächsten zwei
Jahre insgesamt knapp 130 Millionen Euro zur Entwicklung
beispielhafter Verkehrsprojekte zur Verfügung. Das entspricht etwas
mehr als einem Prozent der Summe, die der VW-Konzern 2017 als
Jahresgewinn verbuchte. Mit dem dringend notwendigen "Umparken im
Kopf" tun sich im Autoland Deutschland viele Politiker verdammt
schwer, allen voran Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Der hat
sich jetzt zwar immerhin einen Appell an die Autoindustrie abgequält,
sich bei der Entwicklung sauberer Fahrzeuge mehr anzustrengen.
Letztendlich lieferte der CSU-Mann damit aber nur einen weiteren
Beleg dafür, dass sich in seiner eindimensionalen Gedankenwelt beim
Thema Mobilität weiterhin prinzipiell alles um das Auto dreht und
alternative Konzepte für ihn keiner tieferen Erörterung wert sind.
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