Allg. Zeitung Mainz: Der Notstand / Reinhard Breidenbach
Geschrieben am 27-01-2019 |
Mainz (ots) - Hat Donald Trump tatsächlich einen kleinen Dämpfer
bekommen? Einen, der ihn zumindest ein wenig von seinen notorischen
Lügen, seiner unsäglichen Arroganz und seiner Ignoranz wegbringt? Es
wäre zu schön, um wahr zu sein. Zu befürchten steht eher, dass er
nun, da er beim "Shutdown" zumindest vorerst nachgeben musste, noch
wütender wird, noch unberechenbarer, noch gefährlicher vor allem für
sein eigenes Land und dessen Bürger, aber darüber hinaus für jedes
Land, das mit den USA irgendetwas zu tun hat. Es ist nicht der erste
"Shutdown" in der amerikanischen Geschichte, man kann also nicht
behaupten, dass es ausschließlich an Donald Trump liegt, wenn Bürger
ohne Gehalt in den Zwangsurlaub geschickt werden und schlimmstenfalls
auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Aber andererseits ist eine
solche Lage doch sehr bezeichnend für die Ära Trump: Er richtet
Unheil an, oder verhindert es zumindest nicht. Dies ist so, weil er
den Anforderungen, die das Amt des US-Präsidenten mit sich bringt,
intellektuell und vor allem moralisch nicht annährend gewachsen ist.
Man könnte, wenn das nicht zynisch wäre, davon sprechen, dass diese
Krise auch ihr Gutes hat: Die Zustimmungswerte für Trump sind
gesunken; manche scheinen zu merken, wer sich da im ehrwürdigen
Weißen Haus eingenistet hat. Einer, der mit der Ausrufung des
nationalen Notstandes droht, wo er doch, satirisch formuliert, selbst
der nationale Notstand ist. Einer, der mit einer Mauer in die
Geschichte eingehen will. Dies im Jahre 2019, da der Fall einer
Mauer, der Berliner, 30. Geburtstag feiert.
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