Outdoor-Kleidung: bei Kauf auf fluorfreie Beschichtungen achten / Fluorkohlenstoffverbindungen gefährden Umwelt und Gesundheit - Forderung nach transparenten Lieferketten
Geschrieben am 06-02-2019 |
Dresden/Bremen (ots) - Gut gerüstet gegen Regen, Wind und Schnee?
Für Aktivitäten an der frischen Luft wird zunehmend Funktionskleidung
gekauft. Atmungsaktiv, wasserdicht, öl- und schmutzabweisend soll sie
sein: Eigenschaften, für die Chemikalien eingesetzt werden. Doch wie
gefährlich das Herstellen der Beschichtungen für Gesundheit und
Umwelt ist, war bisher nicht ausreichend erforscht. In einem von der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit
knapp 290.000 Euro geförderten Projekt wurden ausgewählte
fluorkohlenstoffhaltige Chemikalien sowie fluorfreie Alternativen
ökotoxikologisch untersucht. Fazit: "Auf ölabweisende Beschichtungen
sollte im alltäglichen Gebrauch besser verzichtet werden", fasst
Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär, zusammen. Projektergebnisse und
Abschlussveranstaltung mit Vertretern von Hochschulen,
Umweltbundesamt und Outdoorunternehmen ergaben, dass der Nutzen das
hohe Gesundheits- und Umweltrisiko bei der Herstellung nicht
rechtfertigen würde. Verbraucher sollten auf hochwertige im Markt
erhältliche Alternativen achten.
Für risikoarme Herstellung hoher Standard erforderlich
"Das Herstellen des Materials ist häufig eine erhebliche Gefahr
für Mensch und Umwelt, wenn keine hohen Standards in der
Arbeitssicherheit, gut ausgerüstete Produktionsstätten, kein
geschultes Personal und kein gutes Abfall- und Abwassermanagement
damit einhergehen", sagt Projektleiter Prof. Dr. Stefan Stolte von
der Technischen Universität Dresden, Institut für Wasserchemie. Bei
vielen Produktionsstätten beispielsweise in Asien sei dies derzeit
jedoch der Fall. "Im Labor haben wir unter kontrollierten Bedingungen
nachgewiesen, dass krebserregende, giftige oder gesundheitsschädliche
Verbindungen zur Herstellung der Textilien verwendet werden", so
Stolte. Ohne kontrollierte Umweltstandards bei der Produktion würden
die Chemikalien über das Abwasser ungehindert in die Gewässer
gelangen. "Die Nutzung problematischer Chemikalien bei der Produktion
bedeutet aber nicht, dass diese auch in den Textilien zu finden sind"
stellt Stolte heraus.
Umwelt- und Gesundheitsgefahren durch Fluorkohlenstoffverbindungen
Dr. Max Hempel, DBU-Fachreferent für Umweltchemie: "Vor allem PFC,
also per- und polyfluorierte Chemikalien, bleiben sehr lange in der
Umwelt, reichern sich in Organismen an, sind gesundheitsgefährdend
und können die Fortpflanzung beeinträchtigen." Langkettige PFC mit
mehr als acht Kohlenstoffatomen seien 2016 deshalb von der
Europäischen Union (EU) als Substanzen mit besonders Besorgnis
erregenden Eigenschaften eingestuft und für viele Anwendungen
verboten worden. "Bisher wurden kurzkettige PFC als Alternativen für
die langkettigen angesehen", erläutert der Projektleiter, der zu
Projektbeginn an der Universität Bremen, Zentrum für Umweltforschung
und nachhaltige Technologien, lehrte. "Hierfür fehlte den Unternehmen
allerdings die chemische und ökotoxikologische Expertise." Im jetzt
abgeschlossenen Projekt seien Wissenslücken geschlossen worden.
Im Alltag reichen atmungsaktive und wasserabweisende Funktionen
Dr. Jürgen Arning vom Umweltbundesamt in Dessau, das das Projekt
begleitet hat: "Die Nutzung von kurzkettigen PFC birgt neue Gefahren,
weil diese viel mobiler in der Umwelt sind." Solange es keine
Alternative zu den Chemikalien gebe, sollte die Nutzung auf das
unbedingt erforderliche Maß reduziert werden. "Bei persönlicher
Schutzkleidung wie im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr macht der
Einsatz von öl- und schmutzabweisenden Materialien Sinn", so der
Wissenschaftler. Aber im normalen Alltag und bei der
Freizeitgestaltung würden atmungsaktive und wasserabweisende
Funktionen reichen, die auch ohne fluorhaltige Chemikalien erzielt
werden könnten und im Markt auch angeboten würden. Der Bundesverband
der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI, Bonn), Kooperationspartner
des Projekts, und viele mittelständische Outdoor-Unternehmen seien
aufgrund der Umwelt- und Gesundheitsgefahren bestrebt, alternative
Textilveredelungschemikalien mit vergleichbarer Funktionalität zu
ermitteln. Die Forscher hatten kurzkettige PFC, die auch öl- und
schmutzabweisend sind, sowie PFC-freie Substanzen, die nur
wasserabweisende Eigenschaften haben, untersucht. Beides wird derzeit
von Outdoor-Herstellern für die Beschichtung von beispielsweise
Jacken, Hosen und Zelten eingesetzt.
Gesetzliche Standards kontrollieren und Lieferketten transparent
machen
"Die Outdoorbranche lebt davon, dass Freizeitaktivitäten als
gesundheitsförderlich empfunden werden. Das Bewusstsein für Umwelt
und Gesundheit ist bei vielen dieser Unternehmen ausgeprägter als in
anderen Branchen", so Hempel. Kunden könnten und sollten beim Kauf
von Outdoortextilien auf die Inhaltsstoffe achten oder im Geschäft
nachfragen. Kritisch sehen die Projektbeteiligten derzeit allerdings
die Deklaration der Inhaltsstoffe. Hempel: "In den untersuchten
Proben wurden Gefahrstoffe nachgewiesen, die teilweise nicht im
Sicherheitsdatenblatt der Hersteller aufgeführt wurden." Gesetzliche
Standards gebe es bereits, doch die Kontrolle müsse noch verbessert
werden. Für transparente Lieferketten müsse ebenso gesorgt werden.
Hinweis für Redaktionen:
Eine Pressefachinformation zum Projekt steht zum Download zur
Verfügung unter: https://www.dbu.de/123artikel38145_2698.html
Der Abschlussbericht steht zum Download zur Verfügung unter:
https://www.dbu.de/projekt_31708/01_db_2848.html
Pressekontakt:
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Kerstin Heemann
Jessica Bode
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
0541|9633-521
0171|3812888
presse@dbu.de
www.dbu.de
Original-Content von: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), übermittelt durch news aktuell
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