BERLINER MORGENPOST: Eine Ära geht zu Ende / Leitartikel von Peter Zander
Geschrieben am 06-02-2019 |
Berlin (ots) - Servus sagt man gewöhnlich erst zum Schluss. Dieter
Kosslick hat freilich schon vor zehn Tagen bei der
Berlinale-Pressekonferenz erste Abschiedsworte gefunden. Und das gab
wohl schon den Ton für die nächsten Tage vor. Denn das 69.
Filmfestival, das er am heutigen Donnerstagabend am Potsdamer Platz
eröffnen wird, ist zugleich das letzte, das er zu verantworten hat.
Am 31. Mai wird er, einen Tag nach seinem 71. Geburtstag, sein Büro
räumen. Damit geht wirklich eine Ära zu Ende. Denn es ist ja nicht
nur Kosslick, der geht. Die Spitze der Panorama-Sektion hat schon
letztes Jahr gewechselt. Der ehemalige Forum-Chef leitet inzwischen
das Filmfestival in Marrakesch, sein Posten wird noch kommissarisch
vertreten. Und auch die Leiterin der Kurzfilmabteilung geht andere
Wege. Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, die nächstes Jahr die
Berlinale erstmals als Doppelspitze leiten, werden also mit einer
richtigen Stunde null beginnen müssen. Und das in einem Jahr, in dem
auch noch ein großes Festival ansteht: der 70. Geburtstag der
Berlinale. Bevor man dann einen großen Rückblick werfen wird auf die
lange Geschichte des Festivals, wird man in den nächsten elf Tagen
vor allem auf die letzten 18 Jahre zurückblicken. Kosslick plant zwar
anders als sein Vorgänger Moritz de Hadeln 2001 keine besonderen
Events zu seinem Abschied. Aber an anderen Stellen, so hört man, ist
sehr wohl geplant, Kosslick zu würdigen und zu huldigen. Es wird also
eine sehr emotionale Berlinale mit vielen sentimentalen Momenten.
Dieter Kosslick hat das verdient. Den Auftrag, den man ihm bei
Amtsantritt gab, hat er mehr als erfüllt. Den nämlich, das Festival
groß zu machen. Kosslick hat die Berlinale über ihr Epizentrum am
Potsdamer Platz hinaus über die Stadt ausgedehnt, ist in Kieze
gedrungen, hat auch alle anderen Künste miteinbezogen und aus einem
eher elitären Filmfestival ein populäres Stadtfestival gemacht. Vor
allem hat er auch das deutsche Kino mit dem Festival versöhnt und
auch den Nachwuchs gleich mit eingebunden. Filmförderung mit den
Mitteln eines Festivals. Und er hat das Publikumsfestival - was die
Berlinale ja schon immer war und was sie von anderen A-Festivals
signifikant unterscheidet - noch mal entscheidend ausgebaut. Das
alles sind unbestreitbare Verdienste, die man Dieter Kosslick nicht
hoch genug anrechnen kann. Freilich gab es auch immer wieder Kritik
an seiner Programmauswahl, die in den letzten Jahren immer lauter
wurde. Den bösen Brief zahlreicher Filmschaffender, der 2017 an die
Öffentlichkeit gelangte und den Berlinale-Chef vor aller Welt
diskreditierte, hat Kosslick allerdings nicht verdient. Auch nicht,
dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ihm nicht den
Rücken stärkte, sondern danach verkündete, sein Vertrag werde über
2019 nicht weiter verlängert. Kosslick hatte das ohnehin nie
vorgehabt. Die Wogen haben sich, das ist zu hoffen, etwas geglättet.
Ein Festivalchef genießt bei seiner letzten Ausgabe so etwas wie
Narrenfreiheit, das war auch bei de Hadeln so. Natürlich wird
Kosslick noch mal allen zeigen wollen, was in ihm steckt und was mit
ihm verloren geht. Und auch seine Kritiker werden nicht ruhen und
nach möglichen Schwächen und Verschleißerscheinungen suchen, um sagen
zu können, sie hätten es schon immer gewusst. Unter diesen Prämissen
und Reibungen kann das ein sehr spannendes Festival werden. Am Ende
werden aber wohl doch die verklärenden Momente überwiegen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
673569
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Bremer CDU-Spitzenkandidat ist froh über Entscheidung der Partei gegen Friedrich Merz Düsseldorf (ots) - Der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in
Bremen, Carsten Meyer-Heder, hat die Entscheidung der Bundespartei
gegen Friedrich Merz als Vorsitzenden als Hilfe im Wahlkampf in der
Hansestadt bezeichnet. "Merz hätte so stark polarisiert, dass die CDU
für viele in Bremen nicht wählbar gewesen wäre", sagte Meyer-Heder
der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Die CDU in Bremen
ist wahrscheinlich so konservativ wie die SPD in Bayern", fügte der
57-jährige IT-Unternehmer hinzu. Von Parteichefin Annegret
Kramp-Karrenbauer mehr...
- Rheinische Post: Heil verteidigt Grundrente gegen Kritik Düsseldorf (ots) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat
sein Konzept für eine Grundrente gegen Kritik verteidigt. "Bei der
Grundrente geht es um Respekt vor Lebensleistung. Es kann nicht sein,
dass Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, im Alter zum
Sozialamt gehen müssen", sagte Heil der Düsseldorfer "Rheinischen
Post" (Donnerstag). Jemand, der über Jahrzehnte etwas geleistet hat,
habe das Recht, deutlich mehr Rente zu bekommen als jemand, der nicht
gearbeitet hat, so der Minister. "Deshalb soll es auch keine
Bedürftigkeitsprüfung mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Wirtschaft/ Bahn/ Halles neuer Rangierbahnhof kommt an seine Grenzen Halle (ots) - Halle. Der vor sieben Monaten eröffnete neue
Rangierbahnhof in Halle kommt schon bei geringer Auslastung an seine
Grenzen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutschen
Zeitung (Donnerstag-Ausgabe). Demnach konnten kurz vor dem
Jahreswechsel im Schnitt täglich nur knapp 800 Waggons abgefertigt
werden; das ist ein Drittel der vorgesehenen Kapazität. In der Folge
stauten sich auf Zufahrtsstrecken Güterzüge mit dem Ziel Halle oder
wurden gleich zu anderen Bahnhöfen umgeleitet, wie das Blatt in
seiner Donnerstagausgabe mehr...
- Weser-Kurier: Zille rechnet mit Schwächung des ANC Bremen (ots) - Mit einer Schwächung des ANC, nicht jedoch mit
einem Verlust der Mehrheit rechnet die südafrikanische Politikerin
Helen Zille bei den voraussichtlich im Mai stattfindenden Wahlen. Im
Interview mit dem WESER-KURIER sagte sie, sie denke nicht, dass in
Südafrika zum ersten Mal die Mehrheit des ANC falle. "Aber die
Mehrheit wird sinken, und das ist gut." Zur aktuellen Lage des Landes
sagte die Premierministerin der Provinz Westkap, zwar versuche der
neue Präsident Cyril Ramaphosa auch die Korruption zu bekämpfen.
"Aber mehr...
- NOZ: Umweltstiftung verteidigt Umwelthilfe Osnabrück (ots) - Umweltstiftung verteidigt Umwelthilfe
Generalsekretär Bonde: Greta steht beispielhaft für die junge
Generation
Osnabrück. In der Diskussion um Abgasgrenzwerte für Autos hat der
Chef der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) die umstrittene
Deutsche Umwelthilfe (DUH) verteidigt. In einem Interview mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Alexander Bonde, "Ausgangspunkt
ihrer Erfolge vor Gericht war immer, dass jemand bestehendes Recht
verletzt - und das war nicht die DUH".
Auch die Tätigkeit der schwedischen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|