Rheinische Post: Kommentar /
Corbyns Schatten
= VON MATTHIAS BEERMANN
Geschrieben am 07-02-2019 |
Düsseldorf (ots) - Man kann nicht behaupten, dass Labour-Chef
Jeremy Corbyn ein glühender Befürworter der EU wäre. Der kauzige
Altlinke neigt im Herzen eigentlich dem Brexit zu, aus rein
ideologischen Gründen. Brüssel, das ist für Corbyn das düstere
Machtzentrum des Kapitals. Dumm nur, dass die EU auch jede Menge
angenehme Sozialstandards und Arbeitsschutzgesetze erlassen hat, die
dem britischen Arbeitnehmer direkt zugute kommen. Und dumm auch, dass
viele Labour-Mitglieder den ganzen Brexit inzwischen am liebsten
abblasen würden. Bisher hatte Corbyn gezockt und versucht, das
Brexit-Chaos zu nutzen, um Neuwahlen zu erreichen. Jetzt ist er
endlich über seinen Schatten gesprungen und hat die Bedingungen
genannt, unter denen Labour den Brexit-Deal von Premierministerin
Theresa May im Unterhaus unterstützen würde. Es ist völlig offen, ob
May darauf eingeht, denn Corbyns Forderungen liefen auf einen stark
abgemilderten Brexit heraus, der Mays Tories spalten würde. Aber
jetzt liegt erstmals eine Skizze für eine mögliche überparteiliche
Einigung auf dem Tisch - ein enormer Fortschritt.
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