BERLINER MORGENPOST: Null Promille für alle / Leitartikel von Julia Emmrich zum Verkehrsunfällen
Geschrieben am 21-02-2019 |
Berlin (ots) - Kurzform: Null Promille, null Toleranz gegenüber
Rückständen von Cannabis oder anderen Drogen - das klingt hart. Wer
das fordert, macht sich erst mal keine Freunde. Eine solche
Entscheidung - wie sie in vielen osteuropäischen Ländern längst
gefallen ist - aber macht die Sache am Ende einfach und den
Straßenverkehr sicherer. Und sie liefert eine ganz klare Richtschnur
für jeden Einzelnen: "Kenne dein Limit" ist zwar ein netter Spruch.
Aber wer kennt schon sein Limit wirklich? Wer weiß schon, wann die
bislang erlaubten 0,5 Promille erreicht sind? Deswegen: Ein
gesetzliches Limit ist wichtig. Es kann nur bei null liegen.
Der vollständige Leitartikel: Um es vorwegzuschicken: Die Autorin
dieser Zeilen hält sich für eine sichere Autofahrerin - auch noch mit
einem halben Glas Rotwein im Blut. Sicherer zumindest als mancher
Sonntagsfahrer. Sicherer auch als Führerscheinneulinge oder Menschen,
die beim Autofahren telefonieren oder das Navi programmieren.
Trotzdem ist es Zeit für einen klaren Schnitt: Wer Drogen im Blut
hat, sollte die Finger vom Steuer lassen. Und auch vom Fahrradlenker.
Denn diese subjektive Sicherheit, die viele ja so oder so ähnlich
empfinden, ist trügerisch. Was, wenn die letzten Nächte kurz waren
und der Magen leer ist? Schon bei 0,2 Promille lassen Konzentration
und Sehvermögen nach. Was, wenn dann zum halben Glas Rotwein Faktoren
kommen, die für sich genommen schon ausreichen, um das Fahren
schwierig zu machen - Regen, Dunkelheit, Glatteis, Feierabendverkehr?
Genau. Dann kann dieses halbe Glas genau ein halbes Glas zu viel
sein. Deshalb: Schluss mit dem Selbstbetrug. Schluss auch mit den
Diskussionen am Ende eines geselligen Abends. Über die
rauschmindernde Wirkung eines saftigen Dreigangmenüs. Über
Körpervolumen und Abbautempo und Schleichwege, um sich nicht von der
Polizei erwischen zu lassen. Oder über gute alte Zeiten, als man noch
mit einer halben Flasche intus ... Schluss damit. Seit 2007 gilt für
Fahranfänger in der zweijährigen Probezeit sowie für alle Fahrer
unter 21 Jahren die Null-Promille-Grenze. Das ist klug. Klüger wäre
es, diese Regelung auf alle Fahrer auszudehnen: Die Promillegrenze
muss in Deutschland auf null gesenkt werden. Das Gleiche muss auch
für illegale Drogen gelten - also auch für Cannabis. Echt? Muss das
sein? Und hieße das, in Zukunft sogar auf Soßen oder Nachspeisen zu
verzichten, bei denen ordentlich viel Alkohol zum Rezept gehört? Ja,
das hieße es vermutlich schon. Doch ehrlich gesagt, ist es bereits
heute einfacher, sich nicht zu beschränken, weder beim Essen noch bei
den Getränken, und nachher einfach den Bus, die Bahn oder das Taxi zu
nehmen. Doch was wäre bei einer Null-Toleranz-Grenze mit denjenigen,
die zum Beispiel Cannabis mit staatlicher Erlaubnis als Medikament
nehmen? Ganz einfach: Für sie würde das dasselbe Argument gelten, das
auch für andere Medikamente gilt, die das Bewusstsein verändern:
Schlaf- und Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, die Betäubungsspritze
beim Zahnarzt oder die Kurzzeitnarkose bei ambulanten Eingriffen. Wer
unter Einfluss solcher Mittel steht und Auto fährt, der riskiert
Leben. Und schließlich: Überall dort, wo aktuell über eine
Legalisierung von Cannabis nachgedacht wird - und sei es zunächst nur
im Rahmen von Modellversuchen -, überall dort werden demnächst
Menschen am Steuer sitzen, die überhaupt nicht einschätzen können,
wie und vor allem wie lange die Droge wirksam ist. Hier nun mit
Grenzwerte-Anpassungen zu kommen, die am Ende noch von Bundesland zu
Bundesland unterschiedlich ausfallen, verwirrt eher als dass es
hilft. Null Promille, null Toleranz gegenüber Rückständen von
Cannabis oder anderen Drogen - das klingt hart. Wer das fordert,
macht sich erst mal keine Freunde. Eine solche Entscheidung - wie sie
in vielen osteuropäischen Ländern längst gefallen ist - aber macht
die Sache am Ende einfach und den Straßenverkehr sicherer. Und sie
liefert eine ganz klare Richtschnur für jeden Einzelnen: "Kenne dein
Limit" ist zwar ein netter Spruch. Aber wer kennt schon sein Limit
wirklich? Wer weiß schon, wann die bislang erlaubten 0,5 Promille
erreicht sind? Deswegen: Ein gesetzliches Limit ist wichtig. Es kann
nur bei null liegen.
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