BERLINER MORGENPOST: Quantensprung im Nahverkehr / Kommentar von Joachim Fahrun zum neuen Nahverkehrsplan
Geschrieben am 25-02-2019 |
Berlin (ots) - Wer regelmäßig zu den Stoßzeiten in Berlins Bussen
und Bahnen unterwegs ist, für den ist heute ein guter Tag. Der Senat
wird mit dem neuen Nahverkehrsplan einen Quantensprung beschließen
für ein System, das durch das Bevölkerungswachstum an seine Grenzen
stößt. Als Finanzsenator Thilo Sarrazin vor 15 Jahren den ersten
Verkehrsvertrag mit der BVG abschloss, herrschte noch der Geist des
Sparens in einer von der Haushaltskrise gebeutelten Stadt. Jetzt aber
müssen die Weichen gestellt werden für die Mobilität einer wachsenden
Metropole. Straßenbahnen sollen die Hauptlast bewältigen. In den
nächsten acht Jahren soll es zehn neue Linien beziehungsweise
Verlängerungen geben. Dabei ist es richtig, überlastete Buslinien
durch die deutlich leistungsfähigeren Trams zu ersetzen. Gleichwohl
sollte die Koalition noch einmal über ihre Position zu U-Bahnen
nachdenken. Ja, diese unterirdischen Linien sind teuer. Aber wer zum
Beispiel einen komplett neuen Stadtteil und ein modernes Industrie-
und Wissenschaftsgebiet auf dem Noch-Flughafengelände in Tegel plant,
sollte eine möglichst gute Anbindung sicherstellen, auch unter der
Erde. Die Kosten für die Nahverkehrsoffensive sind erheblich. 28
Milliarden Euro in den nächsten 16 Jahren. Auf die einzelnen Jahre
heruntergerechnet nehmen sich die 1,76 Milliarden pro Jahr angesichts
eines 30-Milliarden-Haushaltes jedoch verkraftbar aus. Zumal Bund und
EU mit Fördermitteln helfen werden. Niemand wird ernsthaft behaupten,
dass es zum Senatsplan sinnvolle Alternativen gibt. Den Verkehr der
Zukunft mit noch mehr Autos auf den Straßen bewältigen zu wollen,
wäre absurd. Es muss komfortabler werden, Busse und Bahnen zu nutzen,
auch und gerade außerhalb des S-Bahnrings. Deshalb sind auch neue
Modelle wie Rufbusse so wichtig. Sie schaffen neue Argumente, auf den
öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
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