Mobile World Congress: Deutsche Umwelthilfe kritisiert kaum vorhandene Nachhaltigkeit bei Smartphones & Co.
Geschrieben am 27-02-2019 |
Berlin (ots) - Branche der Informations- und
Kommunikationstechnologie (IKT) lässt Schrottberge wachsen - Immer
kürzere Nutzungszyklen und steigende Ressourcenverbräuche - DUH
fordert Umweltministerin Schulze auf, Dienstleistungen zum Erhalt von
Smartphones und umweltfreundliche Produkte finanziell zu fördern -
Nötig sind verbindliche Standards zum Ökodesign und ein Pfand auf
Smartphones - Verbrauchern empfiehlt die DUH gebrauchte Geräte zu
kaufen und lange zu nutzen - Neue DUH-Sammelinitiative "Handys für
die Umwelt" zur Wiederverwendung und dem Recycling von Handys
gestartet
Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist
Nachhaltigkeit bei Smartphones und Co. noch immer die Ausnahme.
Darauf macht der Umwelt- und Verbraucherschutzverband im Rahmen der
weltweit größten Mobilfunkmesse "Mobile World Congress" in Barcelona
aufmerksam. Kaum ein anderer Industriebereich verdeutlicht den
verschwenderischen Umgang mit Ressourcen so stark, wie die
Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Immer kürzere
Nutzungszyklen führen zu wachsenden Schrottbergen und steigenden
Ressourcenverbräuchen.
Damit Umweltschutz in der IKT-Branche wirklich umgesetzt wird,
fordert die DUH Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf,
Dienstleistungen zum Erhalt von Geräten und nachhaltige Produkte
finanziell zu fördern, Standards zum Ökodesign festzulegen, ein
Handypfand sowie Vorgaben zum Einsatz von Recyclingmaterial
einzuführen.
Eine Studie der DUH zur Nachhaltigkeit von Smartphones,
Festnetztelefonen sowie Routern aus dem Jahr 2018 zeigt, dass
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der IKT-Branche kaum
umgesetzt werden (http://l.duh.de/p190227). Nach Einschätzung der DUH
hat sich daran bis heute nichts geändert. IKT-Geräte gehen immer
schneller kaputt und ständig kommen neue Modelle auf den Markt, für
deren Herstellung viel Energie und wertvolle Ressourcen aufgewendet
werden.
"Allein in Deutschland wandern 24 Millionen neue Smartphones Jahr
für Jahr über die Ladentheke, mit verheerenden Auswirkungen für die
Umwelt. Um die immer kürzer werdenden Produktzyklen zu stoppen,
müssen Dienstleistungen zum Erhalt von Smartphones im Vergleich zum
Erwerb neuer Produkte steuerlich begünstigt werden. Auch besonders
umweltfreundliche Geräte, wie zum Beispiel gebrauchte Smartphones,
sollten durch finanzielle Anreize für Verbraucher interessanter
gemacht werden", sagt die Stellvertretende
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Umweltministerin Schulze
ist gefordert eine gesetzliche Regelung auf den Weg zu bringen.
"Hersteller von Smartphones müssen stärker als bisher in die
Pflicht genommen werden, Originalersatzteile zu verhältnismäßigen
Kosten anzubieten. Kostenlose Reparaturanleitungen und
Software-Updates müssen für die erwartete Lebensdauer der Geräte zur
Verfügung gestellt werden", fordert der Stellvertretende
DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.
Unternehmen wie Fairphone und Shift zeigen wie es geht. Sie machen
originale Ersatzteile für unabhängige Reparaturbetriebe und auch für
Verbraucher verfügbar, wodurch Reparaturen überhaupt erst möglich
werden.
Auch beim Ökodesign muss aus Sicht der DUH nachgebessert werden.
"Umweltministerin Schulze muss verbindliche Standards zum Ökodesign
festlegen, damit Produkteigenschaften wie Haltbarkeit,
Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und auch der Einsatz von
Recyclingmaterialien im Markt zur Regel werden. Beispielsweise
sollten Akkus und Displays für die Nutzer problemlos austauschbar
sein", sagt Sommer.
Damit ausgediente Geräte für eine erneute Wiederverwendung
aufbereitet oder recycelt werden können, ist es notwendig, dass sie
getrennt gesammelt werden. Doch den in der IKT-Branche jährlich in
Verkehr gebrachten Neugeräten mit einem Gesamtgewicht von einer
viertel Million Tonnen stehen nur rund 9.000 Tonnen Altgeräte
gegenüber, die für die Wiederverwendung gesammelt und aufbereitet
werden. Eine desaströse Bilanz. Deshalb fordert die DUH von
Umweltministerin Schulze die Einführung eines Handypfands. Der
Smartphone-Hersteller Shift erhebt als einziges IKT-Unternehmen
bereits ein Pfand in Höhe von 22 Euro.
Allein in deutschen Schubladen schlummern rund 124 Millionen
Handys, die vier Tonnen Gold, 38 Tonnen Silber und mehr als 2.000
Tonnen Kupfer beinhalten. Die professionelle Wiederaufbereitung eines
einzigen Smartphones kann 14 Kilogramm Primärressourcen und 58
Kilogramm CO2 einsparen. "Es ist wichtig, dass Handys nicht nutzlos
in Schubladen herumliegen, sondern auch tatsächlich genutzt werden.
Um ihnen ein zweites Leben zu ermöglichen, hat die DUH die
erfolgreiche Sammelinitiative 'Handys für die Umwelt' neu gestartet.
Mit unseren Sammelboxen können alte Handys an Sammelstellen einfach
und bequem erfasst und ihnen ein zweites Leben gegeben werden. Je
mehr Bürger, Kommunen und Unternehmen mitmachen, desto besser für die
Umwelt", sagt Metz.
Für den Schutz von Umwelt und Ressourcen empfiehlt die DUH
Verbrauchern gebrauchte Geräte zu kaufen, sie möglichst lange zu
nutzen und Schäden, zum Beispiel durch Schutzhüllen oder
Displayfolien, vorzubeugen. Umweltzeichen wie der "Blaue Engel" und
Produktbewertungen von Prüforganisationen wie Stiftung Warentest oder
Öko-Test helfen besonders umweltfreundliche Geräte zu erkennen.
Links:
Zur Studie "Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen in der Informations-
und Kommunikationstechnik": http://l.duh.de/p190227
Mehr zur DUH-Handysammlung: https://www.handysfuerdieumwelt.de/
Informationen zu Umweltauswirkungen von Handys:
https://www.duh.de/projekte/althandy/
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellv. Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Philipp Sommer, Stellv. Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-462, sommer@duh.de
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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