neues deutschland: Milchmännchens Rechnung¶
Der »bereinigte« Gender Pay Gap ist unsauber, findet Lotte Laloire¶
Geschrieben am 17-03-2019 |
Berlin (ots) - Nur ein Schwanzvergleich unter Statistiknerds, so
scheint es. Es geht darum, ob der »bereinigte« oder der
»unbereinigte« Gender Pay Gap der richtige Wert für die Lohnlücke
zwischen Männern und Frauen ist. Diese Frage ist hochpolitisch. Als
»Bullshit« bezeichnen Typen auf Twitter den »unbereinigten« Wert von
21 Prozent, den das Bundesamt für Statistik zum Equal Pay Day
veröffentlicht hat. Ein Autor vom Onlinemagazin Telepolis meinte
einmal, in der Zahl schlummere ein »Irrtum«, sie verfälsche »die
tatsächliche wirtschaftliche Lage der meisten Männer«. Neunmalkluge,
Normalos, Konservative und Rechte bemühen statt der realen 21 Prozent
häufig den niedrigeren Wert von sechs Prozent. Doch dieser
»bereinigte« Wert ist alles andere als eine saubere Sache. Dabei wird
alles herausgerechnet, was Frauen benachteiligt - und schon wirkt der
Sexismus kleiner. Zu dieser Milchmännchenrechnung gehören Märchen,
die sowohl Männer als auch Frauen leider immer wieder abspulen - oft
unbewusst: So heißt es, Frauen ergriffen schlechter bezahlte Berufe
(stimmt teilweise), dadurch entstehende Unterschiede sollten nicht
berücksichtigt werden (Bullshit), sie seien »natürlich« (Irrtum) oder
rührten aus »freien Entscheidungen« der Frauen (falsch). Am
»bereinigten« Gender Pay Gap ist vor allem eines richtig: Durch ihn
lässt sich die Schuld an der Misere den Benachteiligten selbst in die
Schuhe schieben, statt etwas im zurückgebliebenen Deutschland und auf
seinem Ausbeutermarkt ändern zu müssen.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
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